Arzneimittel und Therapie

Gynäkologie: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bei prämenstruellem Syndrom

Einer Metaanalyse zufolge sind selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bei prämenstruellem Syndrom wirksam. Möglicherweise genügt die Einnahme in der zweiten Zyklushälfte.

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) besteht aus psychischen und/oder körperlichen Symptomen, die regelmäßig in der zweiten Hälfte des menstruellen Zyklus auftreten und mit Beginn oder während der Menstruation verschwinden. Leichte physiologische Symptome haben etwa 95% aller Frauen im gebärfähigen Alter. Bei ihnen genügen meist Änderungen des Lebensstils, beispielsweise der Ernährung. Rund 5% leiden jedoch an schweren Symptomen; viele von ihnen benötigen eine medikamentöse Behandlung.

Spielt Serotonin eine Rolle?

Die Ursachen des PMS sind unklar. Es gibt Hinweise darauf, dass Serotonin eine wichtige Rolle in der Krankheitsentstehung spielt. Immer häufiger werden selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer zur Behandlung eines PMS eingesetzt. In Großbritannien und den USA ist Fluoxetin (z.B. Fluctin) bereits für diese Indikation zugelassen. In einer Metaanalyse wurde die Wirksamkeit selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bei PMS untersucht. Medizinische und wissenschaftliche Datenbanken wurden durchsucht, Arzneimittelhersteller kontaktiert und Literaturhinweise verfolgt.

Metaanalyse von 15 Studien

Zur Anwendung selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bei PMS wurden 29 Studien gefunden. Nur die 15 randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudien ausreichender Qualität gingen in die Metaanalyse ein. Wichtigstes Zielkriterium war die Verringerung der gesamten PMS-Symptomatik. Um abzuschätzen, wie wirksam die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer die PMS-Symptomatik verringern, wurde der standardisierte mittlere Unterschied zwischen Behandlungs- und Plazebogruppe berechnet. Ein standardisierter mittlerer Unterschied von 0,3 entspricht einem kleinen Effekt, 0,5 einem mittlerem und 1,0 einem großen Effekt.

Deutlicher Effekt

Von 904 Frauen hatten 570 einen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und 435 Plazebo bekommen. Am häufigsten wurden Fluoxetin (in sieben Studien) und Sertralin (Gladem®, Zoloft® in fünf Studien) eingesetzt. Der standardisierte mittlere Unterschied zwischen Behandlungs- und Plazebogruppen in der Reduktion der PMS-Symptomatik betrug insgesamt -1,07. Das entspricht einer Odds-Ratio von 6,9 zugunsten der Behandlung.

Wirksame Behandlung

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer waren sowohl bei körperlichen als auch bei Verhaltenssymptomen wirksam. In den vier Studien, in denen die prämenstruelle Reizbarkeit erfasst wurde, hatte die Behandlung eine signifikante positive Wirkung auf dieses Symptom. In vier Studien wurden die Medikamente intermittierend gegeben. Die Verringerung der prämenstruellen Symptomatik war hier gegenüber der kontinuierlichen Arzneimitteleinnahme nicht signifikant anders. Der Wirksamkeitsnachweis war auch unabhängig von der Studienfinanzierung (durch pharmazeutische Unternehmen oder unabhängig).

Da der Plazeboeffekt bei der Behandlung des prämenstruellen Syndroms hoch zu sein scheint, waren einige Studien mit einer einfachblinden Plazebo-Run-in-Phase begonnen worden. So konnten Plazebo-Responderinnen bereits vor der Randomisierung ausgeschlossen werden.

Studien mit Plazebo-Run-in-Phase wiesen im Vergleich zu Studien ohne Plazebo-Run-in-Phase zwar einen niedrigeren, aber immer noch signifikanten standardisierten mittleren Unterschied zwischen Behandlungs- und Plazebogruppe auf: -0,95 gegenüber -1,28. In den Behandlungsgruppen brachen signifikant mehr Frauen die Therapie ab als in den Plazebogruppen (Odds-Ratio von 2,4).

Dieser Metaanalyse zufolge sind selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer zur Behandlung des schweren prämenstruellen Syndroms wirksam. Allerdings war in 13 der 15 Studien PMS überwiegend anhand von Verhaltenssymptomen diagnostiziert worden. Daher ist eine geringere Wirksamkeit bei Frauen mit vorwiegend körperlichen Symptomen nicht auszuschließen.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer haben sich in der Langzeittherapie depressiver Erkrankungen als sicher erwiesen. Die Nebenwirkungen der PMS-Behandlung können möglicherweise durch eine auf die Gelbkörperphase beschränkte Gabe verringert werden.

Literatur: Dimmock, P. W., et al.: Efficacy of selective serotonin-reuptake inhibitors in premenstrual syndrome: a systematic review. Lancet 356, 113- 1136 (2000).

Einer Metaanalyse zufolge sind selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bei prämenstruellem Syndrom (PMS) wirksam. Möglicherweise genügt die Einnahme in der zweiten Zyklushälfte.

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