Arzneimittel und Therapie

Monoklonaler Antikörper Weniger Glucocorticoide notwendig

Ein monoklonaler Antikörper gegen IgE, rhuMAb-E25, ist in der Behandlung des allergischen Asthmas vielversprechend: Die zusätzliche Gabe des Antikörpers besserte in einer Studie mit 317 Patienten gegenüber der bisher üblichen Asthmatherapie die Symptomatik und erlaubte in manchen Fällen eine Reduktion oder gar ein Absetzen der oralen bzw. inhalativen Glucocorticoide.

IgE-vermittelte Immunreaktionen spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung des allergischen Asthmas. Daher wurde ein rekombinanter humanisierter monoklonaler Antikörper gegen IgE entwickelt: rhuMAb-E25. Dieser Antikörper bildet ausschließlich mit freiem IgE Komplexe. Indem er genau dort an das IgE-Molekül bindet, wo es sonst mit hoher Affinität an den IgE-Rezeptor auf Mastzellen und basophilen Granulozyten ankoppelt, verhindert der Antikörper die Aktivierung dieser Zellen.

In bisherigen Studien führten intravenöse Injektionen des monoklonalen Antikörpers zu einem raschen, anhaltenden Absinken der freien IgE-Serumkonzentration bei allergischem Asthma. In der Lunge verringerte der Antikörper nicht nur die Bronchialverengung, die sofort nach Allergen-Inhalation auftritt (Frühreaktion). Er reduzierte auch die akute Entzündungsreaktion, die nach einigen Stunden einsetzt (Spätreaktion). Darüber hinaus scheint rhu-MAb-E25 anhaltend antientzündlich zu wirken.

Studie zur Behandlung des allergischen Asthmas

In einer großen randomisierten Doppelblindstudie in den USA wurde rhuMAb-E25 in zwei verschiedenen Dosierungen zur Behandlung des mittelgradigen bis schweren allergischen Asthmas eingesetzt. Die Teilnehmer waren 11 bis 50 Jahre alt, litten dauernd an allergischem Asthma und benötigten inhalative und/oder orale Glucocorticoide.

Die Studie gliederte sich in vier Phasen: 4 Wochen Run-in-Phase, 12 Wochen Antikörper- bzw. Plazebotherapie unter Erhalt der bisherigen Glucocorticoid-Dosis, 8 Wochen Antikörper- bzw. Plazebotherapie mit langsamem Glucocorticoid-Entzug, 10 Wochen Nachbeobachtung. In den beiden mittleren Phasen bekamen die Patienten randomisiert eine hohe oder eine niedrige Dosis rhuMAb-E25 (5,8 bzw. 2,5 µg/kg Körpergewicht pro ng IgE/ml) oder Plazebo. Die intravenöse Injektion erfolgte an den Tagen 0 und 4 (jeweils eine halbe Dosis), 7 die volle Dosis) und danach zweiwöchentlich.

Asthmasymptomatik nach 12 Wochen gebessert

Das primäre Zielkriterium war die Asthmasymptomatik nach 12 Wochen, die auf einer 7-Punkte-Skala eingestuft wurde (1 für keine und für schwerste Symptome). Je 106 Patienten bekamen den monoklonalen Antikörper in hoher bzw. niedriger Dosis, 105 Patienten erhielten Plazebo. Der mittlere Punktwert für die Asthmasymptome betrug zu Beginn 4,0. Nach 12 Wochen war er in den Verumgruppen auf 2,8, in der Plazebogruppe auf 3,1 gesunken.

Die Symptombesserung hielt darüber hinaus an: Nach 20 Wochen betrug der Wert in den Verumgruppen 2,7, in der Plazebogruppe 2,9. 35 Patienten nahmen zu Beginn ein orales Glucocorticoid ein. 3 Patienten mit der hohen Antikörperdosis (33%), 6 mit der niedrigen Dosis (43%) und 2 mit Plazebo (17%) konnten das orale Glucocorticoid absetzen. Eine Dosisreduktion um die Hälfte oder mehr erzielten 78% mit der hohen Dosis rhuMAb-E25, 57% mit der niedrigen Dosis und 33% mit Plazebo.

Weniger Glucocorticoide nötig

Weniger ausgeprägt waren die Unterschiede bei der Dosisreduktion inhalativer Glucocorticoide: Eine Verringerung um mindestens die Hälfte erzielten 51% mit der hohen Dosis rhuMAb-E25, 49% mit der niedrigen Dosis und 38% mit Plazebo. Abgesetzt werden konnte das inhalative Glucocorticoid in der Hochdosisgruppe bei 18%, in der Niedrigdosisgruppe bei 23% und in der Plazebogruppe bei 12%. Die Lebensqualität, die in einem asthmaspezifischen Fragebogen auf einer 7-Punkte-Skala eingestuft wurde, besserte sich nach 12 Wochen mit der hohen Antikörperdosis um 1,4 Punkte, mit der niedrigen Dosis um 1,2 Punkte und mit Plazebo um 0,8 Punkte. Die Verbesserungen blieben bis zum Studienende erhalten.

Der monoklonale Antikörper wurde gut vertragen. In 17 Fällen trat eine leichte bis mäßige Urtikaria auf (8 mit der hohen, 6 mit der niedrigen Dosis, 3 mit Plazebo). Kein Patient entwickelte Antikörper gegen rhuMAb-E25. Dieser neue und sicherlich teure Therapieansatz dürfte besonders für den kleinen Teil der Asthmapatienten infrage kommen, die an schwerem Asthma leiden und langfristig orale Glucocorticoide (mit den entsprechenden Nebenwirkungen) einnehmen müssen.

Literatur Milgrom, H., et al.: Treatment of allergic asthma with monoclonal anti-IgE antibody. N. Engl. J. Med. 341, 1966– 1973 (1999). Barnes, P. J.: Anti-IgE antibody therapy for asthma. N. Engl. J. Med. 341, 2006–2008 (1999).

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