Fachliteratur

Neubestimmung und Finanzierung des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenversicherung. Kieler Konzept. Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen. Health Care Scenarios. Von Fritz Beske. Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin 2001, 236 Seiten, 13 Abbildungen. > Quintessenz-Bibliothek < DM 48,Ų. ISBN 3-87652-258-7

In der Diskussion um Sparmaßnahmen oder sogar eine grundlegende Neuorientierung im Gesundheitswesen wird immer wieder eine Neubestimmung des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenversicherung gefordert. Doch gibt es kaum konkrete Vorschläge, wie dies umzusetzen ist. Insbesondere für die Aufteilung in Grund- und Wahlleistungen fehlen praktikable Abgrenzungskriterien. Diese Lücke will das vorliegende Kieler Konzept schließen. Im Untertitel des Buches wird ein "Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen" angekündigt, doch das vorgestellte Konzept soll zunächst die akuten finanziellen Probleme der GKV lösen, um Zeit für eine Diskussion und einen gesamtgesellschaftlichen Konsens über langfristige Veränderungen zu gewinnen. Der Inhalt greift damit kürzer, als der Titel erwarten lässt, wird dafür aber umso konkreter. Die einzelnen Leistungen der GKV werden auf ihr Einsparpotenzial hin überprüft. Für eine Vielzahl von Leistungen werden Kürzungen oder Streichungen empfohlen. Die Leistungen der GKV sollen in Grund- und Satzungsleistungen differenziert werden. Hinzu kämen Wahlleistungen der PKV. Anhand des umfangreichen Datenmaterials werden die möglichen Einsparungen berechnet. In der Summe sollen die diversen Vorschläge jährlich 18,7 Mrd. DM einsparen. Hinzu käme eine Entlastung von 19 Mrd. DM durch eine zweckgebundene Verwendung von Einnahmen aus der Alkohol- und Tabaksteuer. Für die Arzneimittelversorgung wird neben der Absenkung der Mehrwertsteuer auf 7% eine neue Form der Zuzahlung vorgeschlagen. Diese soll aus einem festen und einem prozentualen Anteil bestehen und insgesamt erheblich angehoben werden. Die Versicherten sollen so einen Anreiz bekommen, auf den Preis anstatt auf die Packungsgröße zu achten. Das Buch ist eine Fundgrube statistischer Daten über das deutsche Gesundheitswesen. Es liefert damit auch reichhaltiges Material für Diskussionen über andere Reformvorschläge als das Kieler Konzept. Es enthält weit mehr als die Präsentation eines neuen Vorschlages, es bietet zugleich einen umfassenden Über- blick über die Mittelverwendung in der GKV. Die deutschen Daten werden vielfach ergänzt durch Vergleiche mit andere europäischen Ländern. Den europäischen Aspekten widmet sich auch der umfangreiche Anhang von Mitautorin Helga Blasius zu den Auswirkungen des Binnenmarktes auf das Sachleistungsprinzip und zum europäischen Wettbewerbsrecht. So liefert das Buch über das vorgeschlagene Konzept hinaus vielfältige Anregungen und wertvolles Diskussions- und Datenmaterial. Thomas Müller-Bohn, Süsel

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