Berichte

Mykologie-Kongress in Berlin

Vom 14. bis 16. September 2000 fand im soeben renovierten Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem die 34. Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft mit insgesamt 300 Teilnehmern statt. Eröffnet wurde die Tagung vom Vorsitzenden der Gesellschaft, Prof. Dr. H. C. Korting von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München.

In seiner Ansprache betonte Korting, dass es sich bei dieser Tagung um eine interdisziplinäre Veranstaltung handelt, was nicht zuletzt durch die Wahl der beiden Tagungsleiter, Prof. Dr. M. Schäfer-Korting vom Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin und Prof. Dr. H.-J. Tietz von der Hautklinik des Klinikums Charite der Humboldt-Universität Berlin, deutlich wurde.

Frau Schäfer-Korting, die schon lange in der Gesellschaft aktiv tätig ist, ist es zu danken, dass erstmals die Bedeutung der pharmazeutischen Wissenschaften im Kontext der Klinischen Mykologie durch die Gestaltung des Programms der Jahrestagung klar dokumentiert worden ist.

Schleimpilz als Testmodell

Im einleitenden Hauptvortrag von Prof. Dr. Th. Dingermann, Universität Frankfurt, ging es um einen "Schleimpilz als Modell in der Arzneimittelforschung". Dictyostelium discoideum heißt der eukaryontische Mikroorganismus, der weniger für den Mykologen in der Klinik von Bedeutung ist als vielmehr für den Arzneimittelforscher.

Mithilfe von verschiedenen D. discoideum-Stämmen kann in einem speziellen Testsystem die eventuell vorhandene Teratogenität von neu entwickelten Arzneistoffen entdeckt und auch quantifiziert werden. Dabei macht man sich zu nutze, dass D. discoideum nicht nur als Einzeller wächst, sondern unter bestimmten Bedingungen einen ganz spezifischen Entwicklungszyklus durchläuft. Dieser Entwicklungszyklus wird durch teratogene Substanzen beeinflusst.

Obwohl dieses Testsystem sowohl kostengünstig als auch bezüglich der Diskussion über Tierversuche positiv zu beurteilen ist, bleibt abzuwarten, inwieweit es sich auch industriell zur Testung der Teratogenität von Arzneistoffen durchsetzen wird.

Behandlung von Kandidosen

Es gab dann eine Reihe von Vorträgen über Candida albicans, die vor allem bei immunsupprimierten Patienten ausgedehnte Haut- und Schleimhautinfektionen verursachen kann. Unter anderem handelte ein Vortrag von PD Dr. Hube aus Berlin von bestimmten Virulenzfaktoren bei der Infektion mit C. albicans.

Man hat herausgefunden, dass sezernierte Aspartat-Proteinasen für die Pathogenität von C. albicans entscheidend sind. Die zehn existierenden Proteinasen aus derselben Genfamilie werden je nach Infektionsstadium und Infektionsort (z.B. Mund- oder Vaginalschleimhaut, Leber) sowohl qualitativ als auch quantitativ unterschiedlich exprimiert. Außerdem ist bekannt, dass die Proteinasen von C. albicans durch Proteinaseinhibitoren wie Saquinavir, die in der HIV-Therapie eingesetzt werden, ebenfalls gehemmt werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich daraus in Zukunft einmal ein Ansatz zur Behandlung von Kandidosen ableiten wird.

Dermatomykosen bei Kindern

Prof. Dr. Schmeller, der Vorsitzende des Vereins "Ärzte helfen hautkranken Kindern in Afrika e.V.", beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Prävalenz von Dermatomykosen bei Kindern in Ostafrika und stellte durch viele Fotos sehr anschaulich die verschiedenen Hautmykosen dar.

1993 untersuchte er 5780 Kinder in Schulen in Westkenia und fand bei 10% der untersuchten Kinder eine Dermatomykose. In 3/4 der Fälle handelte es sich dabei um Tinea capitis, eine Pilzinfektion der Kopfhaut durch Dermatophyten. Obwohl die Kinder behandelt wurden, änderte sich die Prävalenz in den letzten 5 Jahren nicht, was wohl daran liegt, dass die Lebensbedingungen und das Umfeld der Kinder unverändert blieben.

An den drei Veranstaltungstagen wurden auch viele weitere klinische Vorträge gehalten, und sowohl der Wandel der Krankheitsbilder als auch neue Therapieansätze wurden vorgestellt.

Arzneistoffe aus Pilzen

Ein besonderer Höhepunkt für Pharmazeuten war sicherlich das Symposium "Arzneistoffe aus Pilzen". Prof. Dr. Gellissen von der Firma Rhein Biotech, Düsseldorf, berichtete über den Hefepilz Hansenula polymorpha, der für die gentechnische Herstellung von Hepatitis-B-Vakzinen und Hirudin verwendet wird. Er führte seine Zuhörer dabei hervorragend in die Grundlagen der Biotechnologie ein.

Ein weiterer Vortrag innerhalb dieses Symposiums beschäftigte sich mit Malassezia furfur, einem Hefepilz, der zum Krankheitsbild Pityriasis versicolor führen kann. Dies ist eine oberflächliche Erkrankung der Haut, die vor allem bei stark schwitzenden Patienten auftritt. Es kommt dabei zu gelb-bräunlichen Flecken, vor allem im Bereich von Brust und Rückenmitte.

Durch mangelnde Bräunung dieser Bereiche erscheinen diese Stellen im Sommer eher weiß. Dies kommt daher, berichtete PD Dr. Mayser aus Gießen, dass die Melaninsynthese an diesen Stellen eingeschränkt ist. Trotzdem kommt es bei den betroffenen Patienten an diesen Stellen nicht zu einem Sonnenbrand, was darauf schließen ließ, dass dieser Pilz eine Art UV-Filter besitzen muss. Diese UV-Licht absorbierende Substanz, ein gelbliches Indolderivat, konnte auch isoliert werden. Als man sich überlegte, die Substanz zu patentieren, um sie eventuell in Sonnenschutzcremes einzusetzen, stellte man fest, dass diese Substanz erst kürzlich von einer japanischen Arbeitsgruppe patentiert worden war, die sie in einem Bakterium entdeckt hatte.

Mykologie Forum

Die Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft (DMG) gibt eine neue Mitgliederzeitschrift heraus: Mykologie Forum.

Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich und wird vom Vorstand der DMG herausgegeben (Vorstandsvorsitzender: Prof. Dr. H. C. Korting). Weitere Informationen: Tel. (02943) 486880

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