BVA-Info

Gehälter der Pharmazieingenieure: West-Ost-Gefälle

Als unhaltbaren Zustand betrachtet der BVA (Bundesverband der Angestellten in Apotheken) die gravierenden bundesweiten Unterschiede beim Verdienst der Pharmazieingenieure (PI). So erhalten die PI in Sachsen nur 83 Prozent des Westtarifes. Ein Beispiel: Eine 45-jährige PI mit 17 Berufsjahren verdient in einer sächsischen Apotheke rund 660 DM weniger als im Westen! In den anderen östlichen Bundesländern ist das Gefälle weniger stark ausgeprägt. Dort erhält eine PI 92 Prozent des Westgehalts (364 DM weniger).

Im Osten geringere Personalkosten

"Diese Situation wird dadurch noch unverständlicher, weil die ostdeutschen Apothekenleiter immer noch geringere Personalkosten haben und ein wesentlich höheres Betriebsergebnis erzielen als ihre Kollegen im Westen", sagte Jutta Nörenberg vom Bundesvorstand des BVA.

Bei höheren Umsätzen beläuft sich das durchschnittliche Betriebsergebnis im Osten auf 10,7 Prozent, gegenüber 8,9 Prozent in West-Apotheken. Die Personalkosten liegen im Durchschnitt in den neuen Bundesländern bei 10,5 Prozent, in den alten Bundesländern bei 11,8 Prozent. Betrachtet man nur die östlichen Bundesländer untereinander, so stechen gerade die knausrigen sächsischen Apotheker durch eine besonders gute Ertragslage hervor.

ADA hat Verbesserung signalisiert

Der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken e.V. (ADA), der die Mehrheit der Arbeitgeber in allen Kammerbezirken mit Ausnahme von Sachsen und Nordrhein vertritt, ist mittlerweile zu Verhandlungen über eine stärkere Angleichung zwischen West und Ost bereit. Dagegen wartet der BVA bisher immer noch vergeblich auf ein derartiges Signal vom Sächsischen Apothekerverband (SAV).

1993 hatte sich der SAV von einer bundeseinheitlichen Tarifregelung verabschiedet, um ein eigenes Tarifmodell durchzusetzen. Dieses war beim BVA jedoch wegen verschiedener arbeitnehmerfeindlicher Neuerungen abgelehnt worden. Seitdem geht die sächsische Arbeitgebervertretung ihren Sonderweg. Zahlreiche Gesprächsangebote des BVA verhallten ohne positives Echo.

Interessen selbstbewusst vertreten

Der BVA fordert die ostdeutschen und insbesondere die sächsischen PI deshalb auf, sich nicht verbittert mit ihrer Situation abzufinden, sondern selbstbewusst ihre Interessen zu vertreten. Gerade bei dem derzeitigen Personalmangel im Westen finden sich für Wechselwillige zahlreiche attraktivere Stellen in anderen Bundesländern.

Aber es muss nicht gleich ein Wechsel sein: Oft genügt es schon, sich auf die eigenen Leistungen zu besinnen und dafür die angemessene Bezahlung offensiv einzufordern. Apothekenleiter sind auf ihre PI angewiesen. Weil Approbierte Mangelware sind, sind PI bei Abwesenheit des Apothekenleiters oft die einzigen Mitarbeiter mit - zeitlich begrenzter - Vertretungsbefugnis.

Selbstvertrauen ist aber nicht nur bei der Gehaltsverhandlung angesagt, sondern auch bei Arbeitsverträgen und anderen betrieblichen Absprachen. Der BVA steht Mitgliedern dabei für Rechtsauskünfte und unterstützende Beratung zur Verfügung.

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