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Arzneimittel: AOK bezweifelt niedrige Preise

BONN (im). Die Ortskrankenkassen bezweifeln das Ergebnis der Studie zu den Arzneimittelpreisen in Deutschland, wonach sich diese im unteren europäischen Bereich bewegen. Die Ermittlung beruhe zum Teil auf unüblichen Vergleichsgrößen, schreibt Apotheker Norbert Schleert vom AOK-Bundesverband in der Februar-Ausgabe der AOK-Zeitschrift "Gesundheit und Gesellschaft".

In der Untersuchung sei in den Marktsegmenten, wo die deutschen Preise niedrig seien, intensiv verglichen worden, bei den teuren Medikamenten jedoch nur rudimentär, lautet seine Kritik. Tenor der Studie, die die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) in Auftrag gegeben hatten, war, dass Deutschland keine Spitzenposition bei den Arzneipreisen im europäischen Vergleich mehr einnehme (die DAZ berichtete).

Entscheidend sei jedoch die Produktebene und welche Marktanteile gewählt worden seien, so Schleert, der die Arzneimittelabteilung beim AOK-Bundesverband leitet. Es seien nicht, wie ansonsten in Studien üblich, identische Arzneimittel verglichen oder ein packungsbezogener Vergleich vorgenommen, sondern als Basis die rechnerische tägliche Wirkstoffmenge (Defined Daily Dose, DDD) verwendet worden. Durch den Preismix aller auf dem deutschen Markt befindlichen Arzneimittel sei im Bereich der patentfreien Präparate aufgrund des großen Generika-Angebots sowie der Festbeträge ein relativ geringes Preisniveau für Deutschland ermittelt worden.

Schleert bemängelte, dass von den 47 untersuchten Wirkstoffen die 35 führenden, nicht mehr unter Patentschutz stehenden Substanzen genommen wurden. Dieses Marktsegment mache 80 Prozent der Analyse aus. Nur ein Fünftel der berücksichtigten Wirkstoffe stamme im Gegensatz dazu aus dem Bereich der vergleichsweise teuren patentgeschützten Arzneimittel. Hier liege das Preisniveau wegen fehlender Nachahmerprodukte sowie fehlender Festbeträge in Deutschland gemessen am produktbezogenen internationalen Vergleich relativ hoch. Durch die Wahl der DDD-Größe drückten hier die am deutschen Markt theoretisch erhältlichen Parallelimporte das Preisniveau, obwohl die Importe tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle spielten. Der Vergleich extrem teurer Solisten sei erst gar nicht angestellt worden.

Nach Einschätzung von Schleert wird die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die 1993 bereits ein vergleichbare Berechnung der ABDA kritisch bewertet habe, Deutschland auch künftig als Hochpreisland ausweisen.

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