Kommentar

Berliner Prachtbau nach Gutsherrenart

Die Bundesgesundheitsministerin bittet mit ihrem Sparpaket die Pharmaindustrie, aber vor allem die Apothekerinnen und Apotheker massiv zur Kasse. Mit Werkzeugen wie Preismoratorium, aut idem im unteren Preisdrittel, einem höheren Krankenkassenrabatt, evtl. Drehung der Arzneimittelpreisverordnung und der vorgeschriebenen Erhöhung der Importquote werden Apotheken ausgequetscht. Im Durchschnitt bedeutet das für jede Apotheke rund 50000 DM im Jahr weniger Rohertrag.

In dieser Zeit, in der es auf Gespräche mit Gesundheitspolitikern ankommt, wo es heißt, Präsenz in Berlin zu zeigen, besinnt sich die ABDA des Apothekertagsbeschlusses von 1996, der sich dafür ausspricht, den Sitz der ABDA von Eschborn nach Berlin zu verlegen. So weit, so gut.

Unsere ABDA-Spitze scheint diesen Beschluss nun dahingehend zu interpretieren, dass die ABDA mit Sack und Pack umziehen soll. Und - wenn schon denn schon - will man gleich richtig zulangen und sich einen repräsentativen Bau genehmigen. Schließlich sind wir Apothekers ja wer und was die Kassen machen, können wir schon lange. Ein ehemaliges Bankgebäude in der noblen Jägerstraße 49/50 in unmittelbarer Nähe zum Gendarmenmarkt in Berlins neuer Mitte - das soll die neue Adresse des Apothekerhauses sein. Ein Protz- und "Prachtbau nach Gutsherrenart", wie es ein Kammerpräsident kritisch formulierte, lässt grüßen. Repräsentativ mit Sicherheit - und das alles zum Schnäppchenpreis von nur läppischen 47 Millionen Deutsche Mark oder knapp 25 Millionen Euro. Die Finanzierung soll angeblich machbar sein - meine Erfahrungen liebe Kolleginnen und Kollegen: Das Rundschreiben mit dem Hinweis auf unumgängliche Beitragserhöhungen sehe ich schon vor mir.

Eine gewisse Repräsentation mag ja angemessen sein, aber hier fehlt das Fingerspitzengefühl. Während bald einige Apotheken um ihre Existenz kämpfen, empfängt die ABDA die Gesundheitspolitiker in der neuen Prachtvilla mit Schampus und Kaviar. Da läuft etwas gewaltig falsch. Es mag richtig sein, den Hauptsitz der ABDA nach Berlin zu verlegen - eine moderne Büroetage reicht aus für unsere Spitzenfunktionäre samt Sekretariat. Warum muss gleich der gesamte Mittel- und Unterbau mit umziehen?

Der Kauf dieser Immobilie muss überdacht werden.

Peter Ditzel

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