Arzneimittel und Therapie

Arzneimittelentwicklung: HIV-Fusionsinhibitoren in klinischer Prüfung

Der erste Vertreter der Fusionsinhibitoren, einer neuen Klasse von Arzneimitteln gegen das HI-Virus, wird derzeit in einer Phase-II-Studie getestet. Erste Ergebnisse zeigen, dass mit dem Peptid T-20 die HI-Virusreplikation unterdrückt und dass das Arzneimittel gut vertragen wird. T-20 wird in Zusammenarbeit von Trimeris und Hoffmann-La Roche klinisch erprobt, wie Roche jetzt berichtete. Mit T-1249 wird parallel ein weiterer Fusionsinhibitor entwickelt, der sich derzeit in der Phase I der klinischen Prüfung befindet.

Fusionsinhibitoren verhindern spezifisch die Fusion des HI-Virus mit der Wirtszelle. Da sie damit einen anderen Wirkmechanismus als alle anderen derzeit erhältlichen Anti-HIV-Medikamente haben, werden T-20 und T-1249 vermutlich keine Kreuzresistenzen gegenüber den bewährten Präparaten aufweisen. "Das Designen von antiretroviralen Substanzen, die das HI-Virus auf einem neuen Wege angreifen, ist heute eine der vordringlichen Aufgaben der Forschung im HIVBereich", erklärte Dr. David Ho, Direktor des Aaron Diamond Center for AIDS Research, New York, USA. "Immerhin sind bereits bei 40% der Patienten verschiedene Therapieregime wirkungslos oder Resistenzen gegenüber den derzeit erhältlichen antiretroviralen Substanzen nachweisbar. Außerdem hat zwar die Zahl der AIDS-assoziierten Todesfälle abgenommen, aber die Zahl der Patienten mit einer HIV- Infektion steigt kontinuierlich an. Die Fusionsinhibitoren sind möglicherweise die erste neue Klasse von Medikamenten seit Einführung der Proteaseinhibitoren 1995."

T-20 senkt die Viruslast

Erste Daten zu T-20 waren auf der 39th Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy im September 1999 in San Francisco vorgestellt worden. Sie zeigten, dass T-20 über einen Zeitraum von 16 Wochen die HIViruslast senkt und dass das Arzneimittel gut vertragen wird. Die aktuellen Daten der noch laufenden Phase-II-Studie (T-20-205) bestätigen diesen Trend auch nach 32 Wochen. Außerdem konnte inzwischen ein deutlicher Anstieg der CD4-Zellzahl festgestellt werden. Die offene, einarmige Studie untersucht T-20 in Kombination mit anderen antiretroviralen Substanzen bei 71 HIV-Patienten, die T-20 bereits in vorherigen Studien erhalten hatten.

"Basierend auf diesen Erfolg versprechenden Ergebnissen haben wir uns entschlossen, die Studie zu verlängern und diesen vielfach vorbehandelten Patienten das T-20 mehr als 48 Wochen anzubieten", so Dr. Sam Hopkins, Senior Vice President of Medical Affairs, Trimeris, Durham, USA. Darüber hinaus führen Trimeris und Roche derzeit zwei weitere Studien zu ihren neuen Fusionsinhibitoren durch. Eine Phase-IIStudie (T-20-206) erhebt die Sicherheit von verschiedenen Dosierungen von T-20 bei NNRTInaiven, PI-vorbehandelten Patienten (NNRTI: Nicht-Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Inhibitor, PI: Proteaseinhibitor). Und in einer Phase-I-Studie werden Sicherheit, Pharmakokinetik und Verträglichkeit von T-1249 untersucht.

Moderate Nebenwirkungen

T-20 wird zweimal täglich subkutan injiziert. In klinischen Studien waren die häufigsten Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Einnahme von T-20 beobachtet wurden, moderat oder mild. Hierzu zählten Reaktionen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber, erhöhtes Energieniveau, Energielosigkeit, Durchfall und Schwindel. Ein kausaler Zusammenhang zwischen den beobachteten Nebenwirkungen und T-20 konnte bisher nicht hergestellt werden. Zusätzlich zu den Fortschritten in der klinischen Entwicklung forcieren Roche und Trimeris die Produktion von T-20 und T-1249. Die beiden Unternehmen berichten von einem erfolgreichen Wissenstransfer zu Roche Boulder, einer Produktionsstätte in Colorado, welcher eine Produktion in größeren Mengen ermöglicht. Im Juli 1999 haben Roche und Trimeris ein Abkommen über die umfassende klinische Untersuchung und Entwicklung von T-20 und T-1249 unterzeichnet.

FDA-Schnellzulassung

Sowohl T-20 als auch T-1249 haben von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) eine Schnellzulassung für die Behandlung von HIV-Patienten erhalten. Diese wird für die Entwicklung von Substanzen erteilt, die möglicherweise eine deutliche Verbesserung für die Sicherheit oder Wirksamkeit der Behandlung von schweren, lebensbedrohlichen Erkrankungen bedeuten. Die neue Klasse der Fusionsinhibitoren gehört zu einer größeren Familie von Substanzen, die derzeit erforscht und "entry inhibitors" genannt wird. "Entry inhibitors" verhindern auf verschiedenen Wegen die Übernahme der Wirtszelle durch das HI-Virus, indem sie entweder auf das Virus selbst oder auf die Zelle wirken. Zu den "entry inhibitors" gehören neben den Fusionsinhibitoren auch die "attachment inhibitors" und die "co-receptor inhibitors". Hinsichtlich seines Entwicklungsstadiums ist T-20 zurzeit allen anderen Vertretern der "entry inhibitors" überlegen.

Bei älteren Menschen kann die Häufigkeit von kardiovaskulären Erkrankungen und auch die Sterblichkeit gesenkt werden,wenn ihr Bluthochdruck behandelt wird. Unklar war bisher der Stellenwert von ACE-Hemmern und Calciumantagonisten im Vergleich zu Betablockern und Diuretika. Eine schwedische Studie ergab,dass all diese blutdrucksenkenden Arzneimittel in ihrer Eigenschaft,kardiovaskulären Erkrankungen und Schlaganfällen vorzubeugen,in ihrer Wirkung vergleichbar sind. Das Wichtigste ist nicht wie,sondern dass der Blutdruck gesenkt wird.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.