Arzneimittel und Therapie

Ernährung: Obst und Gemüse – kein Einfluss auf Brustkrebsrisiko?

In einigen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen einem hohen Früchte- und Gemüseverzehr und einem verringerten Brustkrebsrisiko nachgewiesen. Eine Auswertung mehrerer prospektiver Studien, die unter statistisch exakt definierten Bedingungen durchgeführt wurden, konnte diesen Zusammenhang nicht bestätigen.

Einige epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass der regelmäßige Verzehr von Früchten und Gemüse das Brustkrebsrisiko senkt; einigen Untersuchungen zufolge konnte das Risiko um 25 bis 50% reduziert werden. In den meisten Fällen handelte es sich um fallkontrollierte Studien, bei denen möglicherweise bereits der Studienaufbau das Ergebnis partiell beeinflusste. Des Weiteren wurde in den meisten Studien lediglich der gesamte Früchte- bzw. Gemüsekonsum untersucht; Differenzierungen nach einzelnen Sorten wurden nicht durchgeführt.

Um einen etwas genaueren Überblick über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Gemüse- und Früchteverzehr und dem Brustkrebsrisiko zu gewinnen, nahm eine amerikanische Arbeitsgruppe eine erneute Auswertung der vorliegenden Daten vor. Insgesamt konnten acht einwandfrei durchgeführte prospektive Studien gefunden werden, auf die bestimmte aussagekräftige Kriterien (z.B. mindestens 200 Brustkrebsfälle pro Studie, eine differenzierte Angabe über die Zusammensetzung der Ernährung, Kenntnis möglicher Risikofaktoren) zutrafen.

Daten von über 350000 Frauen

Insgesamt konnten die Daten von 351825 Frauen ausgewertet werden, von denen 7377 ein Mammakarzinom entwickelt hatten. Mithilfe eines standardisierten Modells wurde unter Berücksichtigung potenzieller Risikofaktoren (positive Familienanamnese, Alter der Menarche, Geburten, Einnahme von Kontrazeptiva, Hormontherapie, Körpermassen-Index, Rauchverhalten, Bildung, Fett- und Alkoholaufnahme) das studienspezifische relative Brustkrebsrisiko in Abhängigkeit vom Gemüse- und Früchteverzehr ermittelt. Dabei wurde das Brustkrebsrisiko im Hinblick auf den gesamten Früchtekonsum, den gesamten Früchteverzehr, der Summe aus Früchte- und Gemüseaufnahme sowie dem Verzehr einzelner Früchte- und Gemüsesorten errechnet. Der Hintergrund hierzu war, mögliche potenzielle bioaktive Pflanzensorten zu erkennen.

Kein signifikanter Einfluss auf das Mammakarzinomrisiko

Vergleicht man die höchste und die geringste regelmäßige Zufuhr von Gemüse und Obst mit dem Mammakarzinomrisiko, so lässt sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang feststellen. Dies gilt für den Konsum von Obst, für den Verzehr von Gemüse und für die Aufnahme von Obst und Gemüse zusammen. Das relative Risiko betrug 0,93 (für Obst), 0,96 (für Gemüse) und 0,93 (für Obst und Gemüse). Dieses ermittelte relative Risiko ist statistisch nicht signifikant, zeigt aber eine leichte Tendenz zu einer Abnahme des Brustkrebsrisikos bei einem erhöhten Gemüse- bzw. Obstverzehr. Auch eine spezielle Analyse nach bestimmten Gemüse- und Obstsorten führte zu keinem signifikanten Ergebnis.

Kastentext: Gesunde Ernährung zwecklos?

In der vorliegenden Studie konnte kein Zusammenhang zwischen dem Brustkrebsrisiko und dem Gemüse- und Obstverzehr festgestellt werden. Es zeigte sich lediglich eine leichte, allerdings statis-tisch nicht signifikante Tendenz, dass reichhaltiger Gemüse- und Obstkonsum das Risiko etwas senkt. An was für eine Nahrungsempfehlung soll man sich nun halten? Das amerikanische National Cancer Institute initiierte vor rund zehn Jahren das "5-A-Day for Better Health Programm", das eine fünfmal tägliche Aufnahme von Obst und Gemüse empfiehlt. Diese Empfehlung beruht unter anderem darauf, dass die häufige und regelmäßige Zufuhr dieser Nahrungsmittel das Risiko für die koronare Herzerkrankung und bestimmte Karzinomarten (z.B. Tumoren des Mundraums und der Speiseröhre, Lungen-, Magen- und Darmkrebs) senken kann und sich der Verzehr von Obst und Gemüse darüber hinaus günstig bei Diabetes und Übergewicht auswirkt. Somit sollte die Empfehlung, mehrmals täglich Gemüse und Obst zu essen, durchaus befolgt werden. Vielleicht können weitere Studien zeigen, ob bestimmte Gemüse- und Obstsorten besonders geeignet sind und welche Inhaltsstoffe eine tumorprotektive Wirkung aufweisen.

Literatur: Smith-Warner, S., et al.: Intake of fruits and vegetables and risk of breast cancer. A pooled analysis of cohort studies. J. Am. Med. Assoc. 285, 769-776 (2001). Slattery, M.: Does an apple a day keep breast cancer away? J. Am. Med. Assoc. 285, 799-801 (2001).

In einigen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen einem hohen Früchte- und Gemüseverzehr und einem verringerten Brustkrebsrisiko nachgewiesen. Eine Auswertung mehrerer prospektiver Studien, die unter statistisch exakt definierten Bedingungen durchgeführt wurden, konnte diesen Zusammenhang nicht bestätigen.

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