Prisma

Gehirnentwicklung wird vom Zwilling beeinflusst

Mädchen mit einem Zwillingsbruder entwickeln "männlichere" Gehirne als Mädchen, die eine Zwillingsschwester haben bzw. sich den Bauch ihrer Mutter überhaupt nicht mit einem Zwilling teilen mussten.

Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universität Utrecht in einer in der Fachzeitschrift "New Scientist" veröffentlichten Studie. Das Team um Celina Cohen testete die Gehirnstruktur von 121 zehnjährigen Mädchen - 67 davon hatten Zwillingsbrüder, 54 eine nichteineiige Zwillingsschwester. Zur Abschätzung der "Männlichkeit" des Gehirns diente ein Hörtest. Den Studienteilnehmerinnen wurden über Kopfhörer gleichzeitig in jedes Ohr unterschiedliche Zahlen eingespielt, die sie später benennen sollten.

Hintergrund für diese Testmethode war die Erkenntnis, dass a) jedes Ohr mit der gegenüberliegenden Gehirnhälfte in enger Verbindung steht und b) Mädchen gleichmäßiger mit beiden Hirnhälften denken als Jungen. Das Ergebnis des Tests bestätigte dies: Diejenigen Mädchen, die eine Zwillingsschwester hatten, konnten sich gleichmäßig an Zahlen von beiden Seiten erinnern, während die Mädchen mit Zwillingsbrüdern einseitiger antworteten.

Die Studiendurchführenden werteten dies jedoch nicht nur als Bestätigung für die bereits vorliegenden Kenntnisse über männliche und weibliche Gehirnstrukturen, sondern sehen in ihren Ergebnissen zudem einen Nachweis dafür, dass die Entwicklung des Gehirns von einem weiblichen Zwilling durch seinen Bruder im Mutterleib beeinflusst wird. Ursache dafür ist wahrscheinlich der verstärkte Kontakt mit Testosteron. Cohen und ihre Mitarbeiter planen weitere Versuche, um ihre Ergebnisse zu festigen. Ob, und wenn ja welche, Konsequenzen aus ihren Erkenntnissen gezogen werden können, ist allerdings noch offen. ral

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