Arzneimittel und Therapie

Osteoporoseprävention: Ipriflavon schützt die Knochen nicht

In einigen Ländern wird das synthetische Isoflavon Ipriflavon zur Osteoporosetherapie und -prävention angeboten. Eine mehrjährige Studie konnte indes keinen Nutzen einer Ipriflavontherapie feststellen. Die Einnahme von Ipriflavon führte bei mehr als 10% der Frauen zu einer subklinischen Lymphozytopenie.

Ipriflavon (7-Isopropoxy-Isoflavon) ist ein synthetisches Isoflavon, das in einigen Ländern als freiverkäufliches Medikament zur Osteoporoseprophylaxe und -therapie erhältlich ist (z.B. Ostovone in USA; Osten in Japan; Osteochin in Ungarn; Osteofix und Iprosten in Italien). Einige Studien weisen darauf hin, dass Ipriflavon die Knochenresorption hemmt und die Osteoblastenaktivität stimuliert.

So konnte unter anderem im Tierversuch gezeigt werden, dass das synthetische Isoflavon bei osteoporotischen Ratten den Knochenverlust hemmt. Daraufhin wurden einige klinische Untersuchungen mit verschiedenen Studienpopulationen - so auch mit postmenopausalen Frauen - durchgeführt. Die dabei erhaltenen Ergebnisse waren indes widersprüchlich; einige Studien zeigten einen Anstieg der Knochenmasse unter der Therapie mit Ipriflavon, andere Studien nicht.

Unklar war auch das gehäufte Auftreten einer Lymphozytopenie unter der Einnahme von Ipriflavon. Daher wurde eine mehrjährige Studie durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit einer Ipriflavontherapie genauer einschätzen zu können.

Mehrjährige Studie mit knapp 500 Patientinnen

Die randomisierte, prospektive, doppelblinde und plazebokontrollierte Studie wurde zwischen 1994 und 1998 an vier Schwerpunkten in Belgien, Italien und Dänemark durchgeführt. Die 474 postmenopausalen Studienteilnehmerinnen waren zwischen 45 und 75 Jahre alt und hatten eine Knochenmineraldichte von weniger als 0,86g /cm². 234 Patientinnen erhielten dreimal täglich 200 mg Ipriflavon, die 240 Frauen der Vergleichsgruppe ein Plazebo. Alle Teilnehmerinnen nahmen täglich zusätzlich 500 mg Calcium ein. In sechsmonatigen Abständen wurde die Knochenmineraldichte am Rückgrat, an der Hüfte und am Unterarm gemessen, und es wurden einige biochemische Marker der Knochenresorption ermittelt. Weitere Endpunkte waren die Inzidenz atraumatischer Frakturen und das Auftreten unerwünschter Wirkungen einer Ipriflavontherapie.

Kein Einfluss auf die Knochenmineraldichte

Nach 36 Therapiemonaten wurden die Ergebnisse mit Hilfe einer Intention-to-treat-Analyse ermittelt. Die jährliche prozentuale Veränderung der Knochenmineraldichte an allen gemessenen Stellen unterschied sich nicht signifikant in der Verum- und in der Plazebogruppe. Die Veränderungen der biochemischen Marker waren ebenfalls in beiden Gruppen ähnlich. Vertebrale Frakturen traten in beiden Gruppen beinahe gleich häufig auf. Der einzige signifikante Unterschied zeigte sich bei den unerwünschten Wirkungen der Therapie:

In der Verumgruppe traten signifikant häufiger subklinische Lymphozytopenien auf als in der Plazebogruppe. Bei 31 Frauen führte die Ipriflavontherapie zu einer Abnahme der Lymphozyten auf Werte, die unter 500/ml lagen. Nach Absetzen der Therapie normalisierte sich der Lymphozytenwert bei 52% der betroffenen Patientinnen nach einem Jahr und bei 82% nach zwei Jahren von selbst.

Literatur: Alexandersen, P., etal.: Ipriflavone in the treatment of postmenopausal osteoporosis. A randomized controlled trial. J. Am. Med. Assoc. 285, 1482-1488 (2001).

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