Arzneimittel und Therapie

CSE-Hemmer: Pravastatin wirkt antientzündlich

Die günstige Beeinflussung des kardiovaskulären Risikos durch Pravastatin - belegt in großen Studien zur Primär- und Sekundärprävention - wird heute nicht mehr allein auf die Lipidsenkung, sondern auch auf weitere protektive Effekte zurückgeführt.

In einer neuen Studie wurde jetzt erstmals prospektiv belegt, dass der Spiegel des Entzündungs- und Risikomarkers CRP durch Pravastatin deutlich gesenkt werden kann - ein Hinweis auf die antientzündliche Wirkung des CSE-Hemmers, wie Bristol-Myers Squibb jetzt berichtete.

Die Identifizierung der Hyperlipidämie als wichtiger Risikofaktor für die Initiierung und Progression der Atherosklerose sowie der erfolgreiche Einsatz von Lipidsenkern zur Prävention kardiovaskulärer Krankheiten ist einer der Meilensteine in der Medizin. Mindestens die Hälfte aller Herzinfarkte tritt jedoch bei Personen mit unterdurchschnittlichem Cholesterinwert auf. Der Grund: An der Entwicklung der Atherosklerose sind erwiesenermaßen auch entzündliche Phänomene beteiligt. Proinflammatorische Mediatoren wie TNF-alpha werden verstärkt freigesetzt; instabile und daher rupturgefährdete Plaques enthalten große Mengen an Entzündungszellen.

CRP: prädiktiver Marker für kardiovaskuläres Risiko

Als Reaktion auf die verstärkte Sezernierung proinflammatorischer Zytokine wird in der Leber vermehrt C-reaktives Protein (CRP) synthetisiert, das an der Rekrutierung von Monozyten, Komplementaktivierung, Induktion von Adhäsionsmolekülen und Endotheldysfunktion beteiligt ist. Sehr gering erhöhte hs-CRP-Werte ("high-sensitive" CRP, hs-CRP) noch im Normbereich, die heute mittels hochsensitiver Tests quantitativ erfasst werden können, zeigen ein stark erhöhtes Risiko für spätere kardiovaskuläre Ereignisse an. Die prädiktive Aussagekraft dieses Entzündungsmarkers ist höher als die des Cholesterin-Serumspiegels.

Pravastatin senkt CRP um 13%

Bereits nach 12-wöchiger Therapie konnte bei allen mit Pravastatin behandelten Patienten neben der Cholesterinsenkung auch eine signifikante Reduktion des hs-CRP-Wertes um 13,4% ermittelt werden. Der hs-CRP-Spiegel sank bei den sekundärpräventiv behandelten Patienten von initial 0,26 auf 0,23 mg/dl, bei den primärpräventiv behandelten Teilnehmern von 0,20 auf 0,16 mg/dl. Dagegen stieg der hs-CRP-Spiegel bei den Patienten der Plazebogruppe leicht um 2,3% an. Der Effekt von Pravastatin auf das hs-CRP war in allen untersuchten Subgruppen gleich stark ausgeprägt, d. h. unabhängig von Alter, Geschlecht, Body Mass Index, Vorliegen eines Diabetes und Rauchverhalten.

Die Senkungen des Cholesterin- und des hs-CRP-Wertes korrelierten nicht. Nur 2% der CRP-Reduktion lassen sich mit der Abnahme des Cholesterinspiegels erklären - es handelt sich demnach also um voneinander unabhängige Effekte des Pravastatins. Dabei war das Ausmaß der hs-CRP-Senkung in Primär- wie Sekundärprävention vergleichbar. Inwieweit diese Reduktion per se über eine Passivierung entzündlicher Prozesse in der arteriellen Gefäßwand auch das kardiovaskuläre Risiko günstig beeinflusst, muss jetzt in weiteren Studien geklärt werden. Wichtig ist die Bestimmung des hs-CRP-Wertes aber auf jeden Fall zur besseren Identifizierung von Risikopatienten mit Cholesterinwerten im Normbereich, die beim üblichen Cholesterin-Screening nicht erfasst werden.

Quelle: 10th Annual Scientific Session des American College of Cardiology, Late Breaking Clinical Trials III, Orlando, 21. März 2001

CSE-Hemmer beeinflussen das kardiovaskuläre Risiko günstig. Jetzt wurde in einer prospektiven Studie belegt, dass Pravastatin den Spiegel des Entzündungs- und Risikomarkers CRP deutlich senken kann. Das wird als Hinweis auf die antientzündliche Wirkung des CSE-Hemmers gewertet.

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