DAZ aktuell

PTA dringend gesucht (Randnotiz)

Der Arbeitskräftemangel macht Deutschlands Apotheken zu schaffen: Besonders PTAs werden an vielen Orten verzweifelt gesucht - und nicht gefunden. Woran das liegt, darüber wurde in den letzten Wochen viel geschrieben, geredet, spekuliert. Und es wurden viele Ansichten darüber geäußert, wie man aus der Misere herausfinden könnte und was man ändern müsste. Der Arbeitgeberverband ADA meint, es könne und dürfe nicht seine Aufgabe sein, die Tarifgehälter zum jetzigen Zeitpunkt "überproportional anzuheben ". Denn wenn keine Apotheke mehr die Gehälter zahlen könne, sei niemandem geholfen. Ohnehin hätten die Berufe in der Apotheke noch eine hohe Attraktivität - das beweise der Andrang an Universitäten und PTA-Schulen. Man müsse "nach anderen Wegen " suchen, um dem Mangel zu begegnen - ein Vorschlag kommt jedoch nicht (siehe DAZ Nr.42,S.29). Der Deutsche Apothekertag sah die Lösung des Problems in einer Erhöhung der Ausbildungskapazitäten und forderte dafür sogar Steuergelder ein. Wer sich in diesen Wochen jedoch einmal mit PTA-Schulleitern unterhält, hört Erstaunliches: Es mangelt nicht an Ausbildungsplätzen, sondern an Bewerbern! Viele Schulen könnten eine weitaus höhere Zahl an PTAs ausbilden - wenn es nur Interessenten gäbe! Was Baden-Württemberg betrifft, so mag die Ursache für den PTA-Mangel sogar bei den Arbeitsämtern liegen. Dort werden nämlich mehr arbeitslose PTAs gezählt als Stellensuchende (Zahlen für 1999: 145 Arbeitslose, 71 Suchende). Die Berater der Arbeitsämter sind in solchen Fällen gehalten, den Beruf nicht zu empfehlen - Folgen siehe oben.

Wie es zu dieser Arbeitsamt-Statistik kommt, darüber ließe sich diskutieren, spekulieren, ins Blaue hinein fantasieren. Dringend nötig wäre es, von offizieller Seite - also von Seiten der Landesapothekerkammern - eine Richtigstellung zu fordern und von den Arbeitsämtern und Berufsberatern zu verlangen, die Wirklichkeit zur Kenntnis zu nehmen. Dass die Berufe in der Apotheke nach wie vor Selbstläufer und attraktiv sind, wie der ADA es meint - auf diese Einschätzung würde ich mich nicht verlassen. Auch auf dem Deutschen Apothekertag wurde die nachlassende Anziehungskraft der Berufsbilder festgestellt und bedauert, im Übrigen sogar das geringe Gehaltsniveau als Grund genannt.

Die ABDA ist auf dem richtigen Weg, wenn sie die Apothekenberufe in den Mittelpunkt des nächsten "Tag der Apotheke" stellen will, der für das Frühjahr 2001 geplant ist. Denn ganz im Ernst: wer in der Bevölkerung weiß schon auf Anhieb, was die Abkürzungen PTA oder gar PKA bedeutet? Hier ist Aufklärungsarbeit nötig, die über ein paar Vierfarbprospekte mit wenig aussagekräftigen Sprüchen hinausgeht. Warum nicht die Redakteurinnen von Jugend- und Frauenzeitschriften zu einer Pressekonferenz einladen und dabei umfassend die Berufsbilder vorstellen? Warum nicht regelmäßig und immer wieder die verantwortungsvolle Arbeit von zigtausenden Frauen positiv herausstellen und dabei gleichzeitig neugierig machen auf einen anspruchsvollen, krisensicheren Beruf?

Noch ein Wort zu den Gehältern: Sie machen nur einen Teil der Attraktivität eines Berufes aus. Wenn man sich einig ist, dass gewisse Grenzen nicht überschritten werden können, muss der nicht-materielle Teil, der die Attraktivität des Berufes bestimmt, deutlich und spürbar erhöht werden. Eine lohnende Aufgabe für die Zukunft - auch für den ADA.

Reinhild Berger

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