Arzneimittel und Therapie

Gastroenterologie: Infliximab zur Behandlung von schwerem Morbus Crohn

Über 30000 meist jüngere Menschen leiden in Deutschland an Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Die Entzündungen, die im gesamten Gastrointestinaltrakt auftreten können, verlaufen meist schubweise. Durchfälle, Schmerzen und Gewichtsabnahme sind die typischen Symptome der Erkrankung, die die Patienten oftmals ein Leben lang begleiten. Über die Behandlung dieser Erkrankung mit dem TNFalfa-Antikörper Infliximab berichtete die Essex Pharma.

Die Therapiemöglichkeiten dieser Krankheit waren bis vor kurzem auf überwiegend unspezifische symptomatische Ansätze begrenzt, da die Genese der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bisher nicht genau bekannt ist. Insbesondere Patienten mit therapierefraktären und schweren chronischen Verläufen des Morbus Crohn konnten durch die etablierten Standardtherapien, z.B. mit Steroiden oder Immunsuppressiva, nicht suffizient behandelt werden. Drastische Einschränkungen im Arbeits- und Sozialleben der oftmals jungen Patienten waren häufig die Folge.

TNFalfa spielt immunologisch die Hauptrolle

Im Rahmen intensiver Forschungsarbeiten zur Aufklärung der Pathomechanismen fand man vor einigen Jahren, dass das proinflammatorische Zytokin TNFalfa eine maßgebliche Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der chronischen Entzündung beim Morbus Crohn spielt. Den Gastroenterologen steht seit über einem Jahr eine innovative Therapieoption in Form eines gegen TNFalfa gerichteten Antikörpers zur Behandlung des Morbus Crohn zur Verfügung: Infliximab (Remicade) hemmt selektiv das proinflammatorische Zytokin TNFalfa und blockiert seine entzündungsfördernden Wirkungen. In kurzer Zeit hat sich weltweit die selektive TNFalfa-Blockade als einzigartiges Therapieverfahren bei schwerem oder fistelbildendem Morbus Crohn etabliert und bewährt. Damit konnten die bisherigen Behandlungsmöglichkeiten um eine effektive Therapieoption ergänzt werden.

Gute klinische Ergebnisse

Die Ergebnisse von großen Studien identifizierten vor allem zwei Patientenpopulationen bei Morbus Crohn, die besonders von Infliximab profitieren:

  • Dazu zählen Patienten mit einem aktiven Morbus Crohn, die trotz intensiver Vortherapie weiterhin eine hohe Krankheitsaktivität aufweisen. Nach einer einmaligen Infusion von Infliximab mit einer Dosis von 5 mg/kg KG zeigten 81% der Patienten einen deutlichen Rückgang der klinischen Symptome. Fast die Hälfte (48%) dieser bereits intensiv mit Standardtherapeutika wie Steroiden oder Immunsuppressiva vorbehandelten Patienten erreichten sogar eine klinische Remission. Die Wirksamkeit einer Einzeldosis Infliximab hielt bei der Mehrzahl der Patienten, die klinisch ansprachen, über mindestens 12 Wochen an.
  • Des Weiteren sollten Patienten mit Fisteln, die trotz einer intensiven Behandlung (z.B. Azathioprin und/oder Antibiotika) weiter bestehen, mit Infliximab behandelt werden. Bei therapierefraktärem Morbus Crohn mit Fistelbildung ist Infliximab sehr effizient. In einer Studie erhielten 94 Patienten mit therapierefraktären Fisteln drei Infusionen mit Infliximab zum Zeitpunkt 0, 2 und 6 Wochen. Unter dieser Therapie zeigten 68% der Patienten eine Reduktion der Fisteln um mindestens die Hälfte, bei 55% kam es sogar zu einem Verschluss aller Fisteln. Bei den meisten Patienten erfolgte der Fistelverschluss bereits innerhalb der ersten 2 Wochen; die Wirkung hielt über mindestens 12 Wochen an. Unter Plazebo hatten nur 26% der Patienten eine mindestens 50%-ige Reduktion der Fisteln und nur 13% einen kompletten Fistelverschluss.

Die Anwendung von Infliximab ist sicher

Die Infusion von Infliximab wird gut vertragen. Dies zeigen die Erfahrungen bei mehr als 700 Studienpatienten mit Morbus Crohn und rheumatoider Arthritis. Während der 2-stündigen intravenösen Infusion von Infliximab traten in nur 4,8% der Fälle Infusionsreaktionen auf (Plazebogruppe 2,2%). Schwere Infusionsreaktionen waren äußerst selten zu verzeichnen, nur bei einem kleinen Teil dieser Patienten musste die Infusion abgebrochen werden. Diese Daten spiegeln wider, dass die Gabe von Infliximab sicher ist. Bei der Infusion mit Infliximab sind die üblichen Vorsichtsmaßnahmen im Rahmen einer Verabreichung von intravenösen Medikamenten ausreichend. Dazu gehören eine regelmäßige Überwachung des Patienten und eine griffbereite Notfallausrüstung.

Auch die Langzeitdaten zur Sicherheit der Therapie mit Infliximab sind sehr günstig. Entgegen den anfänglichen Befürchtungen konnte bisher keine erhöhte Rate an Malignomen und Lymphomen unter der Therapie mit Infliximab im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung festgestellt werden. Dies dokumentieren sowohl die kontinuierlichen Beobachtungen aller Patienten, die Infliximab in klinischen Studien erhielten, als auch neue Daten, die in den USA bei über 62000 außerhalb von Studien behandelten Patienten erhoben wurden (Stand Juli 2000). Ebenso konnte keine erhöhte Anzahl von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen oder Infektionen im Vergleich zu den Plazebogruppen gezeigt werden.

Erfolgversprechende Ergebnise bei extraintestinaler Manifestation

Häufig sind die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen mit einem zusätzlichen extraintestinalen Befall assoziiert. Bevorzugt betroffen sind die Gelenke, die Haut und die Augen. Neue Pilotstudien zeigten, dass Infliximab auch diese Begleiterkrankungen zur Besserung oder Abheilung bringen kann. So konnte ein Pyoderma gangraenosum im Rahmen einer Colitis ulcerosa mit Infliximab sehr erfolgreich behandelt werden. Ebenso können sowohl periphere Arthritiden als auch Spondylarthropathien, die oftmals den M. Crohn begleiten, sehr effektiv mit einer TNFalfa-Blockade therapiert werden.

Studienergebnisse bei Patienten mit Colitis ulcerosa erwartet

Mit Spannung werden die Ergebnisse einer großen internationalen Multicenterstudie mit Infliximab bei Patienten mit einer schweren Colitis ulcerosa erwartet. Die bisher bekannten Daten aus kleineren Studien zeigen ein gutes Ansprechen dieser chronisch-entzündlichen Darmerkrankung auf eine selektive TNFalfa-Blockade. In einer Studie mit 15 Patienten besserte sich sowohl der klinische als auch der endoskopische und histologische Befund bei 14 Patienten. Ob sich diese Daten in der großen Multicenterstudie bestätigen und ob auch Patienten mit Colitis ulcerosa in Zukunft von dem innovativen Therapieprinzip der TNFalfa-Blockade profitieren können, wird in den nächsten Monaten feststehen.

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