DAZ aktuell

Disease-Management-Programme: KBV warnt vor Nachteilen für Patienten

BERLIN (sw). Der Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums zur Reform des Risikostrukturausgleichs der Krankenkassen soll die Fehlsteuerung von Beitragsmitteln minimieren. Zu diesem Zweck sollen Disease-Management-Programme erarbeitet werden. Auf einer Pressekonferenz in Berlin am 23. Juli legte die Kassenärztliche Bundesvereinigung ihre Kritik an der Vorgehensweise dar.

Das Gesundheitswesen ist in die Diskussion geraten - die Beitragsstabilität ist in Gefahr, Finanzierungsdefizite bedrohen die Versorgung, das Gutachten des Sachverständigenrates stellt die Qualität der ambulanten Versorgung in Frage, bei der stationären Versorgung gibt es Über-, Unter- und Fehlversorgung. Das Missverhältnis zwischen der Finanzierungsgrundlage und dem gesetzlich vorgeschriebenen Leistungsangebot erfordert eine Neuordnung der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Bundesgesundheitsministerin versucht zu beruhigen, der Wirtschaftsminister stellt die solidarische Finanzierung auf den Prüfstand. Die KBV begrüßt, dass endlich die Kernfrage des Gesundheitswesens gestellt wird, ob man eine solidarisch finanzierte Krankenversicherung mit einem einheitlichen Leistungsanspruch mit dem Wettbewerb kombinieren kann. Sie schlägt dazu eine Definition von solidarisch finanzierten Leistungen vor sowie darüber hinaus Individualleistungen, deren Honorierung über Kostenerstattung und Zusatzversicherung abgewickelt werden kann. Hauptproblem bleibt die Abgrenzung zwischen diesen beiden Leistungsformen.

Der Kranke als Spielball der Ökonomie

Thema der Pressekonferenz war die Kritik der KBV an der vorgeschlagenen Vorgehensweise bei der Reform des Risikostrukturausgleichs. Dieser sieht vor, dass für bis zu sieben chronische Krankheiten so genannte Disease-Management-Programme erstellt werden. Die qualitativen Anforderungen an diese Programme werden von den Spitzenverbänden der Krankenkassen empfohlen. Nach einem Zulassungsverfahren schließt die jeweilige Krankenkasse Verträge mit Leistungserbringern, Versicherte treten dem Programm bei, und im Risikostrukturausgleich werden die standardisierten Kosten dieser Versicherten gegenüber der betreffenden Kasse ausgeglichen.

Die KBV fürchtet nun, dass ökonomische Ziele die medizinischen Vorgaben dominieren und die Kranken zum Spielball in den Kosten/Nutzen-Rechnungen werden. Es drohen Qualitätsverluste für die Patienten. Die KBV fordert daher vor allem, dass die Ärzteschaft von Anfang an Konzeption und Inhalt der Programme mitgestaltet. Alle Versicherten sollen weiterhin den gleichen Anspruch auf eine hochwertige Versorgung haben. Es könne nicht angehen, dass die Krankenkassen Beitragszahler mit guten Risiken bevorzugen und Schwerstkranke auf der Strecke bleiben. Die Ärzte seien nicht gegen Disease-Management-Programme, aber nicht als Geldbeschaffungsprogramme. Es gäbe mit derartigen, als Standard strukturierten, leitlinienorientierten, evidenzbasierten Behandlungsprogrammen bereits Erfolge. Gewarnt wird aber vor einer Amerikanisierung des Gesundheitswesens (wo inzwischen die negativen Folgen eingestanden und nur mühevoll korrigiert werden können).

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.