Prisma

Sex führt zu Schwangerschaft

Sie meinen, der Zusammenhang sei nicht wirklich neu und Sie wären auch alleine darauf gekommen? Glauben wir Ihnen. Gemeint ist hier allerdings nicht die natürliche Schwangerschaft als Folge einer oder mehrerer netter Nächte, sondern die künstliche Befruchtung im Reagenzglas.

Die Erkenntnis, dass sich die Schwangerschaftsrate bei In-vitro-Fertilisationen durch häufigen Geschlechtsverkehr in den Tagen vor und nach Einsetzen der befruchteten Eizelle erhöhen lassen soll, ist wirklich neu. Bisher wurde Frauen bei einer In-vitro-Fertilisation immer geraten, sich in den Tagen vor und nach der künstlichen Befruchtung sexuell zurückzuhalten. Grund für die Empfehlung zur Enthaltsamkeit war die Befürchtung, dass die frisch eingesetzte Eizelle durch orgasmusbedingte Kontraktionen der Gebärmutter wieder ausgestoßen werden könnte. Nach Ansicht von australischen Wissenschaftlern eine unbegründete Befürchtung. Wie in einer der letzten Ausgaben der Fachzeitschrift "Human Reproduction" nachgelesen werden kann, führten sie eine Studie mit rund 1000 Frauen durch, die sich einer In-vitro-Fertilisation unterzogen.

Die Hälfte der Studienteilnehmerinnen wurde dazu aufgefordert, in den Tagen vor und nach der Eizell-Übertragung Geschlechtsverkehr auszuüben, die andere Hälfte sollte enthaltsam bleiben. Ergebnis: Bei den Frauen, die Geschlechtsverkehr hatten, lag die Erfolgsquote der In-vitro-Fertilisation um 50 Prozent höher als bei den Frauen, die keinen hatten. Vor allem die Zahl der Zwillings- und Drillingsschwangerschaften war in der ersten Gruppe stark erhöht.

Woran dies liegt, ist den Wissenschaftlern bislang allerdings noch unklar. Vermutet wird eine Begünstigung der Embryonalentwicklung durch bestimmte Substanzen in der Samenflüssigkeit des Mannes. Aus Tierversuchen ist ein derartiger Zusammenhang bekannt. Sollte sich dies bewahrheiten, würde es nicht nur grünes Licht für Geschlechtsverkehr trotz In-vitro-Fertilisation geben, es wäre auch eine Möglichkeit, die Erfolgsquote von künstlichen Befruchtungen gezielt zu erhöhen, indem man die für den Effekt verantwortlichen Substanzen der Gebärmutter zusammen mit dem befruchteten Ei zuführt. ral

Quelle: Human Reproduction 2000, Vol. 15, Nr. 12, S. 2653-2658

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