Feuilleton

Jubiläum: 150 Jahre Fa. Haraeus

Zu den erfolgreichsten der nicht gerade wenigen Apotheker, die im 19. Jahrhundert einen Industriebetrieb gründeten, zählt Wilhelm Carl Heraeus (1827-1904). 1851 bernahm er die väterliche Einhorn-Apotheke in Hanau und schloss ihr einen chemischen Fabrikationsbetrieb an. Daraus entwickelte sich eine Weltfirma, die auch heute nach 150 Jahren immer noch im Familienbesitz ist.

Heraeus hatte nach einer Apothekerlehre in Frankfurt/M. in weiteren Apotheken in Basel und Kassel gearbeitet, bevor er von 1849 bis 1851 bei dem berühmten Chemiker Friedrich Wöhler in Göttingen studierte. 1856 gelang dem jungen Apotheker eine überragende technische Innovation: die Platinschmelze. Den Anlass dazu hatten ihm die Goldschmiede in Hanau geliefert. Sie verlangten nach einem praktikablen Verfahren zur Verarbeitung von Platin; denn das Edelmetall konnte damals wegen seines hohen Schmelzpunktes von 1770 Grad Celsius noch nicht gegossen und nur von sehr wenigen Spezialisten in London und Paris weißglühend geschmiedet werden. Heraeus löste das Problem, indem er Platin mit der Knallgasflamme bearbeitete. So entstand 1856 die Erste Deutsche Platinschmelze W. C. Heraeus.

Wegen seiner großen Hitzebeständigkeit und seiner Widerstandsfähigkeit gegen Säuren wurde Platin bald auch für Tiegel und Schalen verwendet. Als Katalysator war es schon vor der Erfindung der Schmelze in Gebrauch gewesen. Auch für besondere Gerätschaften in der Physik und der Chemie erwies sich das silberweiße Element als ideal. So hat man 1882 das Urmeter und das Urkilogramm in einer Platin-Iridium-Legierung (9:1) gegossen. Neben Platin und daraus hergestellten Produkten traten Quarzgläser als zweiter Produktionsschwerpunkt der Firma. Diese Stoffe werden heute vor allem in der Kommunikations- und Halbleiterindustrie benötigt.

Zum 150-jährigen Firmenjubiläum hat die Heraeus Holding GmbH in Hanau (www.heraeus.de) eine achtseitige Broschüre herausgegeben. Weitere Literatur: A. Funk: Die Apotheker der Familie Heraeus. Dtsch. Apoth. Ztg. 103, 93-100 (1963). cae

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