Berichte

DGGP: Jahrestreffen 2001 in Magdeburg

Die 1997 konstituierte Regionalgruppe Sachsen-Anhalt der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie (DGGP) hat gemeinsam mit der Regionalgruppe Sachsen am 30. Juni in Magdeburg ihr diesjähriges Jahrestreffen durchgeführt.

Kloster Unser Lieben Frauen

Die Veranstaltung begann mit einer Führung durch das Kloster Unser Lieben Frauen. Dieses ist neben dem frühgotischen Dom, der zwischen 1211 und 1323 erbaut wurde, der größte und bedeutendste Sakralbau Magdeburgs. Erzbischof Gero gründete 1017/18 das Stift Unser Lieben Frauen. Unter Erzbischof Werner (1064-1078) wurde ein Neubau als langgestreckte romanische Basilika errichtet, der im Wesentlichen mit der heutigen Kirche identisch ist.

Seit dem 12. Jahrhundert bis 1632 wurden die Gebäude vom Orden der Prämonstratenser benutzt. Die Anlagen blieben im 30-jährigen Krieg nahezu unversehrt und dienten danach als Studienseminar zur Ausbildung protestantischer Theologen. Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert wurde mit der Aufnahme von sechs Knaben die Umwandlung in eine Klosterschule eingeleitet. Im Jahre 1834 verstaatlicht, wurde die Schule bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieb betrieben.

Nach dem Wiederaufbau übernahm im Jahre 1986 die Stadt Magdeburg das Gebäude und richtete darin eine Sammlung zeitgenössischer Plastik ein. Ein Kleinod ist die historische Bibliothek, in der sich auch eine naturwissenschaftliche Abteilung befindet.

Apothekengeschichte Magdeburgs

In den Räumen der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt referierte Apothekerin Katharina Albrecht über "Neues und Altes aus der Apothekengeschichte Magdeburgs". Die erste Überlieferung des Terminus "Apotheke" in Magdeburg datiert von 1285. Es handelt sich um eine Schenkungsurkunde, in der der Vorsteher des Heilig-Geist-Hospitals beurkundet, dass der Bürger Werner Reich zur Rettung seiner Seele dem Hospital die Hälfte einer Apotheke schenkte. Hinweise auf die Existenz von Apotheken geben Quellen aus den Jahren 1377, 1405 und 1538.

Ein Spiegel des Arzneimittelsortiments des 16. Jahrhunderts ist die Magdeburger Apothekenordnung aus dem Jahre 1577, quasi die Betriebsordnung für die stadteigene Apotheke. Man findet darin unter den Arzneien aus dem Tierreich präparierte Menschenschädel ebenso wie gebrannten Krebs, gebrannte Hasenhaare, Natternhaut sowie Natternkopf und unter den Pulvern gepulvertes Menschenhirn, Hirschblut, Hühnermagen, Hechtaugen und zermahlene Mumie.

Ein umfassendes Zeugnis der apothekenrechtlichen Verhältnisse des 17. Jahrhunderts in Magdeburg gibt die 1688 erlassene Polizeiordnung. In ihr sind auch die Kompetenzen der Ärzte und der Apotheker genau festgeschrieben. Im Jahre 1662 entschied der Magistrat die Anlage einer zweiten Apotheke, aus der 1679 die Hof-Apotheke hervorging. Bereits 1681 entstand mit der Garnisonsapotheke eine dritte Apotheke, 1694 folgte die Pfälzer Apotheke als Gründung von Einwanderern, die im Orleanschen Krieg aus der Pfalz vertrieben worden waren, und 1727 die Regierungsapotheke.

Mit der Gründung der Magdeburger Apotheker-Konferenz (MAK) im Jahre 1798 entstand eine Apothekervereinigung, die zu den ältesten in Deutschland gehört und die sich "den Schutz und die Förderung der sittlichen, wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder" als Ziel gesteckt hatte. Die MAK arbeitete sehr erfolgreich, überstand Kriegs- und Krisenzeiten und existierte bis zum Jahre 1948.

Mit dem Wachstum der Stadt Magdeburg im 19. und 20. Jahrhundert stieg auch die Zahl der Apotheken. Um 1930 gab es derer ca. 30, darunter die im Jahre 1894 eröffnete Krankenhaus-Apotheke im städtischen Krankenhaus Sudenburg. Heute verfügt die Stadt (in ihrer derzeitigen Ausdehnung) über 65 öffentliche Apotheken und zwei Krankenhausapotheken.

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