Arzneimittel und Therapie

Prof. Dr. Theo Dingermann: Verkürzte Zitate führen zu Missverständnissen

"Die Hauptschuld tragen Ärzte und Apotheker." Mit dieser reißerischen Überschrift, ist ein Interview überschrieben, das Prof. Dr. Theo Dingermann dem Journalisten Michael Emmrich von der "Frankfurter Rundschau" am 16. August gegeben hat und das am 17. August in der "Frankfurter Rundschau" erschien. Dazu äußert sich Professor Dingermann wie folgt.

"Ich möchte hier klarstellen: Diesen Satz habe ich nie gesagt, und alle diejenigen, die den Beitrag gelesen haben, werden mir, so denke ich, glauben. Ich habe vielmehr darauf hingewiesen, dass man nicht der Firma Bayer das Desaster um diesen Wirkstoff alleine anlasten kann, und ich halte es nach wie vor für wichtig, dass man dies aus pharmazeutischer Sicht auch sagen sollte, auch wenn das unangenehme Rückfragen provoziert. So ist es mir ergangen, denn einige der Todesfälle sind vermutlich deshalb zu beklagen, weil ein Warnhinweis missachtet wurde, der Fachkreisen wie Patienten zugänglich war. "Die Verantwortung (für die durch die Kombination mit Gemfibrozil ausgelösten Todesfälle) liegt deshalb in erster Linie bei den Ärzten und in zweiter Linie bei den Apothekern", sortiert Dingermann die Ebenen. Der Arzt dürfe keine zwei sich ausschließenden Medikamente verordnen und dies müsse auch Apothekern auffallen. So steht es (inhaltlich korrekt wiedergegeben) in dem FR-Beitrag.

Was hier vielleicht der ein oder andere "negativ" auffassen kann, war positiv gemeint. Denn in dem Gespräch habe ich versucht - wie ich das übrigens bei jeder passenden Gelegenheit tue - deutlich zu machen, wie wichtig die Rolle des Apothekers bei der sachgemäßen Versorgung der Bevölkerung ist. Auch dies ist in dem Beitrag dokumentiert, allerdings an ganz anderer Stelle: Doch in der Zwischenzeit appelliert Theodor Dingermann erst einmal an die Politik, etwa eine Medikamentenfreigabe im Internet zu verhindern. Denn damit würde ohne Not auf das vorhandene Kontrollsystem verzichtet und "Arzneimittelkatastrophen Tür und Tor" geöffnet.

Noch schlimmer wird es, wenn weiter verkürzt wird. So verbreitet dpa zu diesem Beitrag eine Meldung, die folgendes Statement enthält: Nach Dingermanns Einschätzung müssten auch die mit Lipobay verwandten anderen Statine vom Markt genommen werden. Sie hätten ähnliche Nebenwirkungen, wenn auch noch nicht so viele gemeldet worden seien. So habe ich es auch in der PZ-online gelesen und dabei die Quelle erfahren. Der Passus in der FR liest sich so: Denke man den Lipobay-Fall konsequent weiter, betont Dingermann, müssten eigentlich auch die anderen Statine vom Markt genommen werden, denn sie hätten ähnliche Nebenwirkungen, wenn auch noch nicht so viele wie bei Lipobay gemeldet worden seien. Würden diese Präparate aber nicht mehr zur Verfügung stehen, erlitten viel mehr Menschen einen Herzinfarkt als bisher. Der Nutzen sei viel höher als das Risiko.

Mich ärgern die journalistisch verkürzten Berichte vor allem deshalb, weil ich als Präsident der DPhG zitiert werde. Das Gespräch mit der Frankfurter Rundschau habe ich jedoch nicht im Namen der DPhG geführt. Für die DPhG haben sich Prof. Dr. Dr. Ernst Mutschler, Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz und ich zu dem Fall Cerivastatin geäußert. Diese Stellungnahme ist in dieser Ausgabe der DAZ (auf Seite 32) abgedruckt."

FR-Bericht unter: http://www.frankfurter-Rundschau.de/archiv/fr30t/h120010816006.htm

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