Randnotitz

Gefahr für DocMorris?

Frei nach dem Motto "legal, illegal, sch...egal" macht sich eine kleine niederländische Internetapotheke nun schon seit mehr als einem Jahr auf Kundenfang - trotz eines unvergleichlichen Medientrommelfeuers mit offensichtlich nur mäßigem Erfolg. Dass auch Krankenkassen dabei mitmischen, wundert ein wenig. Als öffentlich-rechtliche Institutionen sollten sie sich eigentlich Recht und Gesetz besonders verpflichtet fühlen. Dieses Spiel wollen Gerichte nun nicht mehr länger hinnehmen (s. den Bericht auf S. 1).

Nicht alle Betriebskrankenkassen scheinen sich dadurch stören lassen zu wollen. Jüngstes Beispiel: die BKK Krupp Thyssen. In einer redaktionell aufgemachten Anzeige der Essener Wochenpost vom 20. November 2001 rührt BKK-Vorstand Reiner Geisler für DocMorris erneut die Werbetrommel: Man könne dort kostenlos anrufen (0800 3 62 66 77 47), erhalte einen Freiumschlag und ein Bestellformular zugesandt, das man dann inklusive Rezept zurückschicken könne ... Die Medikamente kämen dann innerhalb 48 Stunden, die Rechnung gehe an die BKK, diese verzichtet - rechtswidrig - auf die Zuzahlung nach § 31 Abs. 3 SGB V. Fragen beantwortet Apothekerin Sabine Kleine-Wilde (ein hübscher Name in dem Zusammenhang). Große Wilde könnten durch das dreiste Treiben auf - nach ihrer Einschätzung - gar nicht so dumme Ideen kommen, wie man gegen das dummdreist-illegale Treiben legal Pflöcke setzen könnte. Sie wissen: Prozesse dauern ewig; aber eine kleine Kostenexplosion - die wirkt sofort. Und sie überlegen: Was wäre, wenn ich mir gleich morgen telefonisch einen Freiumschlag anfordere? Die Kosten werden bei DocMorris abgebucht, der Brief kommt zu mir, dazu auch der Freiumschlag für die Rücksendung. Alles in allem würde dadurch ein Kostenaufwand von rund drei Mark entstehen. Das wird DocMorris nicht sonderlich jucken.

So weit, so gut. Was aber ist, wenn 100 000 "Kunden" einmal in der Woche Vergleichbares tun? Und wenn sie die Freiumschläge nicht oder nur selten mit einem Rezept zurückschicken? Dann hätte DocMorris jede Woche bis zu 300 000 DM an Kosten am Hals, im Monat 1,2 Mio. DM, im Jahr gut 14 Mio. DM.

Man stelle sich zusätzlich vor, es würde 1 mal pro Stunde bei der oben genannten, für den Anrufer kostenfreien 0800-er-Nummer angerufen und eine Minute telefoniert - bei DocMorris liefen dann rund 400 DM Gebühren pro Monat auf; im Jahr also 4 800 DM. Das mal gut 20 000 (ein "Kunde" pro Apotheke) sind 96 Millionen. Will die BKK Thyssen Krupp das DocMorris antun?

jano

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