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AP 12009: Ein Antisense-Oligonukleotid gegen Gehirntumor

AP 12009 lautet die vorläufige Bezeichnung für ein Antisense-Oligonukleotid, das sich im Labor als wirksam gegen Glioblastome erwiesen hat und derzeit in einer klinischen Phase-I/II-Studie untersucht wird.

Zwischen 3000 und 4000 Menschen jährlich erkranken in Deutschland an einem Glioblastom, der aggressivsten Form des Gehirntumors. Die Prognose dieser Patienten ist schlecht. Selbst nach einer erfolgreichen Operation liegt die durchschnittliche Überlebenszeit nur bei neun Monaten und kann auch durch Bestrahlung und Chemotherapie nur unwesentlich verlängert werden.

Glioblastome gehören zu einer Gruppe von Tumoren, bei denen ein Wachstumsfaktor, der so genannte transforming growth factor beta (TGFß), überexprimiert ist. Das Tumorgewebe wird dadurch für das Immunsystem unangreifbar und kann sich unkontrolliert ausbreiten. Das von dem deutschen Biotechnologieunternehmen Antisense Pharma entwickelte AP 12009 soll diesen Prozess unterbrechen und das Tumorwachstum somit eindämmen. Das Antisense-Oligonukleotid greift am TGFß-Gen an und hemmt dadurch die Expression von TGFß. Das Immunsystem kann in der Folge die Tumorzellen erkennen und zerstören.

In der Zellkultur ließ sich dieser Effekt bereits nachweisen: Bei einer Glioblastomzelllinie bewirkte AP 12009 eine deutliche Reduktion von TGFß und eine Stimulation des Immunsystems. Der Erfolg im Labor führte dazu, dass AP 12009 im Oktober vergangenen Jahres in die klinische Phase eingetreten ist. Die Substanz wird derzeit an der Universität Regensburg bei Glioblastompatienten auf ihre Verträglichkeit und Wirksamkeit geprüft. Endgültige Studiendaten liegen bislang noch nicht vor. Der bisherige Verlauf der Studie lässt jedoch ein positives Ergebnis erwarten und darauf schließen, dass AP 12009 bald den Schritt in die Phase-III-Studien schaffen wird. Sollte die klinische Prüfung erfolgreich sein, könnte das Antisense-Oligonukleotid in etwa zwei Jahren für die Therapie von Glioblastomen zur Verfügung stehen. ral

Quelle: SCRIP 2001, Nr. 2653, S. 23; Presseunterlagen von Antisense Pharma

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