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Gift und Galle versprüht der Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) in seinem Verbandsblättchen "Ersatzkassen-Report", Ausgabe März 2001, gegen Apotheken. Da wird in primitiv-zynischer Weise eine ABDA-Kampagne, mit der die Leistungen öffentlicher Apotheken herausgestellt werden, als "schöner Schein" gegeißelt. Hinter den von uns Apothekern angepriesenen Vorzügen und Wohltaten - "vom Arbeitsplatzbeschaffer über den Hersteller individueller Arzneimittel und vertrauensvollen Ratgeber bis hin zum verantwortungsbewussten Warner vor möglichen anderen dubiosen Bezugsquellen" - stecke, so das VdAK-Blättchen "knallharter Lobbyismus". Man wolle damit nur bestehende Apothekenmonopole sichern und durch "Wildern in fremden Revieren noch zusätzlich ausbauen", heißt es im "Ersatzkassen-Report". Der nicht namentlich gekennzeichnete Beitrag nennt in diesem Zusammenhang das Blutzucker- und Blutdruckmessen, die Bestimmung von Cholesterinwerten und die Knochendichtemessungen. Weiterentwicklungen im Bereich alternativer Versorgungsmöglichkeiten dagegen blockierten die Apotheken oder verkehrten sie in ihr Gegenteil.

Als Beispiele führt der Beitrag im Ersatzkassen-Report, der überschrieben ist mit "Apotheken in Deutschland - oder wie schützt man eine bedrohte Spezies?" - den gesetzlich festgelegten Bezug von Impfstoffen für die ambulante Versorgung über Apotheken an. Früher hätten z. B. Kinderärzte die Impfstoffe von Großhändlern günstig einkaufen können, "ohne dass es zu Qualitäts- oder Versorgungsproblemen gekommen wäre". Jetzt müssten Aufschläge bis zu 30 % hingenommen werden.

Der Beitrag greift auch das gesetzlich festgeschriebene Versandhandelsverbot an, das dem Gesetzgeber mit Sicherheits- und Qualitätsargumenten schmackhaft gemacht worden sei. Dadurch hätten sich nach VdAK-Auffassung die deutschen Apotheken selbst in eine Situation hineinmanövriert, die den anderen EU-Ländern den Arzneiversand ermögliche, sie selbst aber seien durch "die gesetzliche Fessel des Versandhandelsverbot" daran gehindert. Jetzt versuche man zu taktieren, um Konkurrenten wie DocMorris mit Klagen zu überziehen. Dabei unterlägen z. B. auch holländische Apotheken "vergleichbar stringenten Rahmenbedingungen" - aufgrund fehlender Preisbindung könnten sie jedoch deutsche Originalware zu deutlich günstigeren Preisen versenden als es "die deutschen Apotheken bei der Warenübergabe an den Abholer innerhalb der eigenen Räumlichkeiten könnten".

Der Ersatzkassen-Report hält daher als Fazit fest, dass die deutschen Apotheken Gefahr liefen, durch eine Mauerpolitik den Anschluss an gesamteuropäische Entwicklungen zu verlieren. "Das Aufstellen von Zäunen um ein Schutzgebiet", so die Quintessenz des VdAK-Blattes, "geht häufig der unmittelbaren Ausrottung einer Spezies voran!"

Mein Fazit aus diesem Artikel: Polemik pur, Verkennung von Tatsachen und primitive Hetze. Die Krankenkassen - Partner der Apotheken, Anwälte der Patienten? Nie und nimmer. Solche Beiträge disqualifizieren die Krankenkassen als reine Profit maximierende Gesundheitsdiscounter, bei denen nur billig zählt, aber nicht die Qualität. Wir Apothekerinnen und Apotheker können aber nicht billig, wir können nur preisgünstig. Denn wir können und wollen im Sinne unserer Kunden und Patienten nur qualitativ hochstehende Leistungen anbieten - denn immerhin geht es hier um Gesundheit, um Arzneimittel und nicht um das billigste Discountprodukt.

Wir tragen durch unsere Dienstleistungsangebote wie Blutdruck- und Blutwertemessen zur Kostensenkung im Gesundheitswesen bei, weil dadurch Krankheiten frühzeitig erkannt werden, die teurere Behandlungen benötigten, wenn sie später oder zu spät erkannt würden. Wir stellen sicher, dass Impfstoffe an Ärzte korrekt und sicher in einer Kühlkette geliefert werden. Und wir halten ein großes Arzneiangebot vorrätig, um die Patienten schnell mit jedem verordneten Medikament sofort oder innerhalb kürzester Zeit zu versorgen - und nicht nur mit den teuren Präparaten ein, zwei Tage später, wie es Versandapotheken tun. Wir informieren und beraten die Patienten in allen Fragen rund um Arznei- und Hilfsmittel, wir erklären Einnahmevorschriften und Lagerungshinweise und technische Geräte wie z. B. die Anwendung von Pens und Inhalierhilfen. Und alles ohne Extrakosten. Vielleicht sollten die Kassen mal durchrechnen, was ein Call-Center, besetzt mit gut ausgebildeten Fachleuten, kosten würde, wenn sie die Millionen Patientenanfragen täglich selbst beantworten müssten.

Peter Ditzel

Wir können nur preisgünstig

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