Arzneimittel und Therapie

Onkologie: Neue Therapieverfahren für Leukämien und Lymphome

Bei der 42. Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) wurden nach einer Information von Medac Schering Resultate klinischer Studien mit neuen immuntherapeutischen Verfahren gegen Leukämien und Lymphome vorgestellt.

Die Studien zeigten zum einen, dass der monoklonale Antikörper Alemtuzumab (Campath®) das Überleben mehrfach vorbehandelter Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) verlängern kann. Zum anderen wurden Daten vorgestellt, wonach Ibritumomab (ZevalinTM), ein radioaktiv markierter Anti-CD20-Antikörper, bei Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) signifikant wirksamer ist als der nicht-markierte Antikörper Rituximab. Ibritumomab erwies sich auch als hocheffektiv bei Rituximab-refraktären Patienten. Beide Antikörper werden das bestehende Portfolio der Schering AG und deren deutschem Vertriebspartner, MedacSchering Onkologie GmbH, auf dem onkologischen Gebiet ergänzen.

Alemtuzumab bei CLL

In einer beim Kongress vorgestellten Phase-II-Studie wurde der humanisierte Anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab (Campath-1H®) bei Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) eingesetzt, deren Erkrankung nach einer Vorbehandlung mit Alkylanzien und Fludarabin (Fludara®) progredient war.

33% der Patienten erreichten unter Alemtuzumab noch eine partielle Remission, und das mediane Überleben nach der Therapie mit Alemtuzumab betrug 36 Monate; unbehandelt war in dieser Patientenpopulation nur ein sechs- bis neunmonatiges Überleben zu erwarten. Alemtuzumab stellt daher einen wesentlichen Fortschritt in der Therapie der CLL dar.

Aufgrund dieser Wirksamkeitsdaten hat das Oncologic Drugs Advisory Committee (ODAC) am 14. Dezember 2000 der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA die beschleunigte Zulassung von Alemtuzumab empfohlen. Bei der europäischen Behörde wurden die Zulassungsunterlagen im März 2000 eingereicht, in Deutschland ist mit einer Verfügbarkeit des Antikörpers im zweiten Halbjahr 2001 zu rechnen.

Radiotherapie von Lymphomen

Außerdem wurde die weltweit erste Studie zur Radioimmuntherapie von B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen mit einem an radioaktives Yttrium-90 gekoppelten Anti-CD20-Antikörper (Ibritumomab, ZevalinTM) vorgestellt. Verglichen wurde diese Behandlung mit einer Monotherapie, bei der der nicht radioaktiv markierte Anti-CD20-Antikörper Rituximab gegeben wurde. Die Gesamtansprechrate für Ibritumomab lag bei 80%, verglichen mit 56% für Rituximab.

Der Studienleiter, Dr. Witzig, schloss daraus: "Diese Phase-III-Studie zeigt klar, dass die Radioimmuntherapie mit ZevalinTM sicher und effektiv ist und dass die Remissionsraten, die mit diesem Medikament erreicht werden, denen mit Rituximab allein statistisch signifikant überlegen sind." Dr. Witzig berichtete auch über eine weitere Studie, in der Ibritumomab bei Patienten mit follikulären Lymphomen angewendet wurde, die gegen Rituximab refraktär waren. Auch hier wurde noch eine Gesamtansprechrate von 74% erreicht. Die Schering AG plant, in naher Zukunft eine europäische Zulassung für den Vertrieb von ZevalinTM zu beantragen.

Quelle: Vorträge im Rahmen der 42. Jahrestagung der "American Society of Haematology (ASH)", San Francisco, 1. bis 5. Dezember 2000.

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