Prisma

Nur wenige Krebszellen sind für Angiogenese nötig

Schon einige hundert Krebszellen sind in der Lage, voll funktionstüchtige neue Blutgefäße zu bilden. Wissenschaftler um Mark Dewhirst vom Duke Comprehensive Cancer Center machten diese überraschende Beobachtung. Bis jetzt gingen Fachleute davon aus, dass dafür Millionen von Krebszellen vorhanden sein müssen.

Wechselwirkungen zwischen Krebszellen und bestehenden Blutgefäßen spielen eine entscheidende Rolle für das Tumorwachstum. Innerhalb kurzer Zeit (etwa acht Tagen) vermögen die Krebszellen neue Blutgefäße zu bilden und sich dadurch ihre Sauerstoff- und Nährstoffversorgung zu sichern. Der Mechanismus der gegenseitigen Anziehung ist bisher noch nicht geklärt. Klar ist jedoch, dass sich der Tumor nicht vergrößern könnte, wenn die Neubildung von Blutgefäßen – die Angiogenese – nicht stattfinden würde.

Auf dieser Erkenntnis beruht auch die Entwicklung neuer Krebsmittel, den so genannten Angiogenese-Inhibitoren. Sie verhindern, dass Krebszellen mit den Blutgefäßen in Kontakt treten. Die Neubildung von Gefäßen und das Wachstum des Tumors wird somit gestoppt. Werden hohe Dosen dieser Angiogenese-Inhibitoren verabreicht, können die Tumore sogar vollständig verschwinden.

Die krebshemmende Eigenschaft der Angiogensehemmer ist schon länger bekannt, einige werden bereits klinisch getestet. Doch erst jetzt weiß man, dass sie schon in einem sehr frühen Stadium der Tumorbildung eingreifen können. Wissenschaftler versuchen nun zu klären, wie die Kommunikation zwischen Krebszellen und Blutgefäßen zustande kommt. Vielleicht birgt diese Erkenntnis eine Grundlage für die Entwicklung neuer Krebsmedikamente.

Quelle: Journal of the National Cancer Institute 2000, Vol. 92, Nr. 2, S. 143-147

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