Arzneimittel und Therapie

Influenza: Zanamivir schützt vor Grippe

In Familien, in denen bereits ein Mitglied an einer Influenza erkrankt ist, kann eine präventive Inhalation von Zanamivir die Ansteckungsrate für die übrigen Familienmitglieder um annähernd 80% reduzieren.

Influenzaviren sind relativ leicht übertragbar, und ein an Grippe erkranktes Familienmitglied stellt eine Ansteckungsquelle für die übrigen Angehörigen dar. Man schätzt, dass in rund 25% aller Fälle ein weiteres Familienmitglied von dem Ersterkrankten angesteckt wird. Daher erscheint es sinnvoll, nach einer zuverlässigen Prävention zu suchen. Bislang wurden zur Sekundärprävention Amantadin und Rimantadin eingesetzt, allerdings aufgrund der ungünstigen Resistenzlage und des begrenzten Wirkspektrums dieser Arzneistoffe mit fragwürdigem Erfolg.

Neuraminidase-Inhibitoren: potent und selektiv

Mit den Neuraminidase-Inhibitoren stehen nun erstmals potente und selektive Wirkstoffe zur Verfügung, die zur Therapie und Prophylaxe einer Influenza geeignet sind. In einer doppelblinden, plazebokontrollierten Studie wurde nun untersucht, ob Zanamivir (Relenza) zur Therapie und Prävention einer Grippe innerhalb einer engen Gemeinschaft geeignet ist.

Studie bei 300 Familien mit Kindern

Für diese Untersuchung wurden vor der Grippesaison 1998 bis 1999 über 300 Familien mit Kindern ausgewählt. Klagte ein Familienmitglied über grippeähnliche Symptome (Auftreten von mindestens zwei der folgenden Symptome: Fieber, Husten, Halsweh, Kopfschmerzen, Myalgie), so erhielt es entweder während fünf Tagen zweimal täglich 10 mg inhaliertes Zanamivir (163 Personen) oder ein Plazebo (158). Die weiteren Familienmitglieder inhalierten während zehn Tagen einmal täglich entweder 10 mg Zanamivir (414 Studienteilnehmer) oder ein Plazebo (423 Personen). Alle Erkrankten wurden ärztlich betreut und führten ein Tagebuch über Ausmaß und Dauer der Erkrankung. Anhand virologischer Untersuchungen wurde festgestellt, ob eine Grippe oder nur ein grippaler Infekt vorlag.

Deutlich weniger Ansteckungen durch Zanamivir

Das Hauptzielkriterium der Studie war der Anteil der Familien, bei denen ein oder mehrere Familienmitglieder an einer labormedizinisch nachgewiesenen Grippe erkrankten. Des Weiteren wurden die Therapieverträglichkeit und virologische Parameter bestimmt. Die statistische Auswertung führte zu folgenden Ergebnissen:

  • Hatte ein Familienmitglied eine Grippe, so erkrankten in der Folge insgesamt 19% der Familienmitglieder der Plazebogruppen, aber nur 4% der präventiv mit Zanamivir behandelten Familienangehörigen (p<0,001). Dies bedeutet eine 79%ige Abnahme der Ansteckungshäufigkeit.
  • Die virologischen und labormedizinischen Untersuchungen zeigten, dass Zanamivir einen sicheren Schutz gegen Influenza-A- und Influenza-B-Viren bietet. Ein Neuraminidase-Inhibitions-Assay und eine Sequenzanalyse der Neuraminidase- und Hämaglutiningene ergab keinen Hinweis auf gegen Zanamivir resistente Varianten.
  • Lag eine labormedizinisch bestätigte Influenza vor, so konnte durch Zanamivir die durchschnittliche Erkrankungsdauer um 2,5 Tage verkürzt werden (Krankheitsdauer in der Plazebogruppe 7,5 Tage vs. 5 Tage in der Zanamivirgruppe).
  • Unerwünschte Wirkungen, die meist nur als mild bis moderat eingestuft wurden, traten in der Verum- und in der Plazebogruppe ungefähr gleich häufig auf.

Literatur Hayden, F., et al.: Inhaled zanamivir for the prevention of influenza in families. N. Engl. J. Med. 343, 1282–1289 (2000). Wright, P.: Influenza in the family. N. Engl. J. Med. 343, 1331–1332 (2000).

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