Arzneimittel und Therapie

Johanniskraut: Bei leichten Depressionen gleich gut wirksam wie Imipramin

Bei milden bis moderaten Depressionen ist Johanniskraut gleich gut wirksam wie Imipramin und einer Plazebotherapie überlegen. So lautet das Resultat einer achtwöchigen Studie.

Die antidepressive Wirksamkeit von Johanniskraut ist bereits in mehreren Studien nachgewiesen, in denen Hypericum mit einem trizyklischen Antidepressivum verglichen wurde. Allerdings fehlte bislang ein zusätzlicher Vergleich mit einer Plazebotherapie. Daher wurde an verschiedenen Zentren in Deutschland eine doppelblinde, randomisierte, dreiarmige Studie durchgeführt, in der Johanniskraut, Imipramin und ein Plazebo miteinander verglichen wurden.

Dreiarmige Studie mit 263 Patienten

An der Studie nahmen 263 Patienten (66 Männer und 197 Frauen) im Alter von 18 bis 65 Jahren teil, die gemäß der ICD-10-Klassifikation an einer moderaten Depression litten. Die 100 Patienten der Hypericumgruppe erhielten dreimal täglich eine Kapsel mit 350 mg Johanniskrautextrakt (der Gesamtextrakt enthielt 0,2% bis 0,3% Hypericin und Pseudohypericin sowie 2% bis 3% Hyperforin), die 105 Teilnehmer der Imipramingruppe morgens 50 mg sowie mittags und abends weitere 25 mg Imiprain und die 46 Patienten der Vergleichsgruppe dreimal täglich ein Plazebo.

Zu Beginn der Studie und nach ein, zwei, vier, sechs und acht Wochen wurde das Ausmaß der Depression anhand der Hamilton-Depressions-Skala und weiterer Bewertungskriterien (Hamilton anxiety scale, Clinical global impressions scale, Zung self rating depression scale; Beurteilung der Lebensqualität unter mentalen und physischen Gesichtspunkten) eingestuft. Ferner wurden die unerwünschten Wirkungen der Therapie festgehalten.

Ausgeprägte Wirkung nach acht Wochen

  • Die Wirksamkeit von Johanniskraut konnte nach sechs Wochen deutlich nachgewiesen werden. Nach acht Wochen betrug die Abnahme auf der Hamilton-Depressions-Skala in der Hypericumgruppe -15,4, in der Imipramingruppe -14,2 und in der Plazebogruppe -12,1.
  • Ähnliche Ergebnisse wurden nach Zugrundelegen der weiteren Bewertungskriterien ermittelt. Insbesondere zeigte sich in der achten Woche eine deutliche Überlegenheit von Hypericum bei der Beurteilung nach der Zung self rating depression scale.
  • Die mentale Lebensqualität verbesserte sich sowohl unter der Imipramin- als auch unter der Hypericumtherapie; die physische Lebensqualität wurde nur durch Johanniskraut verbessert.
  • Unerwünschte Wirkungen traten in der Johanniskrautgruppe und in der Plazebogruppe ungefähr gleich häufig auf (22% bzw. 19%). Patienten der Imipramingruppe klagten deutlich häufiger über Nebenwirkungen (46%), insbesondere über Mundtrockenheit und Übelkeit.

  • Johanniskraut bei Depressionen?

    In einer neuen Studie konnte nachgewiesen werden, dass bei moderaten Depressionen Johanniskraut und ein trizyklisches Antidepressivum gleichwertig sind. Beide Wirkstoffe zeigten sich - wenn auch nur in bescheidenem Ausmaß - einer Plazebotherapie überlegen. Bislang fehlen noch plazebokontrollierte Vergleiche mit besser verträglichen Antidepressiva, wie Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern. Eine Studie mit dieser Fragestellung wird zur Zeit in den USA durchgeführt. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es Ansichtssache zu sein, ob der Arzt bei moderaten Depressionen ein trizyklisches Antidepressivum oder ein Johanniskrautpräparat verordnet. Eine einheitliche Meinung gibt es hierzu in Deutschland noch nicht.

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