Arzneimittel und Therapie

Zulassungserweiterung: Paroxetin bei posttraumatischer Belastungsstörung

Als erster SSRI (selektiver Serotonin Reuptake Inhibitor) hat Paroxetin nach einer Information der Firma SmithKline Beecham Pharma eine Zulassung zur Therapie der posttraumatischen Belastungsstörung erhalten.

Paroxetin (Seroxat) ist ein SSRI, dessen Wirkung gegen depressive Störungen und Angstsymptome gut belegt ist. Die Zulassung erstreckte sich bislang auf depressive Erkrankungen, Zwangsstörungen, Panikstörungen mit oder ohne Agoraphobie sowie die soziale Phobie. Damit war Paroxetin bereits vor der Zulassungserweiterung der SSRI mit dem breitesten Indikationsgebiet. In Deutschland ist Paroxetin das erste und bisher einzige Medikament, das zur Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung zugelassen ist.

Erkrankungen des Serotonin-Spektrums

Viele psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen, lassen sich auf eine Störung der serotonergen Neurotransmission zurückführen. Man spricht daher auch von Serotonin-Spektrumserkrankungen. Paroxetin gleicht eine Serotonin-Dysbalance aus, indem es die schnelle Wiederaufnahme von Serotonin in das präsynaptische Neuron hemmt und so die Konzentration im synaptischen Spalt erhöht.

Angststörungen

Das jetzt hinzugekommene Krankheitsbild der posttraumatischen Belastungsstörung (engl.: post traumatic stress disorder = PTSD) gehört zu den Angststörungen. Es wird durch traumatische Erlebnisse wie schwere Verkehrsunfälle, Verbrechen, Brandkatastrophen oder Kriegshandlungen ausgelöst. Die Betroffenen durchleben die traumatischen Ereignisse in ihren Träumen oder Phantasien immer wieder. Dieses angstvolle Nacherleben der belastenden Situation kann durch auslösende Stimuli wie etwa Reifenquietschen oder Brandgeruch ausgelöst werden. Die Patienten vermeiden daher Situationen, die an das Erlebnis erinnern könnten.

Weiterhin kommt es zu einer emotionalen Verflachung, die weder offene Freude noch Traurigkeit zulässt. Die sozialen Aktivitäten der Patienten sind häufig eingeschränkt, die Lebensqualität schon aufgrund des Vermeidungsverhaltens stark gemindert. Durch die Furcht vor der ständig wiederkehrenden Angst kommt es zu einer ständigen Aktivierung des sympathischen Nervensystems, erkennbar an einer ständig erhöhten Herzfrequenz, an Muskelverspannungen, Reizbarkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen.

Zusammenhang mit Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft

Die Komorbidität mit anderen psychischen Störungen ist hoch. 50% der Patienten leiden irgendwann im Verlauf der Erkrankung auch an einer Depression, 30% an Phobien und 15% an einer generalisierten Angststörung. 50% der betroffenen Männer und 25% der Frauen weisen einen Alkoholmissbrauch auf. Ein Drogenmissbrauch kommt in etwa dem gleichen Prozentsatz vor.

Die Häufigkeit der posttraumatischen Belastungsstörung hängt stark von der Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft ab. Sie ist z.B. in den USA bedeutend höher als in Westeuropa. Die Inzidenz in Europa beträgt 1% bei Männern und 2,2% bei Frauen.

Therapeutisch sollte die posttraumatische Belastungsstörung durch eine Psychotherapie bei gleichzeitiger Pharmakotherapie angegangen werden. Die empfohlene Paroxetin-Dosis beträgt 20 mg/Tag. Sie kann bei Bedarf auf 50 mg/Tag erhöht werden. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad. Bei chronischen Verläufen muss mit einer Therapiedauer von einem Jahr und länger gerechnet werden.

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