Arzneimittel und Therapie

Hypertonie: Der stille Killer am Arbeitsplatz

Hetze und Termindruck, das Gefühl überlastet und den Anforderungen nicht gewachsen zu sein und die Sorge, mit dem auferlegten Pensum nicht fertig zu werden, gehören heute für viele Mitmenschen zum Arbeitsalltag. "Job strain", so nennen die Experten das Missverhältnis zwischen zu hoher Anforderung bei gleichzeitig geringer Entscheidungsfreiheit am Arbeitsplatz. Es wird von den Betroffenen auf Dauer als enorme Belastung erlebt. Mehr noch: Bei schätzungsweise jedem fünften Bundesbürger lässt der Stress am Arbeitsplatz den Blutdruck auf dauerhaft erhöhte Werte ansteigen, so eine Presseinformation von Solvay und Aventis.

An sich ist Stress eine gesunde und durchaus physiologische Reaktion des Organismus, die dafür sorgt, dass bedrohliche Lagen gemeistert werden können. Gerät der Mensch in eine Situation, die er nicht erwartet hat, oder die sich anders als erwartet entwickelt, führt dies unter anderem zur Aktivierung tieferer Hirnstrukturen. Das Resultat ist häufig eine Reaktion, die man als Angst empfindet. Jeder Mensch kennt solche Situationen, in denen dann das Herz zu rasen beginnt und die Hände feucht werden. Konsekutiv aktiviert der Organismus Abwehrreaktionen, in deren Verlauf es schließlich zur Freisetzung der "Stresshormone" Adrenalin und Cortisol aus der Nebennierenrinde kommt.

Chronischer Stress triggert Herz-Kreislauferkrankungen

Besonders fatal ist chronischer Stress, denn er leistet Herz-Kreislauferkrankungen auf vielerlei Art und Weise Vorschub. Mittlerweile bezweifelt kaum ein Experte mehr, dass psychosoziale Belastungen mit einer deutlich erhöhten kardiovaskulären Mortalität einhergehen. Dies trifft in besonderer Weise auf die Hypertonie zu. Konkret: Stress triggert die Entwicklung einer Hypertonie. Dies bedeutet gleichzeitig, dass besonders gravierende Belastungen, wie sie am Arbeitsplatz herrschen, zu einer Hypertonie führen können.

Diesem Zusammenhang ist man in der Vergangenheit schon in einigen klinischen Untersuchungen nachgegangen. Danach sind vor allem jene Arbeitnehmer für die Entwicklung einer Hypertonie prädestiniert, die hohen Arbeitsanforderungen ausgesetzt sind, aber kaum Entscheidungsbefugnis haben. Diese Konstellation bezeichnen Experten als "job strain". Mittlerweile kann auch als gesichert gelten, dass "job strain" gefährlicher ist als klassische Risikofaktoren wie Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen oder Alkoholabusus.

STARLET-Studie untersucht Blutdruck am Arbeitsplatz

Wie aber kann man die gefährdeten Patienten herausfiltern? Also jene, die nach Dienstschluss und am Wochenende normoton sind, am Arbeitsplatz aber eine Hypertonie entwickeln. Ideal hierzu geeignet ist die Langzeitblutdruckmessung über 24 Stunden. Mit Hilfe dieser Methode ist man in der Lage, die Schwankungen des Blutdrucks über den gesamten Tag (Arbeitszeit und Freizeit) aufzuzeichnen und miteinander zu vergleichen. Im Rahmen des STARLET-Projekts (Stressbedingte Hypertonie am Arbeitsplatz - Langzeituntersuchung mit Eprosartan, Teveten) wird nun an über 5200 Personen untersucht, wie häufig die stressbedingte Hypertonie am Arbeitsplatz tatsächlich ist, und inwieweit sie hieraus auch differenzialtherapeutische Empfehlungen ableiten lassen. Darüber hinaus soll das Projekt Aufschlüsse darüber geben, wie eine Therapie mit dem AT1-Rezeptorblocker Eprosartan langfristig vor kardio- und zerebrovaskulären Komplikationen schützt.

60 Zentren in Deutschland

Die Untersuchung wird an ca. 60 Zentren in Deutschland (metallverarbeitende Betriebe, öffentlicher Dienst, Gesundheitswesen, Lebensmittelindustrie, Elektroindustrie, Verlage) durchgeführt, die regelmäßig betriebsmedizinisch betreut werden. Desweiteren wurden berufstätige Patienten über hausärztliche Untersuchungen eingeschlossen und nach Maßgabe der Langzeitblutdruckmessung des Arbeitstages differenziert antihypertensiv mit Eprosartan behandelt.

Die Rekrutierung erfolgte als Screening im Rahmen von routinemäßigen betriebsmedizinischen oder hausärztlichen Untersuchungen bei berufstätigen Frauen und Männern im Alter von 35 bis 60 Jahren. Von den gescreenten Personen wurden über 5200 in die langfristige Beobachtung über 5 Jahre aufgenommen. Das Studiendesign ist so konzipiert, dass ein Drittel der Probanden normoton ist, ein weiteres Drittel hat eine von der Arbeitszeit unabhängige Hypertonie und ein Drittel schließlich eine arbeitsassoziierte Hypertonie. Die Teilnehmer der Hypertonie-Gruppe werden je zur Hälfte in üblicher Weise therapiert oder sofort mit dem AT1-Blocker Eprosartan in Anlehnung an die Blutdruckprofile während der Arbeitszeit behandelt. Der Studienabschluss ist für 2004 vorgesehen.

Quelle: Pressekonferenz "Stressbedingte Hypertonie am Arbeitsplatz. Erste Ergebnisse zum STARLET-Projekt", Heidelberg, 22. November 2000, veranstaltet von Aventis Pharma und Solvay Arzneimittel Deutschland.

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