Arzneimittel und Therapie

ACE-Hemmer: Migräneprophylaxe mit Lisinopril

Der ACE-Hemmer Lisinopril hat eine migräneprophylaktische Wirksamkeit. Das ergab eine randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Crossover-Studie in Norwegen.

Für verschiedene Arzneistoffe ist eine migräneprophylaktische Wirkung belegt: einige Betablocker, das Antiepileptikum Valproat-Natrium, Pizotifen und Methysergid, Flunarizin und einige nichtsteroidale Antirheumatika. Allerdings haben die meisten dieser Arzneistoffe Nebenwirkungen, die eine Langzeitanwendung ausschließen. Daher besteht weiterhin Bedarf an wirksamen und nebenwirkungsarmen Migräneprophylaktika.

Studie mit 60 Patienten

Bei einem Patienten, der aufgrund seines hohen Blutdrucks mit dem ACE-Hemmer Lisinopril behandelt wurde, besserte sich die Migräne deutlich. Diese Wirkung wurde auch in einer Fall-Serie mit Lisinopril beobachtet. In einer norwegischen Studie wurde die Wirksamkeit von Lisinopril zur Migräneprophylaxe randomisiert, plazebokontrolliert und doppelblind untersucht.

An der Studie beteiligten sich 60 Patienten zwischen 18 bis 60 Jahren. Alle litten seit mindestens einem Jahr und zwei- bis sechsmal im Monat an Migräne (mit oder ohne Aura). Die Migräne hatte bis zum 50. Lebensjahr begonnen.

Behandlung mit Lisinopril

Die Studie besaß ein Crossover-Design. Damit die Häufigkeit der Migräneattacken festgestellt werden konnte, bekamen alle Patienten zunächst vier Wochen lang Plazebo. Danach erhielt:

  • die eine Hälfte zuerst zwölf Wochen lang Lisinopril und dann nach einer zweiwöchigen Auswaschphase zwölf Wochen lang Plazebo
  • die andere Hälfte zuerst zwölf Wochen lang Plazebo und dann nach zweiwöchiger Auswaschphase zwölf Wochen lang Lisinopril

In der ersten Woche jeder Behandlungsphase wurde einmal täglich eine Tablette Lisinopril (10 mg) oder Plazebo eingenommen, in den übrigen elf Wochen einmal täglich zwei Tabletten.

Auswertung anhand von Tagebüchern

In einem Tagebuch sollten die Patienten täglich Art, Schwere und Dauer der Symptome vermerken. Primäre Endpunkte der Studie waren die Zahl der Stunden mit Kopfschmerzen, die Zahl der Tage mit Kopfschmerzen (egal, wie stark und wie lang) und die Zahl der Tage mit Migräne (egal, wie stark und wie lang). Als sekundäre Endpunkte galten der Kopfschmerzstärke-Index (Produkt aus der Zahl der Kopfschmerz-Stunden und der maximalen Kopfschmerzstärke an einem Tag, gemittelt über die Therapiedauer), der Bedarf an Triptanen und Analgetika, die Akzeptanz der Therapie ("Würden Sie das Medikament gern weiter einnehmen, wenn Sie es verordnet bekommen könnten?"), die Zahl der Krankentage und die Lebensqualität.

  • 5 Patienten führten das Tagebuch während der gesamten Studiendauer. Sie wurden in der Intention-to-treat-Analyse ausgewertet. 47 Patienten zeigten außerdem Compliance mit der Arzneimitteltherapie; sie hatten mehr als 80% der vorgesehenen Tabletten eingenommen. Sie wurden in der endgültigen Wirksamkeitsanalyse ausgewertet:
  • Bei den primären Endpunkten war Lisinopril dem Plazebo signifikant überlegen. Die Kopfschmerz-Stunden, Kopfschmerz-Tage und Migräne-Tage waren um 20%, 17% und 21% reduziert.
  • Lisinopril senkte den Kopfschmerzstärke-Index gegenüber Plazebo um durchschnittlich 20%.
  • Bei 14 Patienten (30%) war die Zahl der Migräne-Tage und bei 15 (32%) der Kopfschmerzstärke-Index mit Lisinopril um mindestens die Hälfte gegenüber Plazebo reduziert.
  • Unter der Lisinopril-Prophylaxe nahmen die Patienten 22% weniger Triptan- und 11% weniger Analgetika-Dosen ein.
  • Die Lisinopril-Prophylaxe wollten signifikant mehr Patienten fortsetzen als die Plazebo-Prophylaxe: 35 (74%) gegenüber 14 (30%).

Nebenwirkungen: Husten und Schwindel

Die häufigsten Nebenwirkungen unter Lisinopril waren Husten (achtmal), Schwindel (siebenmal) Müdigkeit und Neigung zu Ohnmachten (je dreimal). Der Husten war bei drei Patienten so stark, dass er eine weitere Anwendung ausschloss.

Dieser kleinen Studie zufolge schützt der ACE-Hemmer Lisinopril in einer Tagesdosis von 20 mg vor Migräne. Die Nebenwirkungen sind von der blutdrucksenkenden Therapie bekannt und in den meisten Fällen nur leicht bis mäßig stark ausgeprägt. Schwindel und Ohnmachtsneigung können durch Anwendung der niedrigstmöglichen Dosis reduziert werden. Der Husten tritt dosisunabhängig auf.

Literatur: Schrader, H., et al. Prophylactic treatment of migraine with angiotensin converting enzyme inhibitor (lisinopril): randomised, placebo controlled, crossover study. Br. Med. J. 322, 19-22 (2001).

Für verschiedene Arzneistoffe ist eine migräneprophylaktische Wirkung belegt: einige Betablocker, das Antiepileptikum Valproat-Natrium, Pizotifen und Methysergid, Flunarizin und einige nichtsteroidale Antirheumatika. In einer randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten Crossover-Studie in Norwegen zeigte sich, dass der ACE-Hemmer Lisinopril zur Migräneprophylaxe wirksam sein könnte.

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