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Markert-Diät: Zum Wunschgewicht ohne Jo-Jo-Effekt?3

In jüngster Zeit wird die Markert-Diät stark beworben. Mit Aussagen wie "Diät-Revolution" oder "Turbo-Diät", die in kurzer Zeit garantiert zum Diäterfolg führt und dabei den Jo-Jo-Effekt, das heißt die gefürchtete Gewichtszunahme nach einer Diät, ausschaltet, werden Verbraucher angeregt, entsprechende Bücher und Präparate zu kaufen. Unter anderem soll sich durch die Diät die aktive Form der Schilddrüsenhormone erhöhen, die zum gesteigerten Energieverbrauch und Fettabbau führen soll.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) sind diese getroffenen Aussagen wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Bei der Markert-Diät handelt es sich um eine stark hypokalorische (energiearme) Diät, wobei der Proteinverlust durch ein Proteinpräparat begrenzt werden soll. Der Kalorienverbrauch soll durch intensives körperliches Training gesteigert werden. Die Kernaussage Markerts, die Erhöhung der aktiven Form der Schilddrüsenhormone, lässt sich durch die Diät nicht erreichen. Der Jo-Jo-Effekt lässt sich auch nicht durch die Diät, sondern höchstens durch die Ratschläge für die Zeit nach dem Fasten verhindern, bei der die Energie- und Fettaufnahme stark reduziert und viel Sport getrieben werden soll. Das sind allgemeingültige Ratschläge für die Gewichtsabnahme. Die Durchführung der Markert-Diät bietet daher keine besonderen Vorteile gegenüber vergleichbaren Maßnahmen.

Nur Eiweißdrink und Gemüsebrühe

Dr. Dieter Markert ist Anästhesist und naturheilkundlich in eigener Praxis tätig. Laut eigener Aussage wurde seine Diät (1996 erstmals als Taschenbuch erschienen) von ihm selbst und zahlreichen seiner Patienten erfolgreich erprobt. Die Markert-Diät stellt eine Form des modifizierten Fastens dar. Der Proteinabbau, der bei extrem hypokalorischen Diäten zwangsläufig auftritt, wird durch Einnahme eines Eiweißpräparates (spezieller Sojaeiweiß-Milcheiweiß-Honig-Enzymdrink: im Handel erhältlich als Almased Vitalkost) eingeschränkt.

Laut Kundeninformation besteht das Präparat zu 53 Prozent aus Soja- und Milchprotein und zu rund 20 Prozent aus Kohlenhydraten sowie aus Vitaminen und Eisen. Der Eiweißdrink soll bevorzugt in Wasser, Tee, Kaffee oder Magermilch angerührt werden. Außerdem sollen täglich rund 2 Liter einer Gemüsebrühe über den Tag verteilt getrunken werden, die aus rund 400 g besonders vitaminreichen Gemüse (Karotten, Paprika, Tomate, Brokkoli, Lauch, Zwiebeln, Kartoffeln) sowie Pflanzenöl zubereitet wird. Die gesamte Flüssigkeitszufuhr aus Proteindrink, Gemüsebrühe sowie Tee und Wasser soll möglichst 3,5 Liter pro Tag betragen.

Laut Markert ist es sehr wichtig, dass ausschließlich flüssige Nahrung aufgenommen wird, da jeder feste Nahrungsstoff den Erfolg der Diät zunichte machen würde. Die Fastenkur soll durch ein Sportprogramm begleitet werden, das aus gymnastischen Übungen und einem Ausdauertraining besteht. Der Ausdauersport soll dreimal pro Woche intensiv betrieben werden.

Stimulation der Schilddrüsenhormone

Der Eiweißdrink, die Gemüsebrühe, der Ausschluss fester Nahrung und das Sportprogramm sollen dazu dienen, die Produktion von Triiodthyronin (T3), der aktiven Form der Schilddrüsenhormone, zu stimulieren. Dadurch soll der bei extrem hypokalorischen Diäten übliche Jo-Jo-Effekt verhindert werden. Die gesteigerte T3-Synthese soll zu einem erhöhten Grundumsatz während der Fastenperiode führen. Die negative Energiebilanz soll zu einem echten Gewichtsverlust, das heißt zu einem ausschließlichen Fettabbau von 3 bis 4 k g pro Woche führen.

Nach ein- bis zweiwöchiger Fastendauer soll die Rückkehr zu normalen Essgewohnheiten erfolgen. Der Stoffwechsel ist angeblich durch die T3-Erhöhung so "angekurbelt", dass eine lebenslang streng kalorienarme Ernährung nicht notwendig ist. Dieser Zustand soll durch gelegentliche Einnahme des Eiweißpräparates aufrecht erhalten werden. Dr. Markerts Tipps, wie das Gewicht gehalten werden kann, lauten z. B. "Nicht zuviel, nicht zu fett und nicht zu kalorienreich essen. Besorgen Sie sich eine Kalorientabelle... Frauen sollten auf nicht mehr als täglich 1500 kcal kommen..."

Beurteilung: wissenschaftlich nicht nachvollziehbar

Aufgrund der Kombination von extrem hypokalorischer Diät mit intensivem körperlichen Training ist mit einer starken Gewichtsabnahme zu rechnen. Da die Fastenperiode auf ein bis zwei Wochen begrenzt wird, ist es unwahrscheinlich, dass Nährstoffmangelerscheinungen auftreten. Wird das Eiweißpräparat mit Milch angerührt, so werden zusätzlich die Nährstoffe der Milch aufgenommen. Nach Empfehlung von Dr. Markert sollte der Eiweißdrink jedoch bevorzugt in Wasser angerührt werden. Dadurch entspricht das Präparat nicht § 14 a der Diätverordnung, der einen Mindeststandard bzw. den Gehalt an Protein, Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen in Formuladiäten festlegt.

Durch die Eiweißzufuhr soll der Abbau körpereigenen Proteins verhindert oder minimiert werden. Demgegenüber zeigen Studien, dass es auch bei einem proteinsubstituierten Fasten zu Beginn zu einem Verlust an körpereigenem Eiweiß kommt, was an einer negativen Stickstoffbilanz erkennbar ist. Diese kommt erst nach zwei- bis dreiwöchiger ausreichender Proteinzufuhr wieder ins Gleichgewicht. Angesichts der minimalen Kalorienzufuhr können zahlreiche subjektive Beschwerden auftreten, wie z.B. Schwindel und Kreislaufstörungen, Frieren. Bei adipösen Patienten mit chronischen Erkrankungen können auch ernstere Komplikationen nicht ausgeschlossen werden, darauf weist Dr. Markert in seinem Buch nicht hin.

Die Kernaussage von Dr. Markert, durch die Diät das aktive Schilddrüsenhormon T3 zu erhöhen und damit den Jo-Jo-Effekt zu verhindern, ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Vielmehr haben Studien gezeigt, dass bei proteinsupplementiertem Fasten bzw. bei Energiemangel die T3-Spiegel abfallen, während die Speicherform Thyroxin (T4) sowie das inaktive rT3 ansteigen. Bei isokalorischen Diäten mit rund 440 kcal pro Tag ist ein höherer Proteinanteil in der Ernährung sogar mit niedrigeren T3-Spiegeln assoziiert. Nach Beendigung der Diät bleiben die T3-Werte erniedrigt. Eine Proteinsupplementation hat somit keinen Einfluss auf den durch Energiemangel induzierten T3-Abfall. Allgemein wird der Einfluss der Ernährung auf die Schilddrüse – mit Ausnahme von Iod – als sehr gering eingestuft.

Das intensive Sportprogramm erhöht den Energieverbrauch und die negative Energiebilanz. Die Folge ist ein Abfall des T3-Spiegels. Die allgemeinen Ratschläge, nicht zuviel, nicht zu fett und nicht zu kalorienreich zu essen, sind seit jeher die Grundregeln einer energiereduzierten Kost, mit der das Körpergewicht reduziert oder in Grenzen gehalten werden kann. Die Durchführung der Markert-Diät bietet daher keine besonderen Vorteile gegenüber vergleichbaren Maßnahmen.

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