DAZ aktuell

Ärzte und Bundesausschuss: Positivliste gefordert

BONN (im). Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und der Bundesausschuss der Ärzte/Krankenkassen in Köln drängen auf Umsetzung der Liste erstattungsfähiger Arzneimittel (Positivliste).

Die Liste sei ein wirksames Mittel gegen das "irrationale Verordnen" von Medikamenten, sagte der Vorsitzende der Arznei-Kommission, Professor Bruno Müller-Oerlinghausen, in einem vorab veröffentlichten Interview mit dem AOK-Magazin "Gesundheit und Gesellschaft". Manche Ärzte verordneten über 1000 verschiedene Präparate im Quartal, seien aber nicht ausreichend über deren Wirkung informiert, meinte der Pharmakologe. Eine überschaubare Liste zweckmäßiger Arzneimittel verschaffe den Ärzten mehr Sicherheit und Eigenständigkeit gegenüber der pharmazeutischen Industrie. Sie gefährde weder die Qualität der Arzneimittelversorgung noch schränke sie die Therapiefreiheit der Ärzte ein. Müller-Oerlinghausen kritisierte in dem Interview die Aktion des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) gegen die Positivliste: "Mithilfe eines Horrorszenarios sollte praktisch die gesamte Bevölkerung für wirtschaftliche Partikularinteressen eingespannt werden. Das halte ich für infam." Er warnte die Mediziner davor, sich instrumentalisieren zu lassen. Ein Teil der Ärzteschaft binde sich zu stark an die Industrie. Das betreffe auch von der Pharmaindustrie gesponserte Fortbildungsveranstaltungen und Kongresse. Die Arzneimittelkommission dränge deshalb auf produktunabhängige ärztliche Fortbildung, sagte der Pharmakologe.

Regierung soll handeln

Die Bundesregierung solle den Auftrag an das Arzneimittelinstitut der gesetzlichen Krankenversicherung, den Vorschlag für eine Positivliste zu erstellen, zügig umsetzen. Diesen Appell richtete der Vorsitzende des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen, Karl Jung, am 4. Mai an die Adresse von Ministerin Ulla Schmidt. Die Selbstverwaltung - zu der der Bundesausschuss gehört - benötige klare Handlungsaufträge, um die "durch die pharmazeutische Industrie aufgebauten rechtlichen Hindernisse gegenüber den gesetzlichen Steuerungsinstrumenten für eine wirtschaftliche Arzneimittelversorgung" zu überwinden, sagte Jung, der in diesem Zusammenhang zugleich abgesicherte Festbeträge forderte.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.