Kommentar

LAV Baden-Württemberg: Versteckter Angriff auf GEHE

Stuttgart (ri). Der Seitenhieb war gut platziert: Süffisant lächelnd und mit feiner Ironie attackierte der Präsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg e. V., Fritz Becker, bei der jüngsten Mitgliederversammlung am 13. Juni in Stuttgart einen dort ansässigen Pharmagroßhändler.

Becker wörtlich: "Gezielte Bestrebungen, Kettenapotheken in seine Hände zu bringen, betreibt seit geraumer Zeit ein deutscher Pharmagroßhändler. Wer das noch nicht glauben will, der gehe in die Großhandelsszene und schaue nach, wo so etwas vorkommen kann." Dank der leicht schwäbelnden Betonung des Wortes "gehe" konnte das Publikum die Großbuchstaben bei diesem Verb auf Anhieb vor dem inneren Auge sehen und quittierte diese Sequenz aus der Präsidenten-Rede mit amüsiertem Lachen. Aber auch in anderen Punkten gab sich Becker kämpferisch. So bemängelte er, dass Lobbyarbeit immer schwieriger werde, da immer mehr selbsternannte Fachleute über eine Materie reden, die sie nicht wirklich kennen. Als ebenso unseriös empfindet der Präsident die öffentliche Debatte, bei welcher die Apothekerschaft in der Regel unter negativen Vorzeichen in die Schlagzeilen gerät. Wenn in diesem Zusammenhang die Stichworte "Öffnung der Arzneimittelvertriebswege, Kettenapotheken, Versandapotheken, Öffnung der Krankenhausapotheke, die Freigabe der Apothekenpreise, die Idee, Industrieabgabepreise direkt aushandeln zu wollen" als Lösungen der Probleme empfohlen würden, es dabei aber als selbstverständlich gelte, dass die Arzneimittelsicherheit gewahrt bleibe und die Serviceleistungen der Apotheker nach wie vor erbracht würden, dann stelle sich doch die Frage nach dem "wie". Und dabei könne man es nicht hinnehmen, dass dieses "wie" "irgendwie" und erst "zukünftig" beantwortet werde, so der Präsident. Insbesondere eine erweiterte Machtstellung der Krankenhausapotheke wurde von Fritz Becker als Gefahr für die Offizinapotheke gesehen: "Wenn die Politik bei ihrem Vorhaben bleiben sollte, werden wir das im Wahljahr 2002 zu einem zentralen Thema in deutschen Apotheken machen." An die Adresse von Gesundheitsministerin Fischer gerichtet, befürchtete der Chef des Landesverbandes in Sachen Budgetstreichung und Einführung eines Richtgrößenvolumens einen Bluff, denn es stelle sich "ganz schnell die Frage, ob ein Richtgrößenvolumen nicht dasselbe ist wie ein Budget". Im Hinblick auf die Festbetragsabsenkungen erinnerte der Präsident die Politik daran, dass bei der Summe von 650 Mio DM Absenkungen nicht nur die pharmazeutische Industrie mit helfe Kosten zu sparen, sondern dass die Apothekerschaft daran mit ca. 130 Mio. DM zu 20 Prozent beteiligt sei. Becker warnte zudem davor, die Festbetragsabsenkung zusammen mit der Euro-Einführung zum 1. 1. 2002 umzusetzen, bei diesem Termin drohe ein Datenchaos. Den Vorwurf der Krankenkassen an die Apotheker, sie würden die neue Negativliste nicht beachten, konterte Becker mit den Worten: "Wir Apotheker sind gerne bereit, die Beachtung der Negativlisten sicher zu stellen, doch die Vorraussetzung dafür ist, dass uns dazu rechtsverbindlich auch entsprechende Präparatelisten zur Verfügung gestellt werden. Es kann uns beim besten Willen nicht zugemutet werden, dass wir heute schon Listen beachten, die erst in einem halben Jahr verabschiedet werden. Auf uns zukommende Regresse werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln begegnen." Im Anschluss an diese Rede wurden sowohl der Jahresabschluss 2000 und der Finanzplan 2000 als auch die Entlastung des Schatzmeisters und des Vorstandes mit fast einstimmiger Mehrheit beschlossen. Der LAV erreichte für das Jahr 2000 eine Saldierung von 340 059 Mark Überschuss. Ein Antrag zur Änderung der Beitragsordnung, wonach nur eine Mehrheit aller Mitglieder eine Änderung beschließen dürfte, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Ebenfalls zurückgewiesen wurde der Vorschlag, bei der Belegung der Umsatzhöhe auf die Abgabe einer Umsatzsteuererklärung und die Einsicht durch einen Steuerberater zu verzichten.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.