Kommentar

Bayer AG: Vermarktung von Lipobay ausgesetzt

Leverkusen (bag/diz). Das Pharmaunternehmen Bayer AG, Leverkusen, setzt mit sofortiger Wirkung weltweit mit Ausnahme von Japan die Vermarktung sämtlicher Dosierungen des Cholesterinsenkers mit dem Markennamen Baycol bzw. Lipobay (Wirkstoff Cerivastatin) aus und wird die im Markt befindliche Ware zurücknehmen.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA zeigte sich über die Informationspolitik des Bayer-Konzerns irritiert, so Frau Dr. Eckert-Lill, ABDA, in einem Statement in den Tagesschau-Nachrichten. Man halte diese Vorgehensweise des Pharmaunternehmens nicht für eine partnerschaftliche Informationspolitik. Auch die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg (LAK) erfuhr erst aus der Presse von der Absetzung des Cholesterinsenkers. "Allein über die Homepage und per Pressemitteilungen zu informieren, nicht aber die Partner im Gesundheitswesen vorab oder zumindest gleichzeitig zu kontaktieren, ist für uns nicht die richtige Informationspolitik, so die LAK. Grund für die freiwillige Maßnahme des Pharmakonzerns sind vermehrte Nebenwirkungsmeldungen über Muskelschwäche (Rhabdomyolyse) insbesondere bei Patienten, die trotz einer Kontraindikation und Warnhinweisen gleichzeitig den Wirkstoff Gemfibrozil erhielten. Japan ist hiervon nicht betroffen, weil Gemfibrozil dort nicht im Handel ist. Auf die Interaktion wurde bereits Anfang Juli mit einem Rote-Hand-Brief hingewiesen (siehe hierzu DAZ Nr. 27, S. 10). "Wir haben uns im Interesse der Patientensicherheit zu diesem Schritt entschlossen. In den kommenden Monaten werden wir unsere Untersuchungen fortsetzen, um das Nutzen/Risikoverhältnis von Cerivastatin zu bewerten", erklärt Dr. David Ebsworth, der Leiter des Bayer-Geschäftsbereiches Pharma. Bayer wird vor einer eventuellen Neuaufnahme der Vermarktung von Dosierungen von Baycol/Lipobay mit den zuständigen Behörden das weitere Vorgehen klären, heißt es in einer Veröffentlichung des Pharmaunternehmens auf der Bayer-Internetseite. Informationen zu Rückgabemodalitäten werden in der nächsten Ausgabe der DAZ veröffentlicht.

Auswirkung auf das Geschäftsergebnis

Aufgrund der sich aus dem Vermarktungsstopp des Cholesterinsenkers ergebenden Belastungen und Ergebnisausfälle für das Arbeitsgebiet Gesundheit sowie der anhaltenden weltweiten Konjunkturschwäche speziell im Industriegeschäft geht Bayer für das Gesamtjahr davon aus, dass die bisherige Ergebniserwartung ganz erheblich unterschritten wird. Auch das für das Jahr 2002 für das Arbeitsgebiet Gesundheit angestrebte operative Margenziel von 20 Prozent (vor Sonderposten) werde nicht weiter aufrecht erhalten.

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