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Bis zu hundert Sternschnuppen pro Stunde sagen die Astronomen für die ersten Januartage des neuen Jahres voraus. Sie stammen vom Sternbild Quadrant, das es heute nicht mehr gibt. Der Sternenregen soll in der Zeit vom 1. bis zum 6. Januar gut zu beobachten sein, unter günstigen Bedingungen dürften 20 bis 30 dieser in der Erdatmosphäre verglühenden Meteore pro Stunde zu sehen sein. Wenn man dem Volksmund glauben möchte, dann gehen Wünsche, die man beim Anblick von Sternschnuppen denkt oder äußert, in Erfüllung. Da sollten wir Apothekerinnen und Apotheker eigentlich jede Nacht am Fenster stehen, denn Wünsche und Hoffnungen für das neue Jahr haben wir jede Menge.

Da sind die vielen offenen Fragen rund um das Internet, den Internethandel und die Internetportale. Noch klingt die gemeinsame Veranstaltung von Bundesgesundheitsministerium und ABDA am 13. Dezember nach, auf der über Chancen und Risiken des E-Commerce mit Arzneimitteln diskutiert wurde. Regierungs-, Krankenkassen- und Verbraucherkreise können sich den Internethandel mit Arzneimitteln durchaus vorstellen, wenn Online-Apotheken bestimmte Qualitätsstandards einhalten und die Überwachung dieser Apotheken sichergestellt ist. Politiker von Rot-Grün "stehen dem Versandhandel von Medikamenten grundsätzlich positiv gegenüber", wenn die Arzneimittelsicherheit durch das Internet und den Versandhandel nicht gefährdet wird. Nach der berühmten Äußerung von Bundesgesundheitsministerin Fischer, wonach das "Ob" des Versandhandels derzeit weniger die Frage sei als das "Wie", sind manche sogar der festen Meinung, Versandhandel mit Arzneimitteln lasse sich nicht mehr aufhalten. Hilft da nur noch Sternschnuppen sehen und wünschen?

Nein, wünschen allein reicht da sicher nicht. Das (Vertriebs-)System der deutschen Apotheke hat eine hervorragende Stellung in unserem Gesundheitssystem, es hat bewiesen, dass die Arzneiversorgung der Bevölkerung schnell, sicher und effizient erfolgt. Wir dürfen nicht nachlassen, die Vorteile dieses Systems auch 2001 unter Beweis zu stellen und sie gleichzeitig der Politik, den Kassen und der Bevölkerung vor Augen zu führen.

Nachdenken können wir natürlich darüber, ob eine Zustellung durch Boten liberalisiert werden kann im näheren Umkreis einer Apotheke - für all diejenigen Kunden, die ihren Fuß nicht vor die Tür setzen können oder wollen und lieber per Telefon, Fax oder Internet kommunizieren. Ein Arzneipäckchenversand quer durch die Republik entbehrt dagegen jeder Grundlage angesichts der hohen Apothekendichte, zumal auch dann der Postbote das Medikament überbringen würde und nicht pharmazeutisches Personal wie bei einer Zustellung durch die Apotheke.

Einen "starken Auftritt" aller Aktivitäten der Apotheker in einem ABDA-Internetportal hat der Ende des vergangenen Jahres wiedergewählte ABDA-Präsident Friese als nötig angemahnt - ich meine als längst überfällig. Es soll ein Portal werden, das "konkret und direkt jedem Apotheker zur Verfügung steht und Nutzen für seine Apotheke bietet", so Friese wörtlich. Große Versprechungen - ob wir da nicht ganz angestrengt zum nächtlichen Sternenhimmel blicken müssen, um ein paar Sternschnuppen zu sehen? Vielleicht hilft wünschen ja doch.

Doch Internet ist nicht alles, was 2001 unsere Aufmerksamkeit erfordert. Da stehen noch die Diskussionen um die Importarzneimittel an und den Liefervertrag, den der Deutsche Apothekerverband und die Krankenkassen miteinander schließen müssen. Die Kassen wollen den Apotheken bekanntlich die Verpflichtung aufs Auge drücken, die Quote der abgegebenen Importe zu erhöhen - obwohl es weit günstigere Generika gibt. Dort soll der Apotheker substituieren (Import statt Original), während es ihm bei Generika nicht erlaubt ist. Wir werden in 2001 weiter daran arbeiten müssen, angesichts der kaum noch überschaubaren Generikazahl zu einer vernünftigen Regelung zu kommen.

Auf einen Abschluss im neuen Jahr wartet das Gesetz, das die Versorgung von Alten- und Pflegeheimen mit Arzneimitteln regeln soll. Auch hier darf es nicht bei einem Blick in den Sternschnuppenhimmel und dem Wunsch bleiben, es möge doch alles so bleiben wie es ist. Während es sicher wünschenswert ist, dass die Versorgung der Heime geregelt wird, muss verhindert werden, dass Heime von Krankenhausapotheken versorgt werden - zwei unterschiedliche Systeme würden hier vermischt mit Konsequenzen, die bis hin zum Fall der Arzneimittelpreisverordnung reichen könnten.

Und dann gibt es 2001 auf gesundheitspolitischer Bühne die Arzneibudgets und die Debatten um die Positivliste, mit der wir uns befassen müssen. Angesichts der Sturheit in der Regierung, die nicht einsehen will, dass eine Positivliste weder die Qualität der Arzneiversorgung verbessert noch Einsparungen realisiert, sieht es so aus, als ob hier wirklich nur noch wünschen hilft.

BSE - diese drei Buchstaben werden uns auch 2001 verfolgen. Das Ausmaß der Infektionen, die Wege der Übertragung, die Auswirkungen auf den Menschen - da sind noch viele Fragen offen. Wir haben in dieser Ausgabe einen Beitrag zum Thema BSE abgedruckt, der Sie über die wichtigsten Fakten informiert.

Und noch ein Hinweis: Die neue Approbationsordnung wurde im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Wir haben Sie in unserer Rubrik "Pharmazeutisches Recht" veröffentlicht: Lesen Sie mal rein, wie der Nachwuchs ausgebildet wird. Klinische Pharmazie ist in Zukunft Prüfungsfach!

Bei allen anstehenden Aufgaben und Problemen: Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2001 und viel Freude am Beruf. Sie werden sie haben, wenn Sie sich immer wieder bewusst machen, dass Sie einen unverzichtbaren Heilberuf ausüben, mit dem Sie kranken Menschen helfen, gesund zu werden, und gesunden helfen, gesund zu bleiben. Wir wollen Sie dabei auch im neuen Jahr zuverlässig unterstützen.

Peter Ditzel

Nicht nur Sternschnuppen

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