Berichte

Pharmazie- und Medizinhistorisches in Kiel

Am 14. März 2001 trafen sich Mitglieder der Regionalgruppe Schleswig-Holstein/Hamburg der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie (DGGP), um im Institut für Geschichte der Medizin und Pharmazie der Universität Kiel die Pharmazie- und Medizinhistorische Sammlung anzusehen.

Diese Sammlung wurde 1987 eingerichtet und enthält wichtige Zeugnisse aus der Vergangenheit der Heilkunde und Arzneimittelzubereitung. Nach einer Einführung durch den Institutsdirektor Prof. Dr. Jörn Henning Wolf, der sich unermüdlich und engagiert für diese Sammlung einsetzt, besichtigten wir die einzelnen Räume unter Führung von Apothekerin Fiedler.

Links und rechts im Eingangsbereich in den großen Vitrinen stehen diverse pharmazeutische Geräte wie Mörser, Plasterpfanne (um 1800), Glühofen, Handmühle (um 1750), dann diverse medizinische Geräte wie Amputationssägen, Knochenbohrer (17. Jh.) und ein Bluttransfusionsgerät (um 1926). Auch ein altes schwedisches Arztfahrrad, auf dem einst ein Dr. Olsen seine Patientenbesuche absolvierte, ziert das Entree. Eine eiserne Lunge der Firma Dräger in Lübeck aus den 1950er-Jahren und eine riesige Destillationsanlage stellen die beiden mächtigsten Exponate in diesem Bereich dar. Eine Apothekeneinrichtung des frühen 18.Jahrhunderts mit Geräten aus diversen Apotheken befindet sich in einem Raum im Erdgeschoss. Im Obergeschoss gibt es mehrere Apothekenräume mit einer Einrichtung aus der St.Jacobi-Apotheke in Lübeck. Zum Inventar zählen alte Gerätschaften, Drogen und Chemikalien.

Zur medizinischen Schausammlung gehören mehrere Röntgenapparate mit Röntgenröhren und etlichem weiterem Zubehör. Ein großes Röntgengerät von 1920 diente der Diagnostik der Brust- und Bauchorgane, ein andereres für diagnostische Anwendungen im Zahn- und Kieferbereich, zwei weitere für Aufnahmen im Bereich der Brust- und der Gliedmaßen und ein Gerät zur Fußskelettdarstellung. In den Schauvitrinen werden diverse Tonometer präsentiert, unter anderem eins zur Messung des arteriellen Blutdrucks im Fingerendglied (spätes 19. Jh.). Heute sind solche Geräte wieder aktuell. Es war immer wieder erstaunlich, dass Geräte, die auf den ersten Blick recht antiquiert anmuteten, bei näherem Hinsehen Parallelen zur heutigen Zeit geradezu aufzwangen.

Elektrisierapparate des 19. und 20. Jahrhunderts, diverse Geräte für HNO-Zwecke, zum Beispiel ein Kehlkopfspiegel von 1870, Nasenspekula zum Spreizen der Nasenflügel vor Untersuchungen, Sektionsbestecke (meist 19. Jh.) ist in den Vitrinen nach Indikationen und Fachrichtungen zusammengestellt. Mikroskope (frühes bis mittleres 20.Jh.) waren alte Bekannte für uns Pharmazeuten. Eine Vitrine mit diversen zahnärztlichen Geräten des mittleren 19. bis frühen 20. Jahrhunderts, zum Beispiel ein Gerät zur Herstellung von Amalgam, etliche Spritzen und ein Kasten mit Bohransatzstücken, ließen das Herz jedes Zahnarztbesuchers höher schlagen! Ein Apparat zur Inhalationsnarkose mit Ether, Chloroform oder einem Gemisch (um 1900) und ein Wurzelheber zur Entfernung abgebrochener Wurzelstücke (19. Jh.) vervollständigen die zahnmedizinische Abteilung. Eine große Feldsanitätskiste aus dem Zweiten Weltkrieg und eine Kollektion chirurgischer Instrumente besonders für den militärischen Gebrauch (spätes 19.Jh.) repräsentieren das Thema Wehrmedizin. Diverse Dreieckstücher, auch ein großes Gemälde mit verletzten Soldaten, die mit solchen Tüchern verbunden waren, weisen auf deren Einführung als Not- und Stützverband durch den Chirurgen und Direktor der Chirurgischen Klinik in Kiel Friedrich Esmarch 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg hin.

Seine ärztliche Praxiseinrichtung deckt den Zeitraum von 1890 bis in die 1950er-Jahre ab. (Man kann immer wieder staunen, wie lange alte Apothekeneinrichtungen und Arztpraxen noch bis in unsere Zeit benutzt worden sind und offenbar auch noch funktionierten.) Ein pathologisches Kabinett enthält viele gerichtsmedizinische Besonderheiten. Das nächste Treffen der nördlichsten Regionalgruppe der DGGP ist im Herbst geplant.

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