Arzneimittel und Therapie

HIV-Infektion: Resistenz gegen antiretrovirale Arzneimittel – trotzdem wei

Patienten mit einer resistenten HIV-Infektion profitieren dennoch von der weiteren antiretroviralen Therapie. Ein Absetzen der Therapie führt zu einer Veränderung des Virus, das zwar nun empfindlicher auf den Arzneistoff reagiert, aber gleichzeitig eine höhere Replikationsrate aufweist. Da die Plasma-HIV-RNA-Werte unmittelbar nach Therapieabbruch ansteigen, scheint die Pharmakotherapie auch bei einer Resistenz eine antivirale Aktivität aufzuweisen.

Das Ziel einer antiretroviralen Therapie ist eine vollständige Unterdrückung der viralen Replikation. Dies gelingt jedoch nur in 30 bis 60% aller Fälle, und es stellt sich die Frage, ob Patienten, die nicht auf eine Pharmakotherapie ansprechen - also eine persistente Virämie aufweisen - weiterbehandelt werden sollen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch in diesen Fällen eine Pharmakotherapie einen immunologischen und klinischen Nutzen aufweist. Um diesen genauer beurteilen zu können, wurden in einer kleineren Studie die Folgen eines Therapieabbruchs bei einer persistenten Virämie untersucht.

Das primäre Studienziel dabei war festzustellen, ob eine kontinuierliche Pharmakotherapie (mit Lamivudin, Abacavir, Nevirapin, Saquinavir, Indinavir) einen Nutzen für den resistenten Patienten aufweist und die zugrunde liegenden virologischen Mechanismen aufzuhellen. Sekundäres Studienziel war die Frage, wie sich das Virus nach Abbruch der antiviralen Therapie verhält.

Studie mit resistenten Patienten

Für die Studie wurden 16 Patienten ausgewählt, die seit mindestens einem Jahr einen HIV-Proteaseinhibitor einnahmen, deren Plasma-HIV-RNA-Wert während der letzten sechs Monate über 2500 Kopien pro Milliliter betrug und deren CD4-Zahl nach der Therapie mit dem Proteaseinhibitor mindestens 100 Zellen pro mm3 höher lag als vor der Behandlung.

Ein Teil der Patienten (5) behielt seine gewohnte Therapie bei, der andere (11 Patienten) setzte die antiretrovirale Therapie ab. In wöchentlichen Abständen wurden die Plasma-HIV-RNA-Werte, die Zahl der CD4-Zellen und die Ansprechbarkeit auf die Pharmakotherapie gemessen. Die virale Replikationskapazität wurde zu Beginn der Studie und nach zwölf Wochen ermittelt. Das dreimonatige Aussetzen der Therapie führte zu den folgenden Veränderungen.

Fortsetzen der Therapie lohnte sich

JoUnter der kontinuierlichen antiretroviralen Therapie blieben die Plasma-HIV-RNA-Werte, die Zahl der CD4-Zellen und die Ansprechbarkeit auf die Arzneistoffe (d. h. die Resistenzlage) stabil.

  • Die zwölfwöchige Therapiepause führte zu einer durchschnittlichen Abnahme der CD4-Zellen um 128 Zellen/mm3 und zu einem Anstieg der Plasma-HIV-RNA-Werte um 0,84 log Kopien/ml.
  • Die virale Replikationsfähigkeit (gemessen mithilfe eines rekombinanten Virus-Assays) war zu Studienbeginn gering und stieg nach dem Therapieabbruch an.
  • 16 Wochen nach dem Therapieabbruch sprachen alle bei Therapiebeginn resistenten Viren wieder auf die HIV-Proteasehemmer an, d. h. der Virustyp hatte sich verändert. Diese Ansprechbarkeit begann durchschnittlich sechs Wochen nach Therapieabbruch und war zeitgleich assoziiert mit einem Anstieg der Plasma-HIV-RNA-Werte und der Abnahme der CD4-Zellen. Das bedeutet also, dass der Therapieabbruch zu einer verbesserten Ansprechbarkeit auf den HIV-Proteasehemmer führt, sich aber andere Parameter wie Plasma-HIV-RNA-Werte und CD4-Zahlen negativ veränderten. Mit dem veränderten Virustyp stieg also auch dessen Fähigkeit zur Replikation und zur Ausbreitung in den Zielzellen an.

Literatur: Deeks, S., et al.: Virologic and immunologic consequences of discontinuing combination antiretroviral-drug therapy in HIV-infected patients with detectable viremia. N. Engl. J. Med. 344, 472 - 480 (2001). Frenkel, L., et al.: Should patients with drug-resistant HIV-1 continue to receive antiretroviral therapy? N. Engl. J. Med. 344, 520 - 522 (2001).

Auch Patienten mit einer resistenten HIV-Infektion profitieren weiterhin von einer antiretroviralen Therapie. Ein Therapieabbruch scheint zur Entwicklung eines veränderten Virus zu führen, das zwar nun wieder auf eine Pharmakotherapie anspricht, aber gleichzeitig eine hohe Replikationsrate aufweist.

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