Berichte

Apotheker ohne Grenzen: Humanitäre Hilfe mit Arzneimitteln

Am 20. Juni 2001 fand die mittlerweile dritte Mitgliederversammlung der Apotheker ohne Grenzen (AoG) Deutschland e.V. statt.

Streitpunkt Alt-Arzneimittel

Claudio Cuchillo, Präsident des internationalen Dachverbandes Pharmaciens sans Frontieres Comite International (PSFCI), berichtete über die Anfänge und die Arbeit des Vereins. Er nahm vor 16 Jahren in Frankreich mit dem Sammeln von Alt-Arzneimitteln seine karitative Tätigkeit auf. Seitdem ist er zu einem internationalen Verband mit zahlreichen nationalen Ablegern, zum Beispiel in Belgien, Luxemburg, der Schweiz, Kanada und Italien, herangewachsen. PSF CI steht ein Jahresetat von 30 Millionen Euro zur Verfügung. Sechsundzwanzig fest angestellte Mitarbeiter koordinieren die langfristigen Entwicklungshilfe- und Notfallprojekte in aller Welt.

Das Sammeln von Alt-Arzneimitteln sorgte unlängst für kontroverse Diskussionen im internationalen Verband, berichtete Cuchillo. PSF CI spricht sich ebenso wie die Weltgesundheitsorganisation WHO gegen die Weiterverwendung von Alt-Arzneimitteln aus. Einige nationale Verbände, wie Frankreich, halten aber weiterhin an dieser Praxis fest. Frankreich wurde deshalb inzwischen vom internationalen Verband ausgeschlossen. Eine Entscheidung im Rechtsstreit um das Vereinsvermögen, das Logo und den Namen von PSF steht noch aus. Erst wenn diese Angelegenheiten geregelt sind, kann der internationale Verband eine neue Satzung aufstellen und neue nationale Verbände, wie zum Beispiel die AoG Deutschland, aufnehmen.

Apotheker im indischen Erdbebengebiet

Andreas Portugal, Apotheker aus Jarmen und Gründungsmitglied des Vereins, war im ersten Auslandseinsatz der AoG Deutschland tätig: im indischen Erdbebengebiet. In einem Diavortrag berichtete er eindrucksvoll über seine Arbeit vor Ort. Das Erdbeben legte in einem Umkreis von mehreren hundert Kilometern ganze Ortschaften in Trümmer, unter denen viele Menschen ums Leben kamen oder schwer verletzt wurden. Zusammen mit einem deutschen Ärzteteam der humedica e.V. reiste Portugal 14 Tage lang durch Nordindien und koordinierte im Katastrophengebiet die sachgerechte Vergabe der mitgebrachten Arzneimittel und Hilfsgüter.

Die medizinische Versorgung sei den Umständen entsprechend gut gewesen, so Portugal. In den Arzneimittellagern der Krankenhäuser hätten aber zum Teil chaotische Zustände geherrscht. Dort stapelten sich kistenweise und unsortiert alle möglichen und unmöglichen Medikamente. Aus dieser Erfahrung heraus sprach er sich dafür aus, dass Apotheker schon im Vorfeld mit in die Durchführung und Planung von Hilfsaktionen einbezogen werden. Im weiteren Verlauf könnte dann ein Apotheker vor Ort entscheiden, welche Arzneimittel dringend erforderlich sind, und deren Beschaffung veranlassen.

Kooperation in Rumänien

Ein weiteres Projekt läuft demnächst in Rumänien an. Die AoG Deutschland wollen in Zukunft ihr pharmazeutisches Know-how in die verschiedenen Projekte der Bayerischen Kinderhilfe Rumänien e. V. einbringen. Ulrich Brunner und Dr. Gerhard Gensthaler begleiteten eine Woche lang eine Delegation des Hilfswerks, das von der Bayerischen Staatsregierung und der Rumänienbeauftragten des Landes, Sozialministerin a. D. Barbara Stamm, getragen wird. Brunner und Gensthaler berichteten über die Arzneimittelversorgung im Behindertenzentrum in Pastraveni sowie im Kloster von Barticesti. Dort versorgen die Klosterschwestern die Bevölkerung notdürftig mit Arzneimitteln.

In verschiedenen Gesprächen mit den Verantwortlichen wurde vereinbart, die Projekte durch ein Mitglied der AoG Deutschland zu stärken. Sowohl in Pastraveni als auch in Barticesti freut man sich über die Hilfsbereitschaft der AoG und ist bereit, mit allen Kräften die Arbeit zu unterstützen. Inzwischen konnten zwei Mitglieder gefunden werden, die für einen bestimmten Zeitraum die Arbeit in Rumänien aufnehmen.

Präsentation auf der Expopharm

Um die in Deutschland noch junge Organisation bekannt zu machen, werden sich die AoG erstmalig auf der Expopharm 2001 in München präsentieren. Der Stand soll ständig besetzt sein. Es werden daher noch Mitglieder für den Standdienst gesucht.

Interessenten wenden sich bitte per E-Mail an: info@apotheker-ohne-grenzen.de

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