DAZ aktuell

Rauschgiftkonsum: Deutschland – eine Kokaingesellschaft?

BONN (diz/bzga). Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert, dass ein Trend zu gestiegenem Kokainkonsum durch vorliegende Daten nicht bestätigt werden kann.

Seit rund zwei Wochen erfolgt in Deutschland eine intensive Berichterstattung über den Konsum von Drogen, speziell von Kokain. In vielen Veröffentlichungen wird von einer Zunahme des Kokaingebrauchs gesprochen und es wird der Eindruck erweckt, als sei Kokain bereits eine Alltagsdroge der gesamten Gesellschaft. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in einer Presseinformation hierzu mitteilt, seien Grundlage dieser Darstellungen allerdings in der Regel Einzelbeobachtungen und Berichte über Drogenerfahrungen prominenter Persönlichkeiten.

Zur Datenlage

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung führt seit 1973 in regelmäßigen Abständen eine Repräsentativerhebung zur Drogenaffinität Jugendlicher und junger Erwachsener im Alter von 12 bis 25 Jahren durch. Danach haben bei der letzten, 1997 erhobenen Befragung, 0,7 Prozent der 12 bis 25-Jährigen mindestens einmal Kokain in den zurückliegenden 12 Monaten (12-Monats-Prävalenz) genommen. Die im gleichen Jahr durchgeführte Studie des Bundesministeriums für Gesundheit, die die Gruppe der 18 bis 59-Jährigen erfasst, zeigt in dieser Altersgruppe, dass in den westlichen Bundesländern weniger als 1 Prozent (ca. 0,7 Prozent) und in den östlichen Bundesländern weniger als 0,5 Prozent (ca. 0,2 Prozent) im Verlauf der vergangenen 12 Monate Kokain konsumiert haben. Neue Daten zu beiden Studien werden im Frühjahr 2001 vorliegen. Zur Zeit gebe es keinen Anhaltspunkt dafür, dass sich die Zahl der Kokainkonsumenten in größerem Ausmaß verändert habe, wenn man die Ergebnisse der beiden, von "Max" und "Focus" in Auftrag gegebenen Umfragen (Herbst 2000) betrachte, so die Pressinformation. Jeweils 1 Prozent der Gesamtbevölkerung erkläre, schon einmal Kokain konsumiert zu haben. Danach sind - wie schon 1997 - 99 Prozent der Deutschen keine Kokainkonsumenten. Ein Trend ist für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nicht erkennbar: Aus den vorliegenden Daten lässt sich keine Zunahme des Kokainkonsums in der Allgemeinbevölkerung ableiten.

Kokain und seine Wirkung - Faszination und Realität

Da die Datenlage als solche keinen Neuigkeitswert darstellt, erzeugt vor allem die Art der Darstellung der Droge Kokain, der Erfahrungen ihrer Konsumenten, der Beschaffungswege sowie der Zubereitungsregeln eine Faszination - vor allem dann, wenn man die z. T. sehr positive Berichterstattung über Kokainwirkungen für wahr und real hält. An dieser Stelle gelte es jedoch, so die BZgA, auf die tatsächliche Wirkung von Kokain und deren Langzeitfolgen ausdrücklich hinzuweisen: Kokain besitzt ein sehr hohes Suchtpotenzial. Der zunächst aktivitätssteigernden und euphorisierenden Wirkung folgt in der Regel ein "Tief", in dem man sich angespannt, müde und missmutig fühlt. Durch das Kokain-Schnupfen wird die Nasenscheidewand angegriffen. Dauernde hohe Dosierungen führen zu Depressionen und Wahnvorstellungen. Bei Überdosierung besteht die Gefahr einer tödlichen Atemlähmung und/oder Herzschwäche. Als Langzeitfolge ergibt sich ein Leben zwischen Misstrauen, tiefen Depressionen, Verzweiflung und manisch-euphorischer Überaktivität. Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Abmagerung bis zum körperlichen Verfall, Persönlichkeitsveränderung sowie die Entstehung von Psychosen sind als längerfristige Wirkungen des Kokainkonsums festgestellt worden.

Drogenmythos und Prävention - zwei sich widersprechende Ziele

Bereits seit Jahren beobachte die BZgA, dass eine intensive, stofforientierte Berichterstattung über Drogen eine Faszination erzeuge, die gerade auf Jugendliche und junge Erwachsene animierend wirke und die Probierbereitschaft steigern könne. Vor allem eine Darstellung, die den Drogenkonsum als Ausdruck eines positiven Lebensgefühls, als Mittel zur Steigerung von Leistungsfähigkeit und Kreativität und als Normalität in unserer Gesellschaft darstelle, erwecke die Bereitschaft zur Nachahmung. Eine eher "werbende" Berichterstattung über Drogen widerspricht nach Ansicht der BzgA somit den Aufklärungsbemühungen, die auf eine sachliche, unaufgeregte und entmystifizierende Information setzen. Der Prävention dienlich sei deshalb eine Information, die das Suchtpotenzial und die gesundheitlichen Risiken jeder Droge deutlich herausstelle und auf diese Weise ihren Mythos entzaubere.

Kasten

Suchtberatungstelefon

Für alle diejenigen, die Fragen zum Thema Drogen und Sucht haben, weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihr Suchtberatungstelefon hin, das unter der Telefon-Nummer (02 21) 89 20 31 montags bis donnerstags von 10.00 Uhr bis 22.00 Uhr und freitags bis sonntags von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr besetzt ist.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.