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Pillen der dritten Generation: Risiko für Thromboembolien doppelt so hoch

(la). In Deutschland nehmen etwa 670 000 Frauen niedrig dosierte Kontrazeptiva der dritten Generation mit den Gestagenen Desogestrel oder Gestoden ein. Diese Präparate sollen jedoch im Vergleich zu Kontrazeptiva mit Levonorgestrel, einem Gestagen, das bei Pillen der zweiten Generation üblich ist, das Risiko für venöse Thromboembolien verdoppeln. Dies ist das Ergebnis einer erneuten Auswertung einer Studie, die in der aktuellen Ausgabe des "British Medical Journals" veröffentlicht wurde.

Erst vor drei Monaten erschienen im "British Medical Journal" die Ergebnisse einer Untersuchung, die für Pillen der dritten Generation Entwarnung gaben. "Thromboserisiko nicht erhöht", hieß es daraufhin in der Ärzte Zeitung vom 21. August. Interessanterweise basieren diese Ergebnisse auf dem gleichen Datenmaterial wie die aktuelle Publikation, die im Gegensatz dazu jedoch vor einem erhöhten Risiko für Thromboembolien durch Pillen der dritten Generation warnt. "Für die nicht sorgfältige Überprüfung der damals vorgelegten Fakten entschuldigen wir uns", hieß es deshalb im Vorwort des Herausgebers des "Britisch Medical Journals" zur jetzigen Ausgabe. Die neuen Daten seien sorgfältiger recherchiert.

Nun scheint es also erwiesen zu sein, dass die Pillen der dritten Generation mit den Gestagenen Desogestrel oder Gestoden das Thromboembolierisiko im Vergleich zu Pillen der zweiten Generation mit Levonorgestrel verdoppeln. Desogestrel ist z. B. enthalten in Desmin, Lovelle und Marvelon. Gestoden findet sich in Präparaten wie Femovan und Minulet. 106 Fälle von Thrombosen in England zwischen 1993 und 1995, einer Zeit, in der noch nicht vor erhöhtem Thromboembolierisiko gewarnt wurde, und zwischen 1998 und 1999 wurden dazu genauer untersucht. Nach 1995 sanken die Verordnungszahlen von Drittgenerationspillen in Großbritannien und Deutschland erheblich ab. Die Gefährdung jedoch bleibt, deutlich mehr Frauen, die die Pille der dritten Generation eingenommen hatten, entwickelten eine Thrombose. Im Vergleich zu Levonorgestrel waren es unter Desogestrel und Gestoden etwa doppelt so viele.

Insgesamt gesehen kommt es unter der Einnahme oraler Kontrazeptiva nur selten zu Thrombosen. Die Wissenschaftler werteten Daten von 1,3 Millionen Frauen aus, die medikamentös verhüteten. Bei 106 Fällen entspricht dies einer Thrombosehäufigkeit von weniger als 1 : 100 000. Trotzdem werden nun z. B. in der aktuellen Ausgabe des "arznei-telegramm" (13. November) aufgrund dieser Ergebnisse Anwendungsbeschränkungen für die Pillen der dritten Generation gefordert.

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