Kommentar

Medical Tribune: Polemik gegen Apotheker

(diz). Unter der Überschrift "Apotheker gieren nach Naturalrabatten" macht die Ärztezeitung "Medical Tribune" in ihrer Ausgabe vom 7. Dezember 2001 massiv gegen Aut idem mobil. Mit abstrusen Vergleichen und purer Polemik versucht das Ärzteblatt die Apotheker als geldgierige Pharmazeuten darzustellen.

Verglichen werden die Naturalrabatte mit Arzneimittelmustern: "Verkaufen Sie Arzneimittelmuster an Ihre Patienten? Das brächte ein saftiges Zubrot, aber natürlich tun Sie es nicht. Bei den Apothekern - Jahresumsatz mit Arzneimitteln rund 50 Mrd. DM - ist das anders", so lautet der Vorspann des Beitrages. Und weiter: "Was in der Arztpraxis ein 'Muster' heißt, ist bei Apothekern der 'Naturalrabatt'. Für die Pharmazeuten ist das ein lukratives - und (noch) völlig legales Zusatzgeschäft. Im Schnitt bringt es jedem der rund 21.500 deutschen Apotheker konservativ geschätzt mindestens 2000 DM monatlich ein." Zitiert werden in diesem Zusammenhang Experten beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, nach deren Einschätzung sich die Naturalrabatte sogar eher im "Milliardenbereich" bewegten. Das Ärzteblatt beklagt, dass die den Apothekern gewährten Naturalrabatte eine "black box" seien. Auch von der ABDA erfahre man hierzu nichts, allein der Begriff "Naturalrabatt" sei für die ABDA tabu.

Immerhin meint das Blatt ein, dass Muster für Ärzte und Naturalrabatte für Apotheker legitime und legale Marketinginstrumente der Arzneimittelhersteller seien. Doch macht das Blatt der unzulässige Vergleiche: Während Ärztemuster, die in der Praxis abgegeben würden, Krankenkassen und Patienten entlasteten, profitierten von Naturalrabatten nur der Apotheker, heißt es dort.

Mit Einführung der Aut-idem-Regelung werde diese Sache brisant. Wörtlich heißt es in dem Beitrag hierzu: "Nach Angaben des Generika-Verbandes geben allein diese Hersteller jährlich Muster im Wert von 1,6 Mrd. DM an Ärzte ab. Das könnte sich unter einem generellen Aut-idem-Regiment ändern. Wenn nicht mehr der Arzt, sondern der Apotheker darüber bestimmt, welches Präparat der Patient bekommt, machen Ärztemuster für die Industrie kaum noch Sinn. Dies wäre auch für die Kassenausgaben fatal, so wird Wolfgang Kaesbach, vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen zitiert. Denn: Ärztemuster drückten die Arzneiausgaben der Kassen, Naturalrabatte aber nicht.

Das Ärzteblatt unterstellt den Apothekern bei ihrem Plädoyer für aut idem, auch auf mehr Naturalrabatte zu spekulieren. Wenig überzeugend sei dagegen das apothekerliche Argument, aut idem würde die pharmazeutische Kompetenz stärker ausschöpfen. Denn, so heißt es am Ende dieses Beitrags, "schon heute ist die illegale Substitution Praxis, wie der Geschäftsführer eines Arzneimittelherstellers kritisiert: Bei einem Test mit 150 Privatrezepten stellte sich heraus, dass Apotheker bei einem Viertel der Verschreibungen kommentarlos ein anderes, wirkstoffgleiches Medikament abgegeben haben."

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