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Das Internet gehört zu den größten Erfindungen der Menschheit. Es lässt sich zur Sorte der Fortschritte zählen, die - wie zum Beispiel das Fortbewegungsmittel Flugzeug - unser Leben, unsere Art zu leben und zu arbeiten, verändern: Das Internet als (R)Evolution. Die Auswirkungen sind bereits deutlich spürbar, auch in unserem täglichen Arbeitsleben. Und die Veränderungen nehmen zu. Wie bei jedem Fortschritt gibt es dabei positive und negative Seiten. Die weltumspannende Kommunikation im weltweiten Netz, die leichte Informationsbeschaffung, E-Mails - wer wollte darauf heute noch verzichten.

Wünschenswert ist auch der Handel via Internet, solange es sich um seriöse Anbieter und "normale" Waren handelt - die Probleme beginnen hier, wenn Anbieter kriminell sind und es sich um Waren handelt, die bei falscher Anwendung unsere Gesundheit gefährden können. Aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus hat daher die Bundesrepublik über das Versandhandelsverbot im Arzneimittelgesetz das Versenden von Arzneimitteln verboten. Ein über das Internet leicht verbreitbares Bestellangebot an Arzneimitteln öffnet Fälschungen die Tore, gefährdet aufgrund mangelnder oder nicht erfolgter Beratung die Sicherheit und verleitet zum Nichteinhalten von Vorschriften wie z. B. der Verschreibungspflicht.

Vor diesem Hintergrund kämpft man hier gegen Internetapotheken im Ausland, die nach Deutschland versenden. Prominentestes Beispiel ist derzeit 0800DocMorris, die niederländische Internetapotheke, die bereits einen Arzneiversand nach Deutschland einrichtete. Eine einstweilige Verfügung, die bekanntlich der Deutsche Apothekerverband vor dem Landgericht Frankfurt/Main erwirkt hat, wird das Treiben stoppen - jedenfalls vorerst. Dass sich die Betreiber der Versandapotheke damit nicht zufrieden geben wollen, liegt auf der Hand. Sie haben schon angekündigt, in die nächst höhere Instanz zu gehen. Und sie haben sich - nach dem Motto "gemeinsam sind wir stark" - mit vier weiteren europäischen Internet-Apotheken zusammengetan unter dem staatstragenden Namen "European Association of Mail Service Pharmacies". Sie wollen sich durch eine Satzung zu bestimmten Qualitätsanforderungen an den Versandhandel mit Arzneimitteln verpflichten, um sich dadurch von "schwarzen Schafen" abzugrenzen - ein Schritt, den wir vor dem Hintergrund der Äußerungen unserer Bundesgesundheitsministerin ernst nehmen müssen. Andrea Fischer kann sich nämlich sehr wohl einen Versandhandel mit Arzneimitteln vorstellen, wenn er denn sicher ist.

Egal, ob man nun Anhänger oder Gegner des Versandhandels ist, das Internet mit dem Thema Arzneiversandhandel wird uns auch weiterhin beschäftigen - Ausgang ungewiss. Letztendlich wird der Kunde, der Patient entscheiden, ob er den umständlichen und unsicheren Weg übers Web wählen will oder den direkten Weg in seine Apotheke um die Ecke. Und dabei wird es auch auf die Freundlichkeit, Lieferbereitschaft und die Dienstleistungsangebote der traditionellen Apotheke ankommen, welchen Weg er in Zukunft vorzieht. Möglicherweise werden wir dabei intensiv über Zustellmöglichkeiten per Boten nachdenken müssen. Da ist fraglich, ob sich der "begründete Einzelfall", bei dem eine Zustellung erlaubt ist, noch halten lässt.

(R)Evolution Internet - das trifft auch für die Präsentations- und Informationsmöglichkeiten des Internets zu: Stichwort Gesundheitsportale. Die ABDA hatte ihr großes Gesundheitsportal der Apotheken, das sich auch an jedermann richten soll, für diesen Herbst angekündigt - bis jetzt heißt es nur "www": wait, wait, wait auf nächstes Frühjahr, nächsten Sommer oder Herbst? Unterdessen rüsten die beiden großen Pharmagroßhandlungen mächtig auf. Gehe bietet unter apotheke.com ein Portal an und möchte möglichst alle Apotheken darunter präsentieren, Phoenix hat bereits mit MyPIN ein Gesundheitsportal, das sich einerseits mit Gesundheitsinformationen an den Endverbraucher wendet, andererseits den Apotheken neben B2B-Funktionen die einfache Einrichtung von Homepages und sogar eines virtuellen Shops für Freiverkäufliches ermöglicht. Also, bleiben Sie dran am und drin im Netz.

Ein weiteres Thema, das uns beschäftigen wird: die Verhandlungen zum Thema Importarzneimittel. Mein Kurzkommentar dazu: reine Schikane der Krankenkassen. Denn durch Verordnung von Generika wird wesentlich mehr eingespart als durch Abgabe von Importen. Ein vernünftiges Substitutionsrecht der Apotheke würde weit mehr bringen. Und die Pharmakoökonomie etabliert sich still und leise. Eine europäische Konferenz zu diesem Thema zeigte, dass die Pharmakoökonomie - neben Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität - zur vierten Hürde bei der Zulassung werden könnte.

Peter Ditzel

Noch nicht aller Tage Abend...

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