Arzneimittel und Therapie

Schwere Nebenwirkungen: Todesfälle nach Einnahme von Sildenafil

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) berichtet im Deutschen Ärzteblatt vom 28. Januar 2000 über mehrere Todesfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Sildenafil (Viagra®). Nachfolgend drucken wir die Meldung im Wortlaut ab.

Sildenafil hat ausschließlich eine Zulassung zur Behandlung der erektilen Dysfunktion und kann nur wirken, wenn eine sexuelle Stimulation vorliegt. Die AkdÄ hat in ihren Mitteilungen im Deutschen Ärzteblatt unter anderem darauf hingewiesen, dass die gleichzeitige Einnahme von Sildenafil und Nitraten zu ernsthaften Nebenwirkungen führen kann. In der Fachinformation zu Sildenafil wird neben anderen die gleichzeitige Gabe mit Stickstoffmonoxid- Donatoren oder jeglichen Nitraten als Kontraindikation angesehen und im Abschnitt "Gegenanzeigen" ausführlich über diese Wechselwirkung informiert.

53 schwere Verdachtsfälle

Im System Phoenix® mit Stand vom 4. Januar 2000 liegen der AkdÄ 53 vorwiegend schwere Verdachtsfälle zu Sildenafil vor, von denen 18 tödlich verlaufen sind. In drei Todesfällen wird der Zusammenhang mit der Arzneimittelgabe als möglich beziehungsweise der Tod als Folge der unerwünschten Arzneimittelwirkung angesehen. In 14 Fällen traten Myokardinfarkte auf, fünfmal wurde Herzversagen sowie fünfmal Kreislaufversagen gemeldet. In mehreren Berichten wurden trotz der Warnung durch die AkdÄ und die Fachinformation neben Sildenafil Herz-Kreislauf-Mittel wie Calciumantagonisten, ACE-Hemmer, Nitropräparate und Betablocker eingesetzt.

Die AkdÄ empfiehlt daher dringend, dass 1. vor dem Hintergrund der Schwere von möglichen Nebenwirkungen die Zulassungsindikation strengstens eingehalten wird und dass 2. vor der Verschreibung von Sildenafil die Patienten gefragt werden, ob sie Nitrate oder andere Herz-Kreislauf-Medikamente einnehmen, und dass 3. vor der Verschreibung von Nitraten oder anderen vasodilatatorischen Medikamenten an männliche Patienten ein vorsorglicher Hinweis auf die Interaktion mit Sildenafil grundsätzlich erwogen werden sollte.

Wenn möglich, sollte gerade die hausärztlich tätige Ärzteschaft sich bietende Gelegenheiten nutzen, ihre männlichen Patienten über die Gefahren des Bezugs von Sildenafil aus Quellen außerhalb der Apotheke (zum Beispiel Internet, Partys, Sexclubs) zu informieren und darüber ein offenes Gespräch anbieten. Die AdkÄ bittet, alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mitzuteilen. Sie können diesen unter der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur Hinweise zur sicheren Anwendung von Sildenafil (Viagra®). Dt. Ärzteblatt 1998; 95: A-2575-2576 (Heft 41). Aus der UAW-Datenbank der AkdÄ: Exitus letalis nach Einnahme von Viagra®. Dt. Ärzteblatt 1998; A-3087 (Heft 48).

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