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Akupunktur: Eine Erfolgsgeschichte wird ignoriert

BERLIN (sw). Die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) wird 50 Jahre alt, die Deutsche Gesellschaft für Akupunktur und Neuraltherapie 30 Jahre. Die Jubiläen wurden im Rahmen des Internationalen Kongresses für Akupunktur in Berlin (14. bis 17. Juni) begangen, an dem mehr als 1000 Akupunktur-Ärzte teilnahmen.

Über 1,5 Millionen Menschen in Deutschland lassen sich jährlich von ca. 50 000 Ärzten mit Akupunktur behandeln. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten – nach langjähriger großzügiger Regelung – die Kosten jetzt jedoch nur noch bei chronischen Kopf-, Lendenwirbel- und Arthroseschmerzen und auch nur noch im Rahmen von Modellprojekten mit wissenschaftlicher Begleitung. Dieser Rückschritt ist sachlich nach Aussage der DÄGfA-Vorsitzenden und Kongresspräsidentin Dr. Walburg Maric-Oehler nicht begründet.

Die Akupunktur – über 2000 Jahre alt – sei in den letzten Jahren bei vielen Erkrankungen zu einer Standardtherapie geworden, vor allem wegen ihrer Wirksamkeit und fast fehlender Nebenwirkungen. Die an genau definierten Körperpunkten gesetzten feinen Nadeln wirken über das Nervensystem, hormonell, durchblutungsfördernd, muskelentspannend und über eine Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte. Entsprechend breit sei der Einsatzbereich: Migräne, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma, Heuschnupfen u. a. Allergien, Rückenschmerzen, Rheuma, Bronchitis, neurologische und entzündliche Erkrankungen, Erschöpfung, Depressionen, Suchterkrankungen und Schlafstörungen.

Es gebe inzwischen eindeutige wissenschaftliche Hinweise für die Wirksamkeit bei Sucht, Rehabilitation nach Schlaganfall, Kopfschmerz, Menstruationsbeschwerden, Tennisellbogen, Fibromyalgie, myofaszialem Schmerz, Osteoarthritis, LWS-Beschwerden, Carpaltunnelsyndrom und Asthma.

In Deutschland bemühen sich die Akupunkturgesellschaften und zunehmend auch die Universitäten um die Erforschung der Akupunktur nach dem Standard der Evidence Based Medicine, leider meist ohne staatliche Unterstützung. Die führende Akupunkturgesellschaft und fast alle Ausbildungsinstitute in Deutschland treten für eine Mindestausbildung von 350 Stunden und eine Verankerung in der ärztlichen Weiterbildung ein.

Etwa 20% der Vertragsärzte wenden die Akupunktur regelmäßig an, die Honorierung beträgt im Rahmen der Modellprojekte 50 bis 70 DM pro Behandlung. Der Kongress forderte den Erhalt eines Sonderbudgets für die Akupunktur.

Die Akupunktur ist nur ein kleiner Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin und sollte auch im Zusammenhang mit den anderen Behandlungsmethoden betrachtet werden. Die westliche Akupunktur stehe häufig allein. Die synthetische Gesamtschau der komplizierten Vernetzung körperlicher und geistiger Reaktionen ermögliche erst eine ganzheitliche Betrachtungsweise, wie sie von der Schulmedizin nicht geleistet werde.

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