Kommentar

Da gehen die Warnlampen an

Dass die Krankenkassen schon seit Jahren an den ihrer Auffassung nach zu hohen Distributionskosten für Arzneimittel herummäkeln, kennen wir. Allen voran die Betriebskrankenkassen, die die Zukunft der Distribution von Arzneimitteln via Internet sehen und dazu noch glauben, dass damit auf einmal alles billiger würde und große Einsparungen zu realisieren seien. Jetzt haben auch die Ärzte - zur Zeit auf Schmusekurs mit Ulla Schmidt - ein Eckpunktepapier vorgelegt, aus dem u. a. hervorgeht, dass sie Einsparungsmöglichkeiten im Bereich der Arzneidistribution sehen. Mit der hintergründigen Forderung, die Distributionskosten seien im Rahmen der Arzneimittelpreisbildung zu überprüfen, wollen sie die Politik dazu bewegen, Einsparpotenziale auch im Bereich Arzneimittelvertrieb, sprich Großhandel und Apotheke, zu suchen. Warum um alles in der Welt will jeder bei Arzneimitteln - eigentlich Peanuts im Vergleich zu den teuren Krankenhauskosten -sparen? Weil hier alles so schön geregelt und transparent ist und weil die Tätigkeit der Apotheke von diesen Institutionen nicht entsprechend gewürdigt wird? Bereits Ende November des vergangenen Jahres hatte die Kassenärztliche Bundesvereinigung zusammen mit den Krankenkassen eine Empfehlung vorbereitet, wie das Arznei- und Heilmittelbudget weiterentwickelt werden könnte. Zwar wurde diese Empfehlung aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Ministerin Fischer nicht verabschiedet, doch schon damals war die Position der Ärzte entlarvend. Sie sprachen sich darin für die Einführung einer Zweitzulassung im Rahmen einer Positivliste aus, für "moderne Vertriebsstrukturen in der Arzneimittelversorgung", z. B. Einführung von Versand- und Internethandel, außerdem für "größere Wettbewerbsspielräume in der Arzneimittelversorgung" - im Klartext bedeutet dies Fremd- und Mehrbesitz sowie eine Beteiligung der Krankenhausapotheken an der ambulanten Versorgung. Darüber hinaus sollten Preisverhandlungen zwischen GKV und Industrie möglich sein, der einheitliche Abgabepreis abgeschafft und die Arzneipreisverordnung reformiert werden. Es war ein Rundumschlag unserer lieben Ärzte gegen uns Apotheker, der mit den jetzt vorgelegten Vorschlägen eine sanfte Wiederbelebung erfährt. Die Warnlampen zeigen rot! Peter Ditzel

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