Kommentar

Vertriebskosten für Arzneimittel: ABDA: Spiel mit falschen Zahlen

Eschborn (abda/diz). "Wenn einzelne Kassenvertreter über die Gewinnspannen der Apotheken sprechen, muss man fast von vorsätzlicher Täuschung sprechen:' Mit diesen harten Worten kommentierte Hermann-Stefan Keller, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, die aktuelle Diskussion über die Vertriebskosten für Arzneimittel, die vor allem von den Krankenkassen mit falschen Zahlen geführt wird.

Immer wieder werden Gewinnspannen von 40 bis 50 Prozent genannt. "Dies alles soll den Eindruck erwecken, als wäre die Apotheke Kostentreiber Nummer 1 in der GKV', meinte Keller in einer Pressemitteilung der ABDA vom 13. Februar. So werde grundsätzlich verschwiegen, dass die Apotheken den Krankenkassen einen gesetzlichen Abschlag von fünf Prozent einräumten. Nicht zuletzt deshalb habe die Apotheke im Umsatz mit den Krankenkassen eine durchschnittliche Handelsspanne von 20,3 Prozent. "Wenn es um die Arzneimittelpreise geht, wird durcheinandergeworfen, was durcheinander zu werfen ist - Hauptsache es dient dem Ziel, die Apotheken als Preistreiber darzustellen", ergänzte Keller. Der Vorsitzende des Apothekerverbands prangerte in diesem Zusammenhang auch Aussagen im Beitrag des Nachrichtenmagazins "Focus" vom 12. Februar an. Schlicht falsch sei beispielsweise die Aussage, dass eine Apotheke an einem 1000 DM teuren Arzneimittel 300 DM verdiene. Abzüglich Kassenabschlag und Mehrwertsteuer werde vielmehr hier eine Handelsspanne von 168,- DM erzielt. Dies sei nicht der Gewinn, sondern das Gesamtentgelt für alle Leistungen der Apotheke von der Logistik bis zur Beratung. Hiervon werden auch die Serviceleistungen wie Notdienst, Herstellung von Rezepturarzneimitteln oder die tägliche Qualitätskontrolle finanziert. Die Presseinfo der ABDA weist auch darauf hin, dass eine Apotheke bei den Arzneimitteln, die zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen abgegeben werden, im Schnitt einen Rohertrag von 9,03 DM erzielt. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland bei den Arzneimittelpreisen einen Rang im unteren Drittel ein. "Wer heute den Versandhandel propagiert, muss mit diesem Aufschlag kalkulieren', meinte Keller. Jede Mark, die der Versandhandel teurer wäre, hätte unweigerlich eine Mehrbelastung der Kassen zur Folge. Völlig unberücksichtigt blieben bei der Diskussion schließlich die Fremd- und Mehrkosten, die den Krankenkassen durch die diversen Verschiebebahnhöfe in der Sozialversicherung und geänderte gesetzliche Regelungen entstünden. Allein durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer im Jahre 1998 und durch die Absenkung der Zuzahlung durch die neue Bundesregierung 1999 müssten 1.8 Milliarden DM mehr aufgebracht werden. "Wer ständig laut über Einsparungen nachdenkt, sollte damit beginnen, Mehrbelastungen durch politische Maßnahmen zu vermeiden." Keller begrüßte die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Ulla Schmidt, sich mit allen Beteiligten im Gesundheitswesen an einen runden Tisch zu setzen. "Wir gehen davon aus, dass auch wir Apotheker bald daran beteiligt werden", meinte Keller." Dann wird man über die richtigen Zahlen zu diskutieren haben."

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