Arzneimittel und Therapie

Typ-2-Diabetes: Metformin verringert Langzeitkomplikationen

Die EMEA (European Agency for the Evaluation of Medicinal Products) hat nach einer Mitteilung der Merck KGaA jetzt anerkannt, dass Metformin als Behandlung der ersten Wahl die Gefahr von Komplikationen bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern signifikant reduzieren kann, wenn eine entsprechende Diät und körperliche Bewegung nicht helfen.

Ab Februar 2001 wird das Ergebnis einer in Großbritannien durchgeführten prospektiven Diabetesstudie (UKPDS) europaweit in die Beschreibungen von Metformin einfließen [1]. Die Studie hat gezeigt, dass Metformin bei übergewichtigen Patienten, die unter strenger Diät stehen, die folgenden absoluten Risiken signifikant verringerten:

  • Alle diabetesbedingten Komplikationen im Vergleich zu einer Diät allein und zu einer Behandlung mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin, wie z.B. Herzkrankheiten, Schlaganfall, Nierenversagen
  • Gesamtmortalität im Vergleich zu einer Diät allein und Behandlung mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin
  • Diabetesbedingte Todesfälle im Vergleich zu einer Diät allein
  • Herzinfarkt (Herzanfall) im Vergleich zu einer Diät allein

Bei Übergewicht erste Wahl

Nach Meinung von Experten kann Metformin bei 80 Prozent der Typ-2-Diabetikern, also bei allen übergewichtigen Patienten, eingesetzt werden. Als Reaktion auf diese Befunde hat die EMEA die derzeitigen Indikationen für Metformin durch die folgende Aussage erweitert: "Bei übergewichtigen Patienten mit Typ-2-Diabetes konnte nach Versagen diätetischer Maßnahmen eine Senkung der Häufigkeit von diabetesbedingten Komplikationen unter Behandlung mit Metformin als Therapie der ersten Wahl nachgewiesen werden."

Gute Wirkung auf Gefäße

Die klinische Bedeutung des in der UKPDS-Studie nachgewiesenen Nutzens von Metformin wurde von führenden europäischen Diabetologen unterstrichen. In einem kürzlich geführten Interview sagte Professor Ian Campbell vom Victoria Hospital in Kirkaldy, Schottland: "Metformin war unter den untersuchten Medikamenten (außerdem noch Sulfonylharnstoffe, Insulin und Acarbose) das einzige Arzneimittel, das die Überlebenszeit der Patienten verlängerte. Die Wirkung war erstaunlich. Aufgrund der UKPDS-Ergebnisse würde man erwarten, dass eine einprozentige Senkung des glykolysierten Hämoglobins 14% weniger Herzanfälle zur Folge hat. Schon bei einer Senkung des glykolysierten Hämoglobins um 0,6% verringerte Metformin die Häufigkeit von Herzanfällen jedoch um 39%. Das heißt, dass sich dieses Arzneimittel von anderen Medikamenten durch eine Wirkung unterscheidet, die insbesondere die Gefäßprobleme lösen kann - und diese Gefäßprobleme sind bei Typ-2-Diabetes die Haupt-Todesursache. Daher ist Metformin heute zweifellos das Mittel der ersten Wahl bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes."

Diese Einschätzung der Bedeutung von Metformin wurde von Professor Michel Marre, Universität von Paris, Frankreich, nachhaltig unterstützt: "Wenn wir uns nach den Kriterien von Evidence-Based-Medicine richten, dann muss Metformin als Therapie der ersten Wahl bei 80% aller Typ-2-Diabetikern eingesetzt werden; das bedeutet, bei allen übergewichtigen Patienten".

Literatur [1] UK Prospective Diabetes (UKPDS) Group. Effect of intensive blood-glucose control with metformin on complications in overweight patients with type 2 diabetes (UKPDS 34). Lancet 352, 854-865 (1998). [2] King, H., R. E. Aubert, W. H. Herman: Global burden of diabetes 1995-2025. Prevalence, numerical estimates, and projections. Diabetes Care 21, 1414-1431 (1998).

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