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Es gibt sie noch, die Apothekertreffen, auf denen man mal über die Grenze der eigenen Apotheke hinaus schauen und Visionen zur Apothekenzukunft haben darf. Hat sich vor ein paar Jahren der Landesverband Baden-Württemberg auf seinen Managementtagungen mit der Apothekenzukunft befasst, blickte am vergangenen Wochenende der Hessische Apothekerverband in die Sterne oder besser gesagt – im Internetzeitalter – in den Cyberspace. Bekannte Namen der Marketing-, Ökonomie- und Kommunikationsszene waren die Garantie dafür, dass die "Visionen" frisch, frech und frei übergebracht wurden.

Allerdings, so richtig visionär waren die Vorstellungen dann auch wieder nicht, die Visionen zur Apotheke der Zukunft blieben weitgehend "auf dem Teppich", wodurch sie nicht uninteressanter wurden. Im Gegenteil, auch wenn die Visionen "keine Kochrezepte" sein sollten, wie man's in Zukunft macht, es waren viele Anregungen versteckt für heute und morgen.

Beispiel "Convenience-Apotheke". Es gibt sie schon heute, die Apotheke, die ihren Kunden in jeder nur erdenklichen und rechtlich erlaubten Form entgegenkommt und so das Einkaufen in der Apotheke angenehm macht und erleichtert. Diese Apotheken können sich in die Bedürfnisse des Kunden hinein versetzen. Sie wissen, dass ein Apothekenparkplatz geschätzt wird genauso wie Automatiktüren und eine helle Beleuchtung. Diese Apotheken wissen, dass sie lieferfähig und freundlich sein müssen und ihre Öffnungszeiten an die Öffnung der Arztpraxen anpassen sollten. Die Vision: die Apotheke hat umfangreiche Datenpools über ihre Kunden, um sich noch besser und vorausschauend ("Apotheke mit dem 7. Sinn") an die Bedürfnisse und potenziellen Wünsche anpassen zu können. Die Apotheke eröffnet "Gesundheits-Outlets" und Depots für die freiverkäuflichen Arzneimittel, z. B. im Fitnessstudio, im Postamt oder an Tankstellen – die Apotheke kommt ihren Kunden entgegen.

Beispiel "Kult-Apotheke". Auch sie existiert heute schon in Ansätzen. Und sie könnte in Zukunft noch mehr Bedeutung erlangen. Denn: Internet, Cyberspace, die virtuelle Welt fördert zwar die Kommunikation der Menschen, vernachlässigt aber den Körper, seine Empfindlichkeit. Die virtuelle Welt wird eine Gegenreaktion auslösen hin zu mehr Körperkult. Die "real existierende Apotheke" kann die Bedürfnisse dieses Kults (Gesundheit wird zur Ersatzreligion) erfüllen – wenn sie sich darauf einstellt und Angebote macht. Ein Bedürfnis wird z. B. auch das nach Orientierung sein angesichts des Überflusses an Informationen. Aufgabe der Kult-Apotheke hier: Sie muss Navigator sein und Navigationsleistungen erbringen, Daten sammeln, auswerten und selektiert für die Bedürfnisse des Kunden zur Verfügung stellen.

Die Vision: Diese moderne, auf den Kunden ausgerichtete Apotheke, die "convenient" ist, den Kunden durch den "Overload der Informationen" navigiert, sollte noch die "Aura heilender Essenzen verströmen" und persönliche Zuwendung zeigen: Der Apotheker als Magier, als Miraculix im Cyerspace – mit Herzenswärme. Die zweite Wärmflasche, die Zuwendung, gibt's gratis dazu.

Lesen Sie mal rein in die Welt der Visionen.

Peter Ditzel

Der Apotheker – ein Magier und ein Navigator

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