Berichte

Apothekerverband Nordrhein: Mitgliederversammlung

Anlässlich der 83. Mitgliederversammlung des Apothekerver- bandes Nordrhein e.V. am 16. Mai 2001 im Swisshotel Düsseldorf/Neuss begrüßte der Verbandsvorsitzende Thomas Preis mehr als hundert Mitglieder, davon rund 90 Delegierte, sowie zahlreiche Ehrengäste. Er entschuldigt die Vorstandsmitglieder Berges und Mellis, die aufgrund persönlicher Verpflichtungen nicht an der Versammlung teilnehmen konnten.

Nach dem ehrenden Gedenken für die im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder wurde die ordnungsgemäße Einberufung und die Beschlussfähigkeit der Versammlung festgestellt. Einstimmig genehmigt wurden die vorgelegte Tagesordnung sowie das Protokoll der 82. Mitgliederversammlung vom 3. Mai.

Bericht des Vorsitzenden

Zu Beginn seines Berichtes stellte Preis fest, dass das vergangene Jahr erneut durch zahlreiche politische Angriffe auf die Grundpfeiler der öffentlichen Apotheken geprägt war. Verstärkt hätten interessierte Kreise versucht, alternative Distributionswege für Arzneimittel hoffähig zu machen und zu etablieren.

Nach der Auffassung des Vorsitzenden bräuchten die Apotheker die Konkurrenz nicht zu fürchten, solange es sich um einen Wettbewerb unter fairen Bedingungen handele. Es könne aber nicht angehen, so Preis weiter, dass zukünftig die öffentlichen Apotheken weiterhin für das Gesundheitswesen unverzichtbare Leistungen wie Kontrahierungszwang, flächendeckenden Nacht- und Notdienst sowie Arzneimittelberatung und -bevorratung erbrächten, während Politik und Krankenkassen alternativen Distributionsformen die "Rosinen" des Arzneimittelmarktes auf einem silbernen Tablett zu servieren gedächten.

Wirtschaftliche Situation der Apotheken in Nordrhein

Bei der Darstellung der wirtschaftlichen Situation der öffentlichen Apotheken in Nordrhein stellte Preis fest, dass sich die Lage weiter stabilisiert habe. Während 1999 die durchschnittliche Apotheke mit einem Ergebnis von plus/minus Null abschloss, erzielte sie im Jahr 2000 ein Betriebsergebnis von plus 0,6 Prozent. Im Durchschnitt erreichte die nordrheinische Apotheke einen Bruttoumsatz von etwa 2,62 Millionen Mark. Dies entspricht - unter Berücksichtigung der saldierten Abnahme bei der Zahl der öffentlichen Apotheken in Nordrhein - einer Steigerung von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die zunehmenden Kostendämpfungsmaßnahmen und hohe Fixkosten durch Raum, Personal, Warenlager u.a. machten die wirtschaftliche Führung einer öffentlichen Apotheke immer schwieriger. Die Zahl der öffentlichen Apotheken habe sich daher erneut um 21 auf 2561 verringert.

Arzneimittelbudget

Im Zusammenhang mit dem Arzneimittelbudget kritisierte Preis das desaströse Datenmanagement der Krankenkassen und der Ärzteschaft. Zunächst hätten die Krankenkassen offiziell mitgeteilt, dass das nordrheinische Arznei-, Verband- und Heilmittelbudget 1999 um knapp 42 Millionen Mark überschritten worden sei. Später habe sich gezeigt, dass das nordrheinische Budget um rund 45 Millionen Mark unterschritten worden ist.

Der Apothekerverband Nordrhein e. V. werde daher in den Gesprächen mit Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, der Krankenkassenverbände und des zuständigen Ministeriums immer wieder auf die Möglichkeiten, über die der Apothekerverband mit seinen angeschlossenen Institutionen im Bereich des Datenmanagements verfügt, hinweisen. Damit verbunden werde allerdings die langjährige Forderung, die vorhandenen Kenntnisse und Möglichkeiten der Apothekerschaft mehr als bisher in die gesundheitspolitischen Entscheidungen mit einbringen zu können.

Mehr öffentliche Gelder für PTA-Lehranstalten angemahnt

Der Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen habe sich zu einem großen Problem für die öffentlichen Apotheken in Nordrhein entwickelt. Viele Kollegen suchten, laut Preis, händeringend nach zusätzlichen qualifizierten Arbeitskräften, insbesondere Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen. Bei der Gewinnung entsprechenden Nachwuchses stünden die nordrheinischen Apotheken vor zwei großen Problemen.

  • Zum einen brächten immer weniger nordrhein-westfälische Schulabgänger die benötigten Vorkenntnisse mit.
  • Zum anderen würden Land und Kommunen langsam aber stetig ihre Unterstützung für die PTA-Lehranstalten zurückfahren.

Preis appellierte nachhaltig an die Vertreter von Land und Kommunen, diese Kürzungen noch einmal zu überdenken: Die Ausbildung zur PTA biete die besten Voraussetzungen für einen attraktiven und sicheren Arbeitsplatz, der Frauen zudem hervorragend die Möglichkeit gebe, Beruf und Familie zu vereinbaren. Der vor wenigen Wochen auf Initiative des Verbandes ins Leben gerufene PTA-Förderverein Nordrhein könne die Lücken nicht füllen, die der Verlust öffentlicher Gelder mit sich bringe.

Kritik an Plänen für Verblisterungskonzept

Deutliche Worte der Kritik fand Preis für die Versuche, ein Verblisterungskonzept zu etablieren. Die Apotheken hätten mit Erstaunen bis Unverständnis zur Kenntnis nehmen müssen, dass Softwarehäuser und Unternehmensberater derzeit in Apotheken EDV-Programme für die Versorgung von Altenheimbewohnern mit Arzneimitteln bewerben. Die Apotheke solle diese Aufgabe - kostenlos - übernehmen. Damit stellten Unternehmen, die von dem Berufsstand leben, den Apotheken eine Falle. Während die Unternehmen am Verkauf entsprechender Programme kräftig verdienen, sollen die Apotheken ohne finanziellen Ausgleich eine Mehrleistung erbringen. Als Apotheker müsse man sich fragen, wie man zukünftig mit Unternehmen umgehen soll, die in dieser Art und Weise auf Kosten des Berufsstandes abkassieren wollen.

In der anschließenden regen Diskussion wurden insbesondere die Themen Internet, Versorgung von Altenheimbewohnern mit Arzneimitteln (Verblisterung und Arzneimittelpreisverordnung), PTA-Förderverein Nordrhein e.V., das Melden offener Stellen an die Arbeitsämter und die Hilfsmittellieferung zu Lasten gesetzlicher Krankenkassen erörtert.

Berichte aus der Arbeit des Verbandes

Die Berichte aus der Arbeit der Geschäftsstelle, der Ausschüsse, Arbeitskreise und Kommissionen des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. lagen den Delegierten mit dem Geschäftsbericht 2000 vor. Spezifische Fragen zu den Themen "Finanzen" und "Krankenkassen" wurden seitens des Vorstandes und der Geschäftsführung ausführlich und abschließend beantwortet.

Der stellvertretende Vorsitzende Werner Heuking stellte das Projekt "Big Diet" von RTL II vor. Auf Grundlage der Mehrheitsentscheidung der ABDA werde den Apotheken vor Beginn des Projektes ein Aktionspaket mit Plakaten, Handzetteln usw. seitens der ABDA zur Verfügung gestellt. Die Bundesebene habe sich dafür ausgesprochen, dass die Apotheken als Partner bei dem Projekt auftreten. Der Apothekerverband Nordrhein e.V. sei einer der wenigen im ABDA-Gesamtvorstand gewesen, der eine Beteiligung abgelehnt habe. Man befürchtet, dass das Image und das Ansehen der Apotheken Schaden nehmen könnten.

Nach ausführlicher Diskussion beschloss die Versammlung einstimmig bei vier Enthaltungen, den Mitgliedern des nordrheinischen Verbandes die Kritikpunkte mittels Rundschreiben darzulegen und es der einzelnen Apotheke zu überlassen, ob sie sich an der Aktion beteiligt.

Abschluss des Geschäftsjahres 2000

Der Haushaltsabschluss des Jahres 2000, von Geschäftsführer Hüsgen mit dem zusätzlichen Hinweis auf die Darstellungen im vorliegenden Geschäftsbericht vorgetragen, wurde einstimmig angenommen. Der Bericht der Kassenprüfer, vorgetragen von Ulrich Wegmann, ergab keine Beanstandungen. Vorstand und Geschäftsführung wurden einstimmig entlastet.

Bei Enthaltung der Betroffenen wurden Dr. Wolfgang Boventer, Krefeld, und Hans-Ulrich Wegmann, Köln, in ihren Ämtern als Kassenprüfer bestätigt. Als stellvertretende Kassenprüfer wurden Regina Wahl, Königswinter, und Manfred Engels, Köln, einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen gewählt.

Haushaltsvoranschlag 2002

Der von Vorstand, Beirat und Finanzausschuss eingebrachte Haushaltsvoranschlag 2002 wurde von Werner Heuking vorgestellt. Nach ausführlicher Diskussion wurde der Haushaltsvoranschlag 2002 einstimmig bei einer Enthaltung beschlossen. Beschlossen wurde zudem die vorgelegte Beitragsordnung (ab) 2002. Der Jahresmitgliedsbeitrag für ordentliche Mitglieder beträgt ab dem Jahre 2002 jährlich 715,- Euro.

Verschiedenes

Begrüßt wurde, dass eine Auflebung der Veranstaltung Schloss Burg seitens des Verbandes angedacht wird. Kritisiert wurde die Großhandlung Gehe, die im europäischen Ausland Apothekenketten betreibt. Diese Entwicklung müsse intensiv beobachtet und den Kollegen näher gebracht werden. Zur Euro-Umstellung wurde mitgeteilt, dass die Apotheken in den nächsten Wochen weitere Informationen zu diesem Thema erhalten. Zur Negativliste (nach § 34 SGB V) konnten keine abschließenden Empfehlungen ausgesprochen werden. Mit Dank an die Anwesenden schloss Thomas Preis die Sitzung.

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