Berichte

Klinische Studien: Dosisfindung bei Kindern

Im Pharmazeutisch-Lebensmittelchemischen Kolloquium der Universität Münster am 10. Juli berichtete Dr. Stephanie Läer, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Hamburg, über "Kinder in klinischen Studien: Untersuchungen zur Therapie von Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz mit Betablockern".

Herzrhythmusstörungen in Form von supraventrikulären Tachykardien haben bei Kindern eine Inzidenz von 1 zu 250 bis 1000 und sind grundsätzlich lebensbedrohlich. Sotalol ist ein Betablocker mit gleichzeitig Klasse-III-antiarrhythmischer Qualität. Unter der Therapie soll das QT-Intervall verlängert und der Sinusrhythmus wieder erreicht werden. Kontrollen der Plasmaspiegel bei Säuglingen zeigen, dass diese teilweise fast vierfach höhere Dosen (mg/kg KG) erhalten müssen, damit die Arzneistoffspiegel im therapeutischen Bereich bleiben. Um Über- und Unterdosierungen zu vermeiden, ist eine genaue Kontrolle des Plasmaspiegelverlaufs notwendig.

Studie mit Carvedilol bei Herzinsuffizienz

Die Herzinsuffizienz in Form der dilatativen Kardiomyopathie tritt bei Kindern mit einer Erkrankungsrate von 3,4 pro 1 Mio. Einwohner auf. Wenn die Therapie mit ACE-Hemmern, Diuretika und Digoxin ausgeschöpft ist, bleibt als letzter Ausweg häufig nur die Herztransplantation.

Bei Erwachsenen kann die Herzinsuffizienz inzwischen zusätzlich zu den Standardmedikamenten erfolgreich mit einem Betarezeptorenblocker behandelt werden. Vor diesem Hintergrund initiierte Frau Dr. Läer eine entsprechende Studie an Kindern. Auch bei Kindern zeigte sich innerhalb des Beobachtungszeitraums von 6 Monaten eine Verbesserung der klinischen Symptome und der Auswurfleistung des Herzens.

Die Besonderheiten der Therapie bei den Kindern liegen in einer schnelleren Ausscheidung von Carvedilol. Diese war jedoch nicht auf Veränderungen des Verteilungsvolumens oder des metabolisierenden Enzyms CYP 2D6 zurückzuführen. Eine Erklärung bietet vielmehr ein auf das Körpergewicht bezogenes größeres Lebervolumen bei Säuglingen und Kleinkindern.

Säuglinge und Kleinkinder zeigten eine frühere Herzfrequenzsenkung nach Gabe von Carvedilol als die älteren Kinder. Außerdem verbesserte sich bei ihnen die Auswurffraktion schon einen Monat nach Therapiebeginn, während sie sich bei den älteren Kindern - ähnlich wie bei Erwachsenen - initial sogar verschlechterte und eine Besserung erst nach einigen Monaten eintrat.

Mikrodialyse

Für die Durchführung von Arzneimittelstudien bei Kindern sind häufige Blutentnahmen nötig. Die Vortragende stellte abschließend das System der Mikrodialyse vor, mit dem es ihr gelungen ist, Arzneistoffe aus der Vene von Probanden zu dialysieren, ohne Blut entnehmen zu müssen. Dieses Instrument könnte zukünftig bei Arzneimittelstudien eingesetzt werden, um bei kleinsten Patienten pharmakokinetische Parameter zu erheben und altersgerechte Therapieregime aufstellen zu können.

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