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Schleswig-Holstein: Eine Ära geht zu Ende – was bringt die Zukunft?

KIEL (tmb). Einen spannenden Wahlnachmittag bot die konstituierende Sitzung der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein mit der Wahl des neuen Kammerpräsidenten und des neuen Kammervorstandes am 25. April in Kiel. Die Wahl des bisherigen Verbandsvorsitzenden Volker Articus kann als Signal für Veränderungen in der Standespolitik im nördlichsten Bundesland gewertet werden, hin zu einer engeren Beziehung zwischen Kammer und Verband (siehe auch Artikel in AZ Nr. 18 vom 30. April, S. 8).

Wehle zum Ehrenpräsidenten ernannt

Zwölf Jahre lang lenkte Ernst-Heinrich Wehle die Geschicke der Apothekerkammer Schleswig-Holstein als ihr Präsident. Für seine großen Verdienste um die Kammer während dieser langen Amtszeit wurde Wehle von der neuen Kammerversammlung zum Ehrenpräsidenten ernannt. Er selbst hatte auf eine Kandidatur für die neue Kammerversammlung verzichtet.

Articus neuer Kammerpräsident

Zu seinem Nachfolger wählte die Kammerversammlung Volker Articus, Inhaber einer Apotheke in Husum, der zu diesem Zeitpunkt noch als Vorsitzender des Apothekerverbandes amtierte. Er bekleidet dieses Amt seit 1984 und ist seit 1972 Mitglied der Kammerversammlung. Articus kündigte seinen Rücktritt als Verbandsvorsitzender für eine außerordentliche Delegiertenversammlung am 2. Mai an. Dort werde ein neuer Vorstand des Verbandes zu wählen sein. Ein Ergebnis hierzu lag bis zum Redaktionsschluss nicht vor.

Die neue Kammerversammlung wählte Holger Iven, zu diesem Zeitpunkt ebenfalls Mitglied des Verbandsvorstandes, zum Vizepräsidenten der Kammer. Er ist Inhaber einer Apotheke in Lübeck-Travemünde und Mitglied des Verwaltungsausschusses des Versorgungswerkes Schleswig-Holstein und des Aufsichtsrates der Sanacorp AG. Der Kammerversammlung gehört er seit 1988 an. Die Rolle des Apothekers sieht Iven nicht als Erfüllungsgehilfe des Arztes, sondern als Verbraucherschützer im Interesse des Patienten. Präsident und Vizepräsident können sich auf eine sehr überzeugende Mehrheit in der Kammerversammlung stützen. Sie erhielten 28 bzw. 27 Ja-Stimmen, bei nur einer bzw. zwei Gegenstimmen. Gegenkandidaten standen nicht zur Wahl.

Neuerungen im Vorstand

Spannend verlief die Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder. So wurde der bisherige Vizepräsident Dr. Peter Heerklotz nicht wieder in der Vorstand gewählt, obwohl dieser auf seine lange Erfahrung in der Kammerarbeit, insbesondere in Haushaltsfragen, verwiesen hatte. Er unterlag gegenüber Hans-Michael Stolze, beratender Apotheker für die Hansestadt Lübeck. Nur einer der vier Vorstandsposten für Selbstständige wurde mit Dr. Roswitha Borchert-Bremer mit einem Mitglied des bisherigen Vorstandes besetzt. Bei den vier Nicht-Selbstständigen gibt es dagegen mit Dr. Stefanie Hänsel nur ein neues Vorstandsmitglied (die vollständige Liste der gewählten Mitglieder der Kammerversammlung und des Vorstandes finden Sie in dem Bericht auf Seite 50 in dieser Ausgabe der DAZ.).

Insgesamt steigt mit den Wahlen zu Kammerversammlung und -vorstand der Einfluss von Apothekerinnen und Apothekern, die zumindest in der jüngeren Vergangenheit eher durch ihr Engagement innerhalb des Verbandes bekannt waren. Daher kann künftig eine engere Verbindung zwischen der Kammer- und der Verbandsarbeit erwartet werden. So betonte Articus bei seiner Kandidatur ausdrücklich seine Verbandserfahrung. Er könne damit die nötige Einigkeit erreichen, die ein so kleiner Berufsstand brauche, um in stürmischen Zeiten seine Ziele in der Öffentlichkeit durchzusetzen.

Kammer und Verband rücken enger zusammen

Schon immer pflegten Kammer und Verband in Schleswig-Holstein eine gute Kollegialität. Dies drückte sich beispielsweise in einem gemeinsamen Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit aus. Doch von solchen Ausnahmen abgesehen blieb die inhaltliche Arbeit zumeist klar getrennt. Dazu trug auch der starke Schwerpunkt der Kammerarbeit auf dem Gebiet der Fortbildung bei, die hierfür eine eigene Akademie für pharmazeutische Fortbildung und Qualitätssicherung betreibt.

Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Kammerversammlung nach der Vorstandswahl war nun die Gründung eines weiteren gemeinsamen Ausschusses für die "Zusammenarbeit Arzt-Apotheker". Dort soll es außer um Gesprächskreise auch um neue Versorgungsformen und die pharmazeutische Leistungsgemeinschaft gehen. Angesichts der vielen Ärztenetze in Schleswig-Holstein hat dieses Thema hier eine herausragende Bedeutung.

Leistungen kommunizieren

In seiner ersten Ansprache als Kammerpräsident betonte auch Articus die große Bedeutung der Fortbildung. Der neue Vorstand wolle die bewährte Arbeit des bisherigen Vorstandes fortsetzen. Als besondere Herausforderung hob Articus hervor, die hervorragende Rundumversorgung als Leistung der Apothekerschaft öffentlichkeitswirksam nach außen zu transportieren.

Der oft angestellte Vergleich des Apothekenmonopols mit dem Post- oder Telekommonopol sei unpassend, weil unter den Apotheken schon immer Wettbewerb bestanden habe. Doch sei dies ein für die Verbraucher sinnvoller Leistungswettbewerb, kein ruinöser Preiswettbewerb. Preiswettbewerb bei den Apotheken würde dagegen nicht nur den Apotheken schaden, sondern der gesamten Bevölkerung.

Die Wertschätzung der Arbeit der Apotheken durch die Öffentlichkeit habe sich in den siebziger Jahren gezeigt, als jede Gemeinde "ihre" Apotheke haben wollte. Dieses Versorgungsniveau sollte nun nicht geopfert werden. In einer kurzen Stellung-nahme gegenüber der DAZ betonte Articus diese Funktion der Apothekerschaft in der Fläche. Dies sei gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein besonders wichtig. Daher seien beispielsweise der Städtetag und der Gemeindetag geeignete politische Adressaten für die Anliegen der Apothekerschaft. Dies sollte stärker genutzt werden.

Einen spannenden Wahlnachmittag bot die konstituierende Sitzung der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein mit der Wahl des neuen Kammerpräsidenten und des neuen Kammervorstandes am 25. April in Kiel. Die Wahl des bisherigen Verbandsvorsitzenden Volker Articus kann als Signal für Veränderungen in der Standespolitik im nördlichsten Bundesland gewertet werden.

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